Rohrpostsystem mit 43 km Strecke transportierte fünfzig Jahre lang Briefe durch New York

“N.Y. Post Office Pneumatic Tube” c. 1912. G.G. Bain Collection.

Unter den Straßen von New York gab es einmal ein gewaltiges Röhrensystem, in dem Post durch Druckluft (Pneumatik) befördert wurde.

In den frühen 1890er Jahren wurde mit dem Bau dieses ‘Pneumatic Tube Mail Network (PTMN)’ genannten Netzwerks, dessen Röhren in einer Tiefe von 1,2 – 1,8 m Tiefe gelegt werden wurden, begonnen. Das Unterfangen war schwierig. Ein Problem war Platzmangel, weil es im Erdreich schon Gas- und Abwasserleitungen gab. Der Grundwasserspiegel stellte eine weitere Schwierigkeit für die Verlegung der Röhren dar. Alle Hindernisse wurden letztendlich überwunden und 1897 ging das System, dessen Verwirklichung sich als viel teurer als erwartet herausstellte, in den Betrieb.

 

In diese Transportkapsel passten 400-600 Briefe – Quelle: Smithsonian National Post Office Museum.

Das PTMN umfasste 43 Kilometer an Röhren, an die 23 Postämter angeschlossen waren. 22 Ämter befanden sich in Manhattan, eines in Brooklyn. Für die Verbindung Manhattan–Brooklyn wurden Röhren über die Brooklyn Bridge verlegt. Das System war wochentags von 5 bis 22 Uhr und samstags von 5 bis 10 Uhr in Betrieb. Pro Tag wurden durchschnittlich 95.000 Briefe zwischen den Postämtern befördert, mit Geschwindigkeiten um die 50 km/h. Ganz unten im Artikel sehen Sie ein Diagramm des PTMN aus Kate Aschers fantastischem Buch ‚The Works‘, das sich mit New Yorks Infrastruktur beschäftigt.

Das PTMN wurde von Privatfirmen gebaut und unterhalten, die der Post dafür Betriebskosten in Rechnung stellten: 17.000 Dollar Miete pro Jahr und Meile sowie noch einmal 40 bis 50 Prozent dieses Betrags für Arbeitsstunden. Die Bundesregierung als Trägerin des Postwesens empfand diese Kosten als exorbitant hoch, vor allem weil man mit dem PTMN aus Platzgründen nur Briefe befördern konnte und keine größeren Sendungen, die mehr Geld eingebracht hätten.

Der Betrieb wurde in den Kriegsjahren 1914 bis 1918 eingestellt, um Geld zu sparen. 1918 entschied sich die Bundesregierung gegen eine Wiederinbetriebnahme. Man wollte stattdessen eine neue Technologie erkunden, von der man sich niedrigere Kosten erhoffte und mit der man auch größere Stücke Post transportieren konnte – das Auto.

1922 erreichten die 192 am PTMN beteiligten Firmen, dass die Rohrpost wieder in Gang gesetzt wurde. Das PTMN existierte dann noch 30 Jahre, wurde jedoch in dieser Zeit immer irrelevanter. 1953 erfolgte die Stilllegung.

Hier das Diagramm aus Kate Aschers Buch ‘The Works’, wo Sie auch die Transportzeiten sehen können.

Asher

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