Die Familie Rosenwach baut seit über 100 Jahren die Wassertanks über den Dächern New Yorks

Andrew Rosenwach mit seinem Sohn Henry vor einem seiner Wassertürme – Foto Pat O’Brien

Da der natürliche Wasserdruck in New York zu niedrig ist, um das Wasser auch in höhere Stockwerke zu befördern, haben abertausende New Yorker Gebäude Wassertanks auf den Dächern, die zu Wahrzeichen der Stadt wurden.

Mittels elektrischer Pumpen wird das Wasser zum Tank gepumpt. Die Schwerkraft lässt es dann durch das Gebäude fließen, wo es in Becken, Badewannen und Toiletten strömt. Die Tanks erfüllen zudem die Funktion einer Notration Wasser und dienen daneben der Feuerwehr als Löschwasserreservoirs. Ein typischer Tank ist um die vier Meter hoch, misst viereinhalb Meter im Durchmesser und enthält knapp 40.000 Liter.

Seit mehr als hundert Jahren gibt es die „Water Tanks“ in New York. Die meisten davon baute Rosenwach Tanks, ein Familienunternehmen, das heute in der fünften Generation von Andrew Rosenwach geleitet wird.

1866 gründete der Küfer (Fassbinder) William Dalton die Firma. 28 Jahre später stellte Dalton den fleißigen polnischen Einwanderer Harris Rosenwach ein, der nur zwei Jahre später das Geschäft von Daltons Witwe Mary für 55 Dollar übernahm. Harris sattelte von Fässern auf Wassertanks um, nachdem die Stadt diese den Hausbesitzern zur Auflage gemacht hatte, um bei Feuer schnell große Mengen Wasser verfügbar zu haben.

„Bis in die 50er Jahre gab es noch 15 oder 20 Firmen, die Wassertanks produzierten. Dann erfand mein Vater Wallace eine Methode, Wassertanks innerhalb von nur zehn Stunden zu installieren. Vorher konnte es ein paar Wochen dauern“, erzählt Andrew Rosenwach. „Er entwickelte ein ausgeklügeltes System, bei dem fast die gesamte Arbeit in der Werkstatt erfolgen konnte und der Tank dann nur noch wie ein Puzzle auf dem Dach zusammengesetzt werden musste. Die viel kürzere Unterbrechung der Wasserversorgung im Haus bedeutete einen riesigen Wettbewerbsvorteil, und bald waren nur noch wir und die Isseks Brothers im Geschäft. Unsere beiden Firmen sind bis zum heutigen Tag Konkurrenten“, sagt Rosenwach mit einem Schmunzeln.

Foto: Derik Jaffe

Den geschickten Installateuren bei der Arbeit zuzusehen macht Spaß. Beim Austausch eines hölzernen Rosenwach-Tanks auf dem Dach von 670 Broadway, einem sechsstöckigen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, arbeitet ein Team von nur acht Leuten eindrucksvoll koordiniert. In weniger als zwei Stunden haben sie den alten Tank auseinander montiert und entfernt, jeder einzelne Mann mit ganz eigenem Aufgabenbereich. Am Abend ist ein neuer Tank aufgestellt und angeschlossen.

„Holztanks sollen mindestens 30 bis 60 Jahre halten. Tatsächlich sind viele aber erheblich länger in Betrieb. Ein Großteil unserer Tanks in New York steht schon seit den 20er, 30er und 40er Jahren. Wir fertigen auch Stahltanks, die halten nochmal länger, brauchen dafür aber viel mehr Instandhaltung und Reinigung. Die meisten Gebäudebesitzer kaufen nach wie vor Holztanks. In den letzten Jahren wird zunehmend das Holz der Riesen-Thuja (Lebensbaum oder Western Red Cedar) verwendet. Das ist ökologisch am besten, da die Bäume schnell nachwachsen und keine gefährdete Art darstellen“, erklärt Andrew.

Wegen technischer Fortschritte sind die Tanks bei nach 1965 errichteten Gebäuden keine Vorschrift mehr. Weil sie noch dazu von so hoher Qualität sind und eben Jahrzehnte halten, beläuft sich die jährliche Produktion und Installation neuer Tanks heutzutage auf nurmehr 200 bis 300 Stück. Es fällt zwar einiges an Instandhaltungsarbeiten an, aber trotzdem gibt es mit den Wassertanks oft nicht genug zu tun für alle Angestellten. „Das Geschäft mit den Wassertanks ist eine langsam sterbende Zunft, aber in absehbarer Zeit wird es noch Arbeit geben” sagt Rosenwach.

Weil er sich seinen Mitarbeitern gegenüber sozial verantwortlich fühlt, wollte Rosenwach Entlassungen oder Kurzarbeit unbedingt vermeiden. Statt Leute zu feuern, wenn wenig los ist, nutzt der Firmenleiter diese Zeit, um sie in Arbeitsgängen außerhalb ihres Fachbereichs zu schulen. Die Firma bietet seit einigen Jahren auch andere Dienste und Produkte an wie Gebäuderestauration, die Installation von Kühltürmen und zentralen Klimaanlagen sowie die Produktion von Holzmöbeln für Parks. Dank der Erschließung dieser neuen Geschäftsbereiche musste Rosenwach keinen seiner circa hundert Angestellten entlassen. „Unsere Angestellten sind wie Familie. Wir haben keinen Installateur, der nicht mindestens 15 Jahre auf dem Buckel hat. Das sind fleißige Leute, und ich tue, was ich kann, um niemand auf die Straße setzen zu müssen.“

Wie die Generationen vor ihm wird auch Andrew, der die Mitte 60 überschritten hat, einmal das Zepter weiterreichen müssen. Wie sieht es aus mit einem Nachfolger? „Mein Sohn Henry ist schon im Geschäft dabei. Er hat das Zeug dafür, Leute zu führen. Mal sehen.“

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