Die Feuerwehrleute in New York sind wohl die einzigen Menschen, die fast jeder Bewohner mag. Lange vor ihrem heldenhaften Einsatz am 11. September 2001, bei dem 343 von ihnen im Brand des World Trade Center ihr Leben ließen, gaben die New Yorker ihnen den schmeichelhaften Namen „New York’s Bravest“ (New Yorks Mutigste).
Die Anfänge des New York Fire Department (NYFD) lassen sich ins Jahr 1865 zurückverfolgen. Die bezahlte Berufsfeuerwehr wurde zu dieser Zeit ‘Metropolitan Fire Department‘ genannt. Zu Anfang war sie ausschließlich in Manhattan, später dann auch in den anderen ‚Boroughs‘ (Bezirken) Brooklyn, Queens, der Bronx und Staten Island im Einsatz.
Heutzutage gibt es insgesamt 11.400 Feuerwehrleute, alle hauptberuflich, darunter ganze 32 Frauen, die auf 218 Stationen im Stadtgebiet verteilt sind. Zusätzlich gibt es beim FDNY etwa 2.800 Mitarbeiter für medizinische Notfälle und weitere 1.200 zivile Angestellte. Das FDNY ist für 772 km2 dicht besiedeltes Stadtgebiet verantwortlich und ist die größte Feuerwehr in den USA. Das 2024 FDNY Budget beträgt 2,68 Mrd. USD.
Der oberste Dienstherr des FDNY ist der Fire Commissioner. 2022 erlangte zum ersten Mal eine Frau, die erst 40-jährige Laura Cavanaugh, das Amt. Sie kündigte im Juli ohne Angaben von Gründen ihren Rücktritt an, (es war jedoch bekannt, dass es Spannungen innerhalb der Organisation gab) und seit 12. August 2024 belegt Robert Tucker den Posten.
Nicht nur wegen des damit verbundenen Heldenstatus lohnt sich ein Engagement bei der Feuerwehr in New York. Es gibt verhältnismäßig wenig Einsätze, die meisten davon entweder Rettungswageneinsätze oder auch falscher Alarm, also lange Zeiten des Wartens und Nichtstuns. Rechnet man Zuschläge und Überstunden mit ein, dann verdient ein Feuerwehrmann nach fünf bis sechs Jahren Betriebszugehörigkeit bei der FDNY mehr als 100.000 USD im Jahr. Nach 20 Jahren kann er in Rente gehen und erhält für den Rest seines Lebens weiterhin die Hälfte des ursprünglichen Gehalts als Pension. Auch haben die Feuerwehrleute eine Menge Freizeit. Nach Tagesschichten jeweils 36 Stunden, nach Nachtschichten sogar 72 Stunden. Viele von ihnen üben einen Nebenjob aus.
Ihre Tätigkeit ist glücklicherweise auch nicht so gefährlich, wie man allgemein denkt und daher nicht in der vom US-Arbeitsministerium herausgegebenen Liste der gefährlichsten Berufe aufgeführt. Das Risiko, im Einsatz zu sterben, ist normalerweise geringer als bei einem Lkw-Fahrer. Der 11. September 2001 war hier natürlich eine gewaltige Ausnahme. In den zehn Jahren vor und nach diesen Anschlägen, also einem Zeitraum von 20 Jahren, kamen insgesamt 43 Feuerwehrleute bei Einsätzen ums Leben, einige davon durch Herzinfarkte.
Das FDNY ist als kombinierte Feuerbekämpfungs- und Rettungseinheit die größte Organisation ihrer Art auf der Welt und leistet etwa 1,3 Millionen Einsatzfahrten im Jahr. Eine Million davon betreffen allein medizinische Notfälle. Alle anderen Einsätze des Jahres summieren sich auf 300.000, wovon nur ungefähr 30.000 durch brennende Gebäude verursacht werden und nochmal etwas weniger durch andere Brände.
Wenn es aber einmal brennt, gilt das NYFD als sehr effektiv: Die durchschnittliche Anrückzeit betrug im letzten Jahr eindrucksvolle 4 Minuten und 30 Sekunden – ein neuer Rekord und eine großartige logistische Leistung in einer so riesigen Stadt. Die anerkannt gute Ausbildung beweist sich dann in der hohen Qualität der Arbeit – wohl keine andere Feuerwehr der Welt bekämpft Brände besser. Dabei helfen auch die 109.000 Hydranten in der Stadt, wo bei jedem einzelnen, wenn geöffnet, 4.000 Liter Wasser pro Minute aus der Leitung schießen.
Aber nicht nur bei Feuer geht es heiß her. Ab 2003 erschien ein jährlicher Kalender, der die zwölf Feuerwehrmänner mit dem meisten Sexappeal abbilden soll, die sich der Frauenwelt muskelbepackt und mit nackten Oberkörpern präsentierten. Die Gewinne wurden für gemeinnützige Zwecke gespendet. Anscheinend verloren die Damen das Interesse, denn 2021 erschein der Kalender das letzte Mal.
