Das New Yorker Gesetz verbietet die Vermietung von ganzen Wohnungen für weniger als 30 Tage in den meisten Fällen. Die große Mehrheit der circa 40.000 Objekte, die bis vor Kurzem über Airbnb angeboten werden, liefen dem entgegen. Trotzdem konnte die Plattform jahrelang mehr oder weniger ungestört agieren und Bestimmungen ignorieren, vor allem weil den Behörden Informationen und Überblick fehlten.
Ein neues Gesetz, Local Law 18, das ab dem 5. September gilt, beinhaltet Vorkehrungen, die, man kann es wirklich ohne viel Übertreibung so sagen, wie eine Bombe in dem Gewerbe einschlugen:
‘Hosts’ wie Anbieter im Airbnb-Jargon heißen, und deren Objekte, müssen jetzt bei der Stadt registriert werden und Airbnb darf keine Zahlungen für ‘Hosts‘ abwickeln, die nicht gemeldet sind oder deren Immobilien nicht gesetzeskonform angeboten werden dürfen. Der lukrativste Teil des Geschäfts, ganze Apartments für unter 30 Tagen zu vermieten, und dabei relativ anonym zu bleiben, ist nur noch schwer möglich. Airbnb spricht selbst von einem ‘de facto’ Verbot.
(Die neuen Regeln gelten auch für andere Plattformen. Airbnb ist der absolute Marktführer in New York, weit abgeschlagen auf Nummer 2 befindet sich Vrbo – Vacation Rentals by Owners).
Local 18 hatte sofortigen Effekt. Eine große Anzahl ‚Hosts’ nehmen derzeit ihre Immobilien vom Markt und Airbnb lässt in vielen Fällen keine Buchungen mehr zu. Die Plattform schätzt, dass schon in der ersten Woche nach Einführung der neuen Bestimmungen 5.300 bestehende Reservierungen von den neuen Regeln betroffen sein werden, auch die Airbnb-kritische Seite Inside Airbnb sieht einen großen Rückgang bei Listings.
Airbnb hatte nie sehr viel Freunde unter den New Yorkern, die keine Wohnungen oder Zimmer vermieten, also 95% oder mehr der Menschen. Viele glauben, dass die Plattform es für Leute, die in der Stadt leben oder leben wollen, noch teurer und schwieriger macht ein relativ bezahlbares Apartment zu finden. Hier ein Beispiel, wie Airbnb Gegner es aufführen.
Ein Apartmentgebäude im Manhattaner Trendviertel East Village hat 40 Wohnungen, je um die 60 qm groß. Die derzeitige Marktmiete, für dieses Apartment beträgt um die 4.000 USD. In sehr vielen solcher Gebäude wird es einige Parteien geben, die weniger bezahlen, weil sie schon lange dort wohnen und es in New York Mietpreisbindung gibt.
In einem dieser mietpreisgebundenen Apartments wohnt seit 25 Jahren ‘Mary Smith’ und zahlte zuletzt 1.500 USD, einem Bruchteil des heutigen Marktwerts. Mittlerweile ist sie aber nach Florida gezogen. Dem Gesetz nach müsste Mary, sobald New York nicht mehr ihr Hauptwohnsitz ist, räumen. Stattdessen vermietet sie das Apartment, in dem drei bis vier Leute schlafen können, auf Airbnb für 400 Dollar pro Nacht (für Gäste viel billiger als zwei Hotelzimmer).
Wenn Mary das nur 10 Nächte pro Monat macht, kommen über 4.000 Dollar in die Kasse. Sie macht Gewinn und hat noch dazu die Möglichkeit, jederzeit nach New York zu kommen – den Menschen, die hier leben oder leben wollen wird aber wertvoller Wohnraum entzogen. Bei Apartments, für die Marktmiete bezahlt wird, wird weniger Gewinn erzielt, aber der Effekt auf den Wohnungsmarkt ist ähnlich.
Den meisten Hausbesitzern gefällt es natürlich auch nicht, dass ihre Gebäude in illegale Hotels umgewandelt werden und andere Mieter im Haus sehen die Sache meist kritisch, wenn in ihrem Zuhause fremde Menschen mit Koffern ein- und ausgehen (ein Freund von mir sieht in einem Apartment auf seiner Etage 2–3-mal im Monat neue Besucher). Oft werden die Airbnb-Gäste dazu angehalten, Gespräche mit Nachbarn am besten zu vermeiden oder zu lügen, falls es doch dazu kommt. Der Bereitsteller der Wohnung trichtert den Besuchern dann beispielsweise ein: “Wenn es sich nicht vermeiden lässt mit Hausbewohnern zu sprechen, sagt Ihnen ‘Ich bin ein Freund von Mary Smith’.
Auch Hoteliers beschweren sich über den Internet-Konkurrenten: Warum müssen wir hohe Auflagen hinsichtlich Brandschutzes, Sozialleistungen, Versicherungsschutz oder Hotelsteuern erfüllen und Airbnb nicht? – lautet die Klage.
Die Plattform hingegen sieht sich als Retter von New Yorkern, die unter finanziellem Druck stehen. Josh Meltzer von Airbnb behauptet, dass viele Leute, die Wohnungen auf der Plattform anbieten, Probleme hätten, in der teuren Metropole über die Runden zu kommen, und deshalb vermieten. Er zeigte sich “enttäuscht”, dass die Stadt immmer ‚airbnb-feindliche‘ Regeln in Kraft setzen will. (Die Darstellung, dass der ‘normale’ Airbnb-Vermieter einfach jemand ist, der ein freistehendes Zimmer vermietet, weil das Geld knapp ist, widerlegt eine Studie von der ‘School of Urban Planning’ der McGill University. Auch auf Inside Airbnb, Seite, gibt es interessante Daten).
Es bleibt für Gäste weiterhin möglich, sich eine Unterkunft über Airbnb zu suchen. Einzelne Zimmer in einem Apartment zu buchen, bleibt auch unter 30 Tagen erlaubt, solange der Hauptmieter selbst während des Aufenthalts anwesend ist.