In den Hamptons, der Edelgegend, die circa zwei Stunden von den New Yorker Stadtgrenzen entfernt ist, gibt es seit ein paar Jahren einen Trend zum Einbau sogenannter ‘Panic Rooms’ in luxuriöse Anwesen. Das sind Räume, die man als Befestigungen innerhalb eines Hauses beschreiben kann.
Der Trend begann um 2018 herum, unter anderem wegen ein paar Vorfällen, in der die berüchtigte MS 13 Gang eine Rolle spielte. Vier Mitglieder der als äußerst brutal geltenden Bande mit Wurzeln in El Salvador haben sich im Herbst des Jahres im 20 km entfernten Central Islip wegen Gangstreitereien regelrecht gegenseitig hingerichtet. Im darauffolgenden Winter wurde bei einer Razzia in einem Bordell, das vorwiegend vom Dienstpersonal der reichen Hamptons Bewohner besucht wurde, ein MS 13 Graffiti bemerkt. Auch soll es irgendwann einen Einbrecher mit Verbindungen zu MS 13 in den Hamptons gegeben haben, obwohl das nicht mit Sicherheit feststeht. Die Polizei reagierte aber, wie es die betuchten Steuerzahler erwarteten. Steven Skrynecki, Chef der Southampton Town Police, rüstete manche seiner Männer gleich mit automatischen Waffen aus, die man sonst fast nur von Anti-Terror Einheiten kennt, was die Bewohner sicher gerne sahen.
2020 gibt es natürlich noch mehr Gründe sich Sorgen zu machen – gewaltige Rassenunruhen und Zusammenbruch der Gesellschaft wegen Corona sind sicher Szenarien, die das Bedürfnis für Sicherheit bei so manchem Hamptoniten erhöhen.
Das sind gute Nachrichten für Leute wie Gary Blum, dessen Firma Armored Entry sich auf die Befestigung von Häusern spezialisiert. “Die Auftragslage in unserer Branche wird stark von aktuellen Vorkommnissen bestimmt und die jetzige Situation ist gut fürs Geschäft”, sagte Blum der New York Post. Auch Mundpropaganda ist wichtig. Chris Cosban, der mit seiner Firma Covert Interiors ebenfalls Panic Rooms installiert, sagte der Zeitung folgendes: “In den Hamptons ist es so, dass wenn einer etwas hat, die anderen gleich nachziehen wollen.”
Die Dienste und Produkte von Armored Entry und Kollegen sind natürlich nicht billig. Ein einziges Fenster kann $6000 kosten. „Das können sie mit einem Vorschlaghammer bearbeiten und es gibt nicht einmal einen Kratzer”, so Gary Blum stolz. Ganze Panic Rooms kosten je nach Ausstattung zwischen $25.000 und $200.000. Will man Extras wie ein biometrisches Erkennungssystem, kann die Rechnung auch höher liegen.
Bei den Panic Rooms wird dann aber auch gerne das Angenehme mit dem als nützlich Erachtete verbunden. Die Räume dienen als Heimkino, Weinkeller oder Waffenkammer. “Früher haben die Leute ihre Lamborghinis vorgeführt, heute laden sie Gäste in ihre Weinbar im Panic Room ein”, erzählt Herman Weisberg, die von der ‘Personal Security‘ Firma Sage Intelligence Group kommt, der Post.
Nicht nur Panic Rooms, auch Waffen in Griffweite sind mittlerweile bei vielen Superreichen in den Hamptons gang und gebe. „Ich habe eine Walther PKK/S unter meinem Kopfkissen. Es ist die gleiche, die auch James Bond benutzt“, so der 72- jährige Supermarktmilliardär John Catsimidies, der übrigens vor einigen Jahren erfolglos versuchte, Bürgermeister von New York zu werden.
Andere Hamptonites sehen das Sicherheitsbedürfnis ihrer Nachbarn jedoch als übertrieben. „In den Hamptons weiß man nicht, ob jemand ein Oligarch ist, der Angst vor einem Attentat hat, oder einfach nur ein paranoider Reicher, der mit dem Nachbarn mithalten will“, sagt ein East Hampton Bewohner, der anonym bleiben wollte, zur NY Post. „Es gibt Leute wie Milliardär Ira Rennert, der ständig einem Hummer voll mit Bodyguards am schönen Peters Pond Teich parken lässt. Solche Sachen gefallen mir und vielen anderen hier nicht“.
The Hamptons – was es mit dem weltbekannten Spielplatz der Reichen und Promis wirklich auf sich hat
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