5 Jahre später – Wie sehr die Pandemie New York nachhaltig veränderte

Der leere Times Square im April 2020 – Foto Riley Hennis

Leere Schulen, geschlossene Geschäfte, weitverbreiteter Arbeitsplatzverlust.

Das war die düstere Realität für die New Yorker vor fünf Jahren, als die COVID-19-Pandemie die größte Stadt der USA zum Stillstand brachte.

Die Zerstörung war so groß und die Umwälzungen so drastisch, dass eine Rückkehr zum Rhythmus vor der Pandemie – und eine vollständige Wiederbelebung der Wirtschaft – alles andere als unvermeidlich schien. Die Stadt verlor im März und April 2020 fast eine Million Arbeitsplätze und verzeichnete schließlich mehr als 46.000 Todesfälle durch die Gesundheitskrise.

46.800 Menschen starben – Foto Shutterstock

Arbeiter wechselten ins Homeoffice, viele verließen die Metropole. New Yorks Status als Hauptstadt der Welt, ein Ort voller Energie, Möglichkeiten und ambitionierter Menschen schien einer existenziellen Bedrohung ausgesetzt.

Wie veränderte die Pandemie New York dann wirklich? Wir sehen uns 6 Bereiche an: Demografie, Armut, Jobs, Wohnen Büroimmobilien und Tourismus.

Demografie

Foto – Helen Sapirstein

New York verlor zwischen 2020 und 2023 netto 350.000 Einwohner, davon 17.500 Angehörige der reichsten “1 %“, was 20% dieser Bevölkerungsgruppe entspricht. Das beunruhigte die Stadtväter besonders, da diese Gruppe viele Steuern einbringen.

Obwohl seit dem Frühjahr 2022 230.000 Migranten angekommen sind – einer der größten Zuströme in der Geschichte der Stadt –, von denen viele in der Stadt geblieben sind, verzeichnet New York im Vergleich zu 2019 immer noch einen Rückgang von 262.000 Einwohnern. Von den “1%” Bürgern leben mittlerweile aber wieder genau so viel in New York, wie vor der Pandemie.

Quellen:

U.S. Census Bureau

Fiscal Policy Institute

Armut

Eine Food Bank (Tafel) in Harlem – Foto City Harvest

Laut des neuesten „State of Poverty and Disadvantage Report” (Bericht zu Armut und gesellschaftlicher Benachteiligung), der jährlich von der Robin Hood Stiftung und der Columbia University in Manhattan herausgegeben wird, lebt fast ein Viertel der Menschen in New York unterhalb der Armutsgrenze, die für eine vierköpfige Familie als ein Jahreseinkommen von 47.190 USD errechnet wurde.

Die Quote ist nicht nur deutlich höher als vor Beginn der Pandemie, sondern auch die höchste seit 2015.

„Die landesweite Armutsquote ist 13%, in New York sind es fast zwei Mal so viel“, sagt Richard Buery, Chef von Robin Hood. “Unser Bericht zeigt auch, dass  schwarze, latino und asiatische New Yorker häufiger betroffen sind als weiße Einwohner.”

Buery glaubt, dass der Anstieg der Armut auf zwei Hauptfaktoren zurückzuführen ist: die während der Pandemie eingeführten staatlichen Hilfen liefen aus, und die Kosten für Miete und Haushaltswaren stiegen.

Quelle: Bericht der Columbia University und Robin Hood Stiftung

Jobs

Lieferdienste boomen seit der Pandemie – Foto Shutterstock

New York verlor während der Pandemie 946.000 Arbeitsplätze. Die Beschäftigung hat in Zahlen wieder das Level vor der Pandemie erreicht, aber nicht in der Qualität. So ist beispielsweise die Zahl der Beschäftigten in der häuslichen Krankenpflege, die mit Mindestlohn bezahlt wird, zwischen 2019 und 2024 um 45% gestiegen. Im Baugewerbe, wo die Bezahlung etwa dreimal so hoch ist, ist die Zahl der Jobs um 30.700 zurückgegangen. Die Lohnschere hat sich vergrößert: Je höher der Lohn, desto höher die Anstiege. Gering- und Mittelverdiener konnten froh sein, wenn sie mit der Inflation Schritt hielten.

Die Pandemie ließ ein gewaltiges Heer an Lieferarbeitern entstehen, dass es so auch in New York noch nicht gab, wo immer schon viel nach Hause oder ins Büro gebracht wurde, vor allem Essen. Die Leute haben sich daran gewöhnt und es ist auch nach der Pandemie kein Abebben festzustellen.

Quelle: Bureau of Labor Statistics

Kosten für Mieten und Wohneigentum

Foto – Paul McSiller

Die Wohnkosten stiegen sogar noch weiter.

