Wenn man vor den späten 1950er-Jahren die Kopie eines Dokuments brauchte, hatte man es nicht einfach. Durch neu schreiben oder Kohledurschlag konnte man das Schriftstück nur mühsam reproduzieren. Es gab Apparate für Massenkopien wie Mimeographen und Ditto-Maschinen, aber diese erforderte spezielle Ausrüstung und man musste mit chemischen Flüssigkeiten hantieren. In der Praxis war es oft die einfachste Lösung, ein Dokument zu fotografieren und in einer Dunkelkammer zu entwickeln.
In den 1930er-Jahren arbeitete Chester Carlson als Patentschreiber bei Bell Laboratories in New York. Er glaubte, dass ein einfach zu benutzender Kopierapparat ein gewaltiger Erfolg werden könnte. In Carlsons Wohnung in Queens machten er und sein Kumpel, der arbeitslose Physiker, Orro Kornei, sich daran, das Problem zu lösen. Das Herz ihres Systems war ein Fotorezeptor – lichtempfindliches Material, das eine elektrische Ladung aufnehmen und behalten würde, wenn es von Licht getroffen wird.
Der Photorezeptor konnte die verschiedenen Hellen (weißes Papier) und dunklen (Text) Teile eines Dokuments erkennen. Eine statische Ladung zog pulverisierte Tinte an, die dann auf ein Blatt Papier übertragen wurde. “Trockenes Kopieren” nannte Carlson den Prozess, da es keine Schalen mit Chemikalien und Tanks mit Lösungsmitteln mehr gab. Am 22. Oktober 1938 produzierte er die erste Kopie mit dem von ihm entwickelten Verfahren.
1946 wurde seine Technologie von der Fotopapierfirma Haloids in Rochester, New York, aufgegriffen. Am 22. Oktober 1948, genau zehn Jahre nach Carlsons erstem erfolgreichen Versuch, brachte das Unternehmen eine erste Maschine auf den Markt. Der Hersteller erfand ein neues Wort für den Kopierprozess: Xerographie, von Xeros, griechisch, für “trocken” und graphein, griechisch für “schreiben”.
Die Kopierer waren langsam und umständlich zu bedienen, und der Erfolg blieb bescheiden. Das änderte sich 1959 mit der Einführung des Modells Xerox 914. Es war die erste Maschine, die so aussah und lief wie die heutigen Apparate: Glasscheibe, Papier nach unten, sieben Kopien pro Minute, einfache Bedienung. Haloid änderte seinen Namen in Xerox und produzierte Hunderttausende des Modell 914.
Bald standen überall “Xerox Machines”, wie alle die Vorrichtung nannten. Das Verb für kopieren wurde ‘to xerox‘. Die Begriffe wurden auch bei der Nutzung von Maschinen anderer Hersteller verwandt und sind noch heute gebräuchlich.
Obwohl sich der Bedarf von Kopien auf Papier verringert hat, stehen die Maschinen noch in den allermeisten größeren Büros und nutzen grundsätzlich immer noch Carlsons Technologie nutzen.