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1,525 USD Kosten pro Tag und Häftling, gewaltiger Krankenstand bei Wärtern, Gewaltprobleme und neuer Bau für 3,8 Mrd. USD – das ist das New Yorker Gefängnissystem

Bild von Erol Inanc

Erol Inanc

Gründer von New York Aktuell

Rikers Island – Foto Pexel

Die Gefängnisse in der Stadt New York werden vom ‘Department of Corrections‘ (DOC) betrieben. Sie dienen der Verbüßung von kürzeren Strafen und Untersuchungshaft. Viele Insassen verbringen dort nur einen Tag oder weniger, bis sie einem Richter vorgeführt werden und dann oft unter Auflagen freikommen. Zu längeren Gefängnisaufenthalten Verurteilte verbringen sie in Einrichtungen anderswo im Staat New York, zum Beispiel in Sing-Sing.

Die Kosten für den Strafvollzug in der Stadt New York sind gewaltig. 2025 betrug das Jahresbudget des DOC 1.21 Mrd. USD. Es gibt 11.000 Angestellte, davon sind 9,000 Wärter, oder wie sie offiziell heißen ‘Corrections Officers‘. Vor einigen Jahren hat der New York City Comptroller, in etwa städtischer Rechnungsprüfer, errechnet, dass die Aufwendungen der Haft pro Tag und Person 1.525 USD betragen.

Foto – Ed Martinez

Bekannterweise ist fast alles in New York teurer als im Rest der USA, aber es gibt andere Faktoren für die gewaltigen Kosten, darunter die Arbeitsweise des ‚Department of Corrections’. Hier gibt es, und da widerspricht eigentlich kein Kenner der Situation, viel Korruption und wenig Interesse an Effizienzsteigerungen.

Moral und Disziplin in der Behörde sind ein Problem. Im Gegensatz zu Polizei und Feuerwehr haben ‘Correction Officers’ kein Prestige in der Öffentlichkeit, oft ist das Ansehen sogar negativ. Sie verdienen weniger als Polizisten und arbeiten in einem schwierigen, oft sehr unschönen Umfeld. Das macht sich in den astronomisch hohen Krankenständen bemerkbar, die durch teure Überstunden wettgemacht werden.

Corrections Officers

Das mit Abstand größte Gefängnis New Yorks, in der fast alle von der Stadt Inhaftierten sitzen, ist Rikers Island, im Volksmund ‘Rikers‘ genannt. Es liegt auf einer Insel zwischen der Bronx und Queens, nahe des La Guardia Flughafen.

Das für 17,000 Insassen angelegte Rikers ist die größte Einrichtung ihrer Art in den USA, vielleicht der Welt. Die Insellage erinnert an Alcatraz, jedoch ist die Kapazität von Rikers fünf bis sechs Mal größer als die der legendären Haftanstalt vor San Francisco, die seit 1963 geschlossen ist.

Es gibt zehn verschiedene Gebäude auf Rikers, darunter die North Infirmary, ein Gefängniskrankenhaus, sowie die West Facility für Gefangene mit ansteckenden Krankheiten. Auch Kirchen und eine riesige Apotheke sind vorhanden. Der Name der Insel geht auf den niederländischen Siedler Abraham Rycken zurück, der im 17. Jahrhundert hier gelebt hat.

Rikers Island

Heute sitzen durchschnittlich um die 7.000 Insassen auf Rikers. Es arbeiten mehr als 7.000 Vollzugsbeamte und 1.500 Zivilangestellte dort. Es gibt also mehr Beschäftigte als Gefangene.

Etwa 90 Prozent der Gefangenen sind Afroamerikaner oder Hispanics. Ein Viertel der Gefangenen ist in psychiatrischer Behandlung. Zu den prominenten Häftlingen, die über die Jahre Station auf Rikers gemacht haben, zählten so unterschiedliche Charaktere wie Rapper Tupac Shakur und der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn.

Rikers Island ist berüchtigt für seine Missstände. Dazu gehören grassierende Gewalt, die erwähnte oft schlechte Moral beim Personal und als die von Kritikern als unzureichend erachtete medizinische und psychologische Versorgung der Häftlinge. Diese Probleme führten dazu, dass ein Bundesrichter den Komplex im Mai 2025 unter die Kontrolle eines unabhängigen Verwalters stellte und die Schließung für 2027 angeordnet hat.

Rikers Island

Rikers Island soll unter anderem durch ein neues Gefängnis, genannt Manhattan Detention Complex, ersetzt werden, das in zentraler Lage unweit der Brooklyn Bridge, dem World Trade Center und der City Hall (Rathaus), eröffnet werden soll. Mit 106 m würde die nicht weit entfernte Freiheitsstatue mit Sockel überragen und wäre das höchste Gefängnis der Welt. Die Kosten sind auf 3.8 Mrd. USD veranschlagt.

So soll der Manhattan Detention Komplex aussehen

Video zum neuen Gefängnis (0:27)

Gegen den Bau regte sich viel Widerstand von Anwohnern, Immobilienbesitzern, Unternehmen und Aktivisten. Sie argumentieren unter anderem damit, dass ihr Viertel durch ein ‘Gefängnishochhaus‘ stigmatisiert würde.

Befürworter glauben, dass eine moderne Strafanstalt mit Erholungs-und Freizeitbereichen, Kliniken und Besuchsräumen mit Kinderspielzimmern humanere Inhaftierung ermöglicht. Die Lage des neuen Gefängnisses, nur wenige Meter von den Gerichtsgebäuden von Manhattan entfernt, würde im Vergleich zum entlegenen Rikers Island das Tempo der Justiz beschleunigen.

Da die Stadt entschlossen ist, das Gefängnis zu bauen, der Widerstand in den letzten Monaten schwächer wurde und der Abriss der alten Anlage bereits im Gang ist, ist es mittlerweile sehr wahrscheinlich, dass der neue Manhattan Detention Complex errichtet wird. Es liegen keine offiziellen Zeitpläne vor, aber das ursprünglich angepeilte Eröffnungsjahr 2027 ist nicht mehr realistisch.

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