Fast 630.000 Haushalte geben mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Miete aus. Der mittlere Angebotspreis für die Miete einer Wohnung lag im Februar bei 3.645 USD, gut 25% mehr als zu Beginn der Pandemie. Der durchschnittliche Preis für eine Kaufimmobilie stieg auf 865.000 USD, 28% mehr als seit Anfang 2020. In traditionell günstigeren Bezirken wie Queens und der Bronx stiegen die Preise stärker. Immobilien in Manhattan, eine Welt für sich, sind weit teurer, aber stiegen nicht so sehr an.

Quelle: StreetEasy

Bürofläche

Hochmoderne Bürogebäude wie One Vanderbilt sind gut vermietet, andere nicht

Ultrahohe Bürotürme veränderten Manhattan’s Skyline in den ersten beiden Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts. Die Nachfrage boomte.

Die Pandemie zeigte Unternehmen, dass sie mit kleineren Räumlichkeiten und Remote-Mitarbeitern erfolgreich sein können. Heute belegen Firmen die geringste Fläche seit mindestens einem Vierteljahrhundert. Der Anteil leerstehender Fläche ist mehr als sechsmal so hoch wie im Jahr 2000. Dieses Überangebot könnte 32 One World Trade Center Türme füllen.

Es gibt Anzeichen, dass das Schlimmste vorbei ist und eine Besserung der Lage in Sicht ist. Der Markt ist laut Experten auch zweigeteilt. Ultramoderne Bürogebäude in 1A Lagen, die sich in einer guten Situation befinden, und alle anderen.

Quelle: Cushman + Wakefield

Tourismus

Tourismus war jahrelang die größte Wachstumsbranche in New York. Im letzten Jahr vor Corona, 2019, besuchten laut der Fremdenverkehrsagentur NYC & Company 66.6 Millionen Menschen die Stadt, mehr als je zuvor. 13,5 Millionen von ihnen kamen aus dem Ausland, ein Rekord. Die internationalen Gäste waren für die Stadt immer besonders interessant. Sie geben laut NYC & Company fast viermal so viel aus wie Inlandsbesucher, da sie länger bleiben, mehr unternehmen und oft auch gehörig shoppen.

Nach dem Ausbruch der Pandemie im März 2020 stand der Tourismus von einen auf den nächsten Tag fast komplett still. Die ganz wenigen Besucher, die kamen, waren US-Amerikaner, denn für alle anderen Länder galt ein Einreisestopp, der erst im November 2021 aufgehoben wurde. Die Auslastungsrate bei den Hotels sank bis auf 18%, und wäre noch niedriger gelegen, wenn Einsatzkräfte, Covid-19 Patienten und Obdachlose nicht so viele Zimmer belegt hätten. Die Broadway Shows gab es für 18 Monate überhaupt nicht und der Times Square war oft menschenleer.

Viele Experten glaubten damals, dass es noch bis mindestens 2025 dauern würde, bis es wieder Tourismus geben würde, der mit den Zeiten vor der Pandemie auch nur vergleichbar wäre, aber es geschah dann doch viel schneller.

Das RIU Plaza Times Square wurde 2022 eröffnet

Schon 2023 konnte die Stadt laut eines Ende Mai veröffentlichten Berichts des New York Comptroller schon wieder 62.2 Mio. Besucher verzeichnen und vieles deutet darauf hin, dass es 2025 bei der Anzahl einen Allzeitrekord geben wird.

Ein Großteil der Hotels, die während der Pandemie schlossen, öffneten wieder und es kommen neue dazu, darunter Luxushäuser wie das Aman, das als teuerstes Hotel New Yorks gilt, und das edle Ritz Carlton Nomad. Investitionen von Hunderten von Millionen Dollar zeigen Optimismus, was die Zukunft des Tourismus angeht.

Da es immer noch weniger Zimmer als vor der Krise gibt und tausende andere für Migranten genutzt werden, die seit 2022 in großer Zahl nach New York kommen und zugleich die Besuchernachfrage steigt, sind Zimmer knapper und teurer denn je und oft kann es sein, dass man für ein Mittelklassehotel 500 USD pro Nacht bezahlen muss.

Wie sich die Lage in der Zukunft entwickelt, mit viel Anti-Trump Stimmung weltweit, bleibt abzuwarten

Auch noch

Geburten-Anzahl von Schülern

In den Jahren 2021 und 2022 wurden 99.000 Babys geboren, so wenige wie seit 1890 nicht mehr, mit Ausnahme des Jahres 1936, während der Großen Depression. Es gibt 111.000 weniger Schüler als 2018/2019, dem letzten vollen Schuljahr vor der Pandemie.

Foto David Lee

Quelle: City of New York