Viele Filmstars leben in den Bergen von Hollywood oder am Strand von Malibu, mit wenig Kontakt zu den einfachen Menschen. Von denen, die hier in New York zuhause sind, gibt es auch nur eine Handvoll, die ein relativ normales Leben in der Stadt führen, mit ihren Kindern oder Hunden spazieren gehen, joggen, sich mit Leuten auf der Straße unterhalten, wie andere New Yorker auch. Einer davon ist Ethan Hawke. „Ruhm schneidet die Menschen von der Welt ab“ sagt Hawke in einem Interview mit dem Magazin Hommes.
Eines seiner Lieblingsviertel ist der Manhattaner Stadtteil Chelsea. Als Junggeselle lebte er im legendären Chelsea Hotel, wo schon bekannte Künstler wie Bob Dylan, Leonard Cohen und Andy Warhol samt seiner Entourage (bevor er in seine ‚Factory‘ zog) wohnten. Die Menschen aus dem Viertel mögen den umgänglichen Schauspieler. „Ich sah Ethan ein- oder zweimal die Woche, wenn er bei mir Bananen kaufte. Viele Jahre lang wusste ich nicht einmal, dass er ein berühmter Schauspieler ist, bis es mir eine andere Kundin sagte. Er kommt einem wie ein ganz normaler Kerl vor und zieht mich immer damit auf, dass die Knicks, mein Basketball-Team, zur Zeit so schlecht spielen“, sagt Ali Ben-Jazaari, der einen Obst- und Gemüsestand betreibt. Vor einigen Jahren zog er dann ins ruhigere Brooklyn Heights, gleich auf der anderen Seite vom East River von Manhattan. Noch ruhiger ist es auf der Miniinsel in der kanadischen Provinz Nova Scotia, die sich Ethan kurz nach seiner Scheidung von Uma Thurman gekauft hat. „Das klingt nur solange extravagant, bis man dagewesen ist. Ein Hotelzimmer in L.A. kostet mehr als diese Insel“ erzählt der Schauspieler dem Magazin Hommes.
Hawke, der in Texas geboren wurde und in New Jersey aufwuchs, hat eine ganz spezielle Beziehung zu New York. „Ich habe Leidenschaft für diese Stadt. Frisch von der High School bin ich 1988 hier hergezogen und liebe es einfach. So viele meiner Filme sind hier entstanden, dass mich zahllose Teile der Stadt an Filmszenen erinnern“, sagte er der „New York Post“.
Nicht nur der Umgang mit den anderen New Yorkern unterscheidet Hawke von den meisten Prominenten. Nach Meinung vieler Kritiker und Fans schafft er, was meist als unvereinbarer Gegensatz erscheint: ein hochbezahlter Filmstar zu sein und dennoch als Schauspieler glaubwürdig zu bleiben. Hawke hat große Filmrollen, wirkt aber auch an kleinen Kunstfilmen mit und spielt Theater, oft mit Leuten, die er noch aus der Zeit kennt, bevor er berühmt wurde. Hierbei hilft, dass er wegen seines Starruhms und der damit verbundenen hohen Einnahmen (für „Training Day“ mit Denzel Washington bekam er 12 Millionen Dollar) die finanzielle Freiheit hat, auch Rollen anzunehmen, die wichtig für ihn, aber vergleichsweise gering dotiert sind. Auch Dokumentarfilme über Themen, die er wertvoll findet, aber nicht unbedingt geeignet sind, ein weites Publikum zu erreichen interessieren Hawke. Sein letzter war ‘Seymour: An Introduction‘ über Hawkes Freund, den charmanten 86-jährigen Pianisten Seymour Bernstein, der eine erfolgreiche Karriere als Konzertpianist aufgab, um als bescheiden lebender Lehrer den Menschen Musik und Lebensweisheit nahe zubringen.
„Eine der schwierigsten Aufgaben als Schauspieler ist es, die richtigen Angebote zu finden. Arbeit, die beim Publikum ankommt, die du gern tust und die deine künstlerischen Ansprüche befriedigt. Im Film allein gibt es einfach nicht genug Rollen, die ich gut finde, deshalb spiele ich nach wie vor viel Theater“, erzählt der 48-jährige Hawke auf imdb.com.
Zum Start seiner Filmkarriere mit 19 hatte Hawke gleich das nötige Glück. Seine erste Rolle bekam er in einem Film, der heute als einer der Klassiker der 80er Jahre gilt: „Dead Poets Society“ („Club der toten Dichter“). Für diese Traumrolle unterbrach er sein Schauspielstudium bei der renommierten Carnegie-Mellon University, das er danach nie wieder aufnahm. Seine weitere Filmkarriere bescherte ihm dann auch gleich zwei Oscar-Nominierungen als bester Schauspieler für „Training Day“ und für das beste Drehbuch zu „Before Sunset“. Hawke hat auch zwei Romane geschrieben, für die er sich längere Zeit vom Drehen freinahm. Die beiden Bücher ‘The Hottest State (1996)’ und ‘Ash Wednesday (2002)’ wurden meist gut rezensiert.
Futter für die Regenbogenpresse gibt es wenig von den auf dem Boden gebliebenen Schauspieler. Der bekannteste Aspekt seines Privatlebens war wohl die Hochzeit mit Uma Thurman im Jahr 1998. Das Paar, das zwei gemeinsame Kinder hat, trennte sich 2004, wohl wegen eines Verhältnisses, das Hawke mit dem Kindermädchen Ryan Shawhughes hatte. Hawke heiratete Shawhughes vier Jahre später und bekam mit ihr zwei weitere Kinder. „Ein Vater zu sein, das war in den letzten 14 Jahren meine wichtigste Aufgabe“ erzählt Hawke, der seit einigen Jahren mit seiner Familie in Brooklyn lebt.
Ein roter Faden, der sich durch Hawkes Arbeit zieht, ist seine Zusammenarbeit mit dem texanischen Regisseur Richard Linklater, mit dem er mittlerweile 8 Filme drehte. Dabei unter anderem eine Triologie, die ein Liebespaar, Hawke und Julie Delpy, über einen Zeitraum von 18 Jahren zeigt und die Linklater als Betrachtungen über die Liebe und das Älterwerden sieht. 2013 erschien der dritte Teil – „Before Midnight“ – und begeisterte die Fans (was man an der 8,1-Punkte-Wertung auf IMDB sehen kann). Für den letzten Film mit Linklater ‘Boyhood’, der einen Jungen über 12 Jahre begleitet, wurde Hawke im Februar für seine Rolle als Vater für den Oscar nominiert.
Für seinen neusten Film ‚First Reformed‘ hätte er in der Meinung vieler Kritiker eine Oskar-Nomination verdient, wozu es aber leider nicht kam. Im Moment steht Hawke in dem Stück ‘True West’ von Sam Shepard am Broadway auf der Bühne.
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