
Keine Stadt der Welt hat eine engere Verbindung zur Entstehung der Superhelden Comics als New York. Viele der ersten Generation der Illustratoren und Texter, die bahnbrechende Charaktere wie Superman, Batman und Captain America schufen und später Figuren wie Spiderman, The Fantastic Four und The Avengers erfanden, stammen aus der Stadt, vor allem aus jüdischen Einwanderervierteln wie der Lower East Side in Manhattan. Dazu gehören Stan Lee und Jack Kirby (Spiderman, The Avengers, The Fantastic Four) und Bob Kane (Batman). Vom Anfang der Branche in den 1930er bis in die 1970er-Jahre waren alle großen Comic Verlage ausschließlich hier ansässig.
Superheldengeschichten spielen meist in einem urbanen Umfeld, das entweder New York selbst ist, wie in Spiderman, den Fantastic Four und überhaupt den meisten Comics aus dem Marvel Verlag oder sind stark von der Stadt inspiriert. So heißt die Stadt, in der der Batman für Recht und Ordnung sorgt, zwar ‚Gotham City’, aber fast alles rund um den Fledermausmann beschwört New York herauf: Seien es die Menschen, die er beschützt, die Art-Deco-Wolkenkratzer, von denen aus er über die Stadt wacht oder die Straßenschluchten bei Nacht. Auch Metropolis, die Stadt, die Superman seit bald 90 Jahren immer wieder vor dem Untergang rettet, steht in vieler Hinsicht für New York.
Ursprünglich waren Comicbände nur in Heftform verkaufte erweiterte Beilagen der Sonntagszeitungen, wie die ‘Famous Funnies‘, die von vielen Fans als das erste Comic-Heft angesehen wird. Der erste Megaerfolg mit originalem Material war Action Comics Nummer 1 – ein Charakter, der dort das Licht der Welt erblickte, war Superman. Im Konkurrenzblatt Detective Comics gab Batman ein Jahr später sein Debüt. Alles verlegt in New York.



In der Zeit um den Zweiten Weltkrieg herum wurden viele Superhelden eingeführt, darunter Superman, Batman, Flash, Green Lantern und Wonder Woman. Bis Mitte der 1940er-Jahre hatten sich zwei Verlage durch ihren großen Erfolg vom Rest der Szene abgesetzt. Detective Comics, heute als DC Comics bekannt und Timely Comics, später umbenannt in Marvel.


So sehr die Superheroes während der Kriegsjahre beliebt waren, so sehr gerieten sie danach aus der Mode und waren lange von der Bildfläche verschwunden und wären vielleicht ausgestorben, wenn es um 1960 herum nicht eine zweite Welle von Charakteren geschafft hätte, Beliebtheit zu erreichen.
Superman, Batman, Captain America und Kollegen, die in der Zeit von den späten 1930er bis Mitte der 1940er-Jahre entstanden, waren eindimensionale Figuren: Durch und durch edel, stark, ohne persönliche Probleme und ohne Zweifel an sich selbst (auch diese Charaktere sollten in nachfolgenden Jahrzehnten komplexer werden). Die neue Welle, geführt von Marvel Comics, war anders. Es gab vielschichtige Persönlichkeiten mit menschlichen Emotionen und Schwächen.

Die Superkräfte sind für sie nicht immer nur ein Segen, sondern oft auch eine Herausforderung, mit der sie klarkommen müssen, wie der sensible Ben Grimm alias ‚Das Ding‘, der sich in dem grotesken Körper, der ihm übermenschliche Fähigkeiten verleiht, gefangen fühlt.
Anfang der 1972 bekam Luke Cage als erster schwarzer Superheld sein eigenes Heft.

Auch der bekannteste Superhero aus dieser Zeit, der so eng mit New York verbunden ist wie kein anderer, hat seine menschlichen Schwächen. Es ist der 1962 geschaffene Spiderman alias Peter Parker. Einfach nur ein ‚Kid aus Queens‘ zu sein ist wichtiger Teil seiner Identität. Als Peter in dem Spidermanstreifen ‚Far from Home‘ dazu gedrängt wird, mit Superheldentaten die Welt mit zu retten, ist seine erste Antwort „Warum ich? Ich bin doch nur ein High Schooler aus Forest Hills.“


Spätestens seit den 1990er-Jahren sind die größten Einnahmequellen für die Branche nicht mehr Druckerzeugnisse, sondern Filme, TV-Serien und Videospiele, die weltweit Milliardenumsätze erzielen. Alle Filme mit Charakteren aus dem ‘Marvel Universe‘ spielen in New York und oft werden Teile der Dreharbeiten hier durchgeführt. Marvel hat sein Hauptquartier noch immer in Manhattan, DC Comics ist mittlerweile in Hollywood.


