Foto – Erin Schwinn
Auf fast jedem Stück Land in Manhattan, auf dem sich ein großes, hohes, modernes Gebäude befindet, stand vorher einmal eine bescheidenere Immobilie.
Normalerweise verhält es sich mit der Umwandlung so: Ein Bauherr erspäht ein kleineres Gebäude, das auf einem attraktiv gelegenen Stückchen Land situiert ist und sich dazu eignen würde, höher und/oder größer zu bauen. Er schickt sich dann an, die Immobilie zu kaufen. Der Besitzer kann meist erheblich mehr als den normalen Marktwert bekommen, manchmal ein Vielfaches. Ein starker Verkaufsanreiz ist gegeben und fast immer wechselt die Immobilie so die Hände (Natürlich gibt es auch viele Fälle, in denen dem Bauherr die kleinere Immobile schon gehört).
Manchmal weigern sich Eigentümer aber zu verkaufen, selbst wenn ihnen viel, viel Geld geboten wird. Entweder verwirft der Bauherr das Projekt dann oder er baut um die unverkäufliche Immobile herum.
Dieses Herumbauen führt dazu, dass man manchmal kleine Gebäude in Manhattan sieht, die so gar nicht in ihr Umfeld aus hohen, modernen Bauten passen wollen. In der Immobiliensprache heißen sie “Holdouts”, abgeleitet vom Englischen ‚to hold out‘, was so viel wie ausharren, durchhalten oder standhalten bedeutet.
Hier stellen wir Ihnen 5 Holdouts vor:
Zwei kleine viktorianische Häuser an den beiden Seiten von 30 Rockefeller Center
1928 begann John D. Rockefeller Jr. Land für sein Megaprojekt Rockefeller Center, das er als “Stadt in der Stadt” sah, zusammenzukaufen.
Inmitten der Großen Depression freuten sich die meisten Eigentümer über Rockefellers Kaufangebot. Ausgerechnet bei zwei Besitzern, deren Land er für Teile von 30 Rockefeller Center, dem Herzstück des Komplex, wollte, stoß der damals reichste Mann der Welt auf Schwierigkeiten (Hier befindet sich heute die Top of the Rock Aussichtsplattform).
Auf den beiden Grundstückem standen zwei kleine viktorianische Häuser. John Maxwell, der Eigentümer eines der zwei kleinen Gebäude in der 1258 6th Avenue wollte sich einfach nicht von seinem Besitz trennen und verhandelte nicht einmal mit Rockefeller.
Das andere Haus, 1240 6th Avenue, konnte Rockefeller zwar ohne große Hindernisse erwerben, aber es gab einen gewaltigen Haken. Hier befand sich der irische Pub „Hurley’s”, der einen Mietvertrag bis 1975 hatte. Die Betreiber Daniel und Connie Hurley ließen Mr. Rockefeller mitteilen, dass sie nur ausziehen würden, wenn der Ölmagnat ihnen 250 Millionen Dollar zahlt (4.2 Mrd. in heutigen Geld, was den gesamten Kosten des gewaltigen Projekts entsprach). Rockefeller blieb nichts anderes übrig, als die Entwürfe zu ändern.
In 1248 6th Avenue ist heute eine Filiale der Magnolia Bakery, bekannt durch die TV-Serie Sex and the City und in 1258 6th Avenue befindet sich eine Filiale des trendigen Optiker Warby Parker.
CitiCorp Center – wie eines der höchsten Gebäude New Yorks um eine kleine Kirche gebaut wurde
Die St. Peter‘s Church wurde 1903 an der Lexington Avenue zwischen der 53rd und 54th Street in Manhattan gebaut. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde die Gegend, Midtown East, zu einem der wichtigsten Geschäftsvierteln in New York und das Grundstück, auf dem die Kirche stand, stieg immer mehr an Wert.
In den 1970er Jahren beschloß St. Peter’s, das teure Land zu verkaufen und eine neue Kirche auf einem anderen, weniger wertvollen Grundstück zu bauen. CitiCorp (Eigentümer der Citibank) war sehr an dem Land interessiert, um ihr neues Hauptquartier dort zu errichten. CitiCorp und St. Peter‘s kamen zu einer grundsätzlichen Einigung.
St. Peter’s fand jedoch keine Ersatzimmobilie, die geeignet für den Kirchenneubau schien und wollte den Deal abblasen. Die Banker waren jedoch entschlossen, ihren neuen Turm wenn irgendmöglich auf dem Land zu bauen und machten St. Peter‘s einen Vorschlag. Wir bauen den Wolkenkratzer auf einer Art von Stelzen, und haben so Platz für eine Kirche unter dem Gebäude. St. Peter’s stimmte zu und der Bau der beiden Gebäude wurde 1978 abgeschlossen. Mit knapp 279m war das 59-stöckige CitiCorp Center nach Fertigstellung das dritthöchste Gebäude in New York und das siebthöchste der Welt.
Nach der Eröffnung stellte sich heraus, dass ein großer, potenziell tödlicher Fehler gemacht wurde, als die Ingenieure berechneten, wie widerstandsfähig der Turm gegen bestimmte Arten von seltenen Winden sein würde. Die Bauherren behielten das ernste Problem für sich und führten insgeheim die notwendigen Änderungen durch, ohne dass jemand von den Leuten, die im CitiCorp Center ein- und ausgingen, wusste, an was da eigentlich gearbeitet wurde. Kurz nach Behebung gab es einen Hurrikan, der vielleicht genau die befürchteten Schäden verursacht hätte.
Die Öffentlichkeit erfuhr von dieser Situation erst 17 Jahre später im Jahr 1995, als das ‘New Yorker Magazine‘ eine Geschichte dazu veröffentlichte.
Für diejenigen, die mehr über den gefährlichen Fehler und wie er behoben wurde erfahren wollen, hier ein ausgezeichneter Artikel.
Heute steht das CitiCorp Center als Vertreter der modernistischen Architektur des späten Ende des 20. Jahrhunderts unter Denkmalschutz.
134 East 60th Street – eine legendär hartnäckige Mieterin will unter keinen Umständen gehen
An der East 60th Street, gegenüber des Bloomingdale’s Department Store, ragt ein kleines, dreistöckiges Gebäude aus der Seite eines 31-stöckigen Hochhaus. Was steckt dahinter?
Die Immobilienfirma ‚Cohen Brothers‘ kaufte das Gebäude in der 134 East 60th Street im Jahr 1981. Der Plan war, die fünf Mieter abzufinden, das Stadthaus abzureißen und einen Büroturm auf dem Grundstück zu bauen. Cohen Brothers einigten sich mit vier der Mieter, aber die Fünfte, Jean Herman, wollte unter keinen Umständen ausziehen.
Schließlich beschlossen die Cohen Brothers, um das Stadthaus herumzubauen, und trugen dazu sogar – sehr zum Missfallen von Ms. Herman – die oberste Etage ab, unter der die Frau wohnte. 1986 wurde der Turm dann fertig gestellt.
Der Fall faszinierte die Medien und Ms. Hermann sprach gerne mit Fernsehleuten und Journalisten. Sie wurde als die kleine Frau, die sich gegen mächtige Immobilieninteressen stemmt, gefeiert, was ihr sehr zugesagt haben soll. Ms. Herman lebte bis zu ihrem Tod 1992 im Alter von 69 Jahren als einzige Mieterin in dem alten Gebäude.
Das winzige Holdout in der Mitte von Macy’s
An einer Ecke des Macy’s sieht man eine gewaltige Einkaufstasche. Dass hinter dieser Werbefläche ein von dem Kaufhausbau völlig unabhängiges Gebäude steht, weiß kaum jemand.
Die Geschichte beginnt um 1900 herum, als Macy’s – damals an der 14th Street gelegen – begann, Land am Herald Square in der Höhe 34th Street aufzukaufen, um dort das größte Kaufhaus der Welt zu bauen.
Macy’s hatte eine mündliche Vereinbarung für den Kauf eines kleinen Grundstücks an der Ecke 34th und Broadway, wo der Haupteingang geplant war.
Der Konkurrent Siegel-Cooper bekam Wind davon, und schaffte es, das Land über einen Strohmann zