
Das Knickerbocker Hotel, ein Haus mit 600 Zimmern, wurde sofort nach seiner Inbetriebnahme 1906 zu einem sensationellen Erfolg. Dazu trug die Lage am Times Square bei, der erst zwei Jahre zuvor eröffnet wurde und ein Stopp auf der ersten U-Bahn Linie war.
Von der Times Square Subway gab es eine Tür mit direktem Zugang zum Knickerbocker. Eine einmalige Sache. Ein grosser Schriftzug am Ende der Plattform wies den Nutzern den Weg. Der Gang zum Hotel war sehenswert: «Er ist mit Sofas ausgestattet und mit heraldischen Bannern geschmückt», schwärmte die «New York Times» damals.

Das Hotel war ein Projekt des, auf heutiges Geld umgerechnet, Milliardärs John Jacob Astor IV (1864-1912), ein Nachfahre von John Jacob Astor (1763-1848), einem deutschen Einwanderer und zu seiner Zeit reichsten Mann der USA. John Jacob Astor IV sollte sechs Jahre nach der Eröffnung des Knickerbocker auf der Titanic umkommen.
Zu den illustren Gästen des Hotels zählte Opernsänger Enrico Caruso, der aufgrund der Nähe zum Metropolitan Opera House hier wohnte, gleich eine halbe Etage belegte und auch mal spontane Konzerte vom Balkon aus gab, Unternehmer John D. Rockefeller und F. Scott Fitzgerald, Autor von The Great Gatsby.

Die Bar im Knickerbocker war ein High Society Treff. Hier soll, der Legende nach, der Martini erfunden worden sein. Ein ursprünglich aus Italien stammender Barkeeper soll für John D. Rockefeller erstmals trockenen Wermut mit Gin gemixt haben.
Das Knickerbocker schloss 1920, hier spielte die im Vorjahr eingeführte Prohibition eine Rolle, aber der Ruf des sehr teuren Hotels war wohl auch so nach vierzehn Jahren verblasst und der Besitz diente 95 Jahre lang als Bürogebäude.

2015 wurde die Immobilie als Luxushotel wiedereröffnet. Tür zur Subway und Schriftzug existieren bis heute, aber der unterirdische Zugang ist nicht mehr funktional. «Seine architektonischen Merkmale sind zerbrochen, durchlöchert, blättern ab, platzen ab und bröckeln», schrieb die «New York Times» 2014. «Nur ein apokalyptischer Filmregisseur oder ein unheilbarer Romantiker würde sich zu diesem Raum hingezogen fühlen, der als Lagerraum dient.»


Ursprünglich war der Name Knickerbocker ein Nachname, den einige New Yorker holländischer Abstammung trugen. Nach und nach wurde er zum Spitznamen für alle Bewohner der Stadt. Der volle Name des NBA-Team New York Knicks ist immer noch Knickerbockers.