Große Feuer in der Geschichte New Yorks
Das große Feuer 1776
In der Nacht vom 21. auf den 22. September des Jahres 1776 brach ein gewaltiges Feuer im westlichen Teil New Yorks aus. Während die Briten unter General William Howe die Stadt einnehmen wollten, kam es – so vermutet man – in der Taverne ‚Fighting Cocks‘ (Kämpfende Hähne) zu einem Brand, der sich schnell in den Straßen der Stadt ausbreitete. Und während die Menschen flüchteten und ihr Hab und Gut zu retten versuchten, brannten zwischen 400 und 500 Gebäude ab – fast ein Viertel der Stadt. Unter den vom Feuer zerstörten Gebäuden befand sich auch die Trinity Church. Nachdem britische Seeleute den Brand schließlich gelöscht hatten, konnte kein Schuldiger gefunden werden, weshalb alle 200 Verdächtigten schließlich wieder auf freien Fuß gesetzt wurden.
Das große Feuer von 1835
Am 16. und 17. Dezember des Jahres 1835 ereignete sich eine Brandkatastrophe, bei der die Gebäude der New York Stock Exchange (Börse) und große Teile der südlichen Spitze Manhattans um die Wall Street herum niederbrannten. In einem fünfstöckigen Lagerhaus an der Merchant Street (die heute Beaver Street heißt) brach in der zu diesem Zeitpunkt schneebedeckten Stadt ein Feuer aus, das durch ungünstige Winde aus Nordwest Richtung East River noch zusätzlich Nahrung bekam. Die Feuerwehrleute mussten Löcher durch dicke Eisschichten schlagen, um in der kalten Nacht an Wasser zu kommen. Das Wasser fror jedoch fast sofort in den Schläuchen ein. Versuche, den Brand durch gezielte Sprengungen einzudämmen, scheiterten schon am Mangel an Sprengpulver. Ob es geholfen hätte, bezweifelten Experten später stark. Feuerwehrleute aus dem über 150 Kilometer entfernten Philadelphia eilten zu Hilfe, nachdem sie den enormen Schein des Feuers von dort gesehen hatten.
Am Ende waren um die 600 Gebäude vom Feuer zerstört. Der Schaden belief sich auf 20 Millionen Dollar, was wohl mehreren hunderten Millionen Dollar heutzutage entspricht. Viele Versicherungen waren selbst unter den Opfern und nicht in der Lage, für Schäden aufzukommen. Zwei Menschen starben. Viele der Gebäude waren damals neu und mit Kupferdächern versehen, die durch die immense Hitze schmolzen und in großen Rinnsalen in den East River flossen. Zeitzeugen berichteten, dass der Fluss wie ein riesiger See aus Blut aussah.
Das Feuer auf der „General Slocum“
Die „General Slocum“ war ein Schaufelraddampfer, der 1891 in New York gebaut und nach dem Kongressabgeordneten Henry Warner Slocum benannt wurde. Das Schiff diente als Ausflugsschiff und war schon einige Male durch Missgeschicke und Unfälle in die Schlagzeilen geraten. Am 15. Juni 1904 fing die „General Slocum“ Feuer. An Bord waren Mitglieder der Lutheran Church, deutschstämmige Amerikaner, die einen Ausflug machen wollten. Geschätzte 1.021 bis zu 1.342 Menschen an Bord starben durch diesen Brand. Bis zum 11. September 2001 forderte keine Katastrophe in New York so viele Opfer.
Der Brand der Triangle Shirtwaist Factory
Am 25. März 1911 kamen 146 Arbeiter, fast alle von ihnen Frauen, bei einem Feuer in einer Textilfabrik ums Leben. Die Fabrikbesitzer hatten die Türen zum Treppenhaus und zu den Ausgängen verschlossen, um die Arbeiterinnen vom Rauchen während der Arbeitszeit abzuhalten. Viele der Frauen sprangen während des Brandes aus dem 9. und 10. Stockwerk des Gebäudes, weil die Leiter der Löschfahrzeuge nicht bis zu ihnen hochreichten. Diese schrecklichen Ereignisse führten später zu einer Gesetzesänderung in den Sicherheitsbestimmungen am Arbeitsplatz und zu einem enormen Wachstum der Gewerkschaft der Textilarbeiterinnen.
11. September 2001 / World Trade Center
56 Minuten nachdem eines der beiden Flugzeuge in Tower 2 flog, brach dieser zusammen, 30 Minuten später auch Tower 1. Einige Gebäude ringsum wurden durch fallenden Stahl zerstört oder beschädigt. Als sich abzeichnete, welche noch nie dagewesenen Ausmaße die Katastrophe haben sollte, entschloss sich das FDNY zu einem Schritt, den es seit 50 Jahren nicht mehr gemacht hatte: die Einberufung aller an dem Tag nicht diensthabenden Feuerwehrleute. Das FDNY half bei der Evakuierung von 25.000 Menschen in dem Komplex mit sieben Gebäuden.
343 Feuerwehrleute verloren ihr Leben, der größte Verlust an Menschenleben in der zu dem Zeitpunkt 156 Jahre langen Geschichte des FDNY und der gesamten 350 Jahre, seit es Feuerbekämpfung in Amerika gibt. Die Dimension der Katastrophe lässt sich auch an dem Verlust von fast 90 Stück Ausrüstung ablesen, wie Feuerwehrwagen, Krankenwagen des FDNY, spezielle Einsatzfahrzeuge, extrem lange Leitern. Dass auch nur ein einziges solches Ausrüstungsstück zerstört wird, kommt selbst bei „normalen“ Großbränden so gut wie nie vor.
Die schrecklichen Ereignisse zementierten den Ruf als Helden, den die Feuerwehrleute bei den New Yorkern haben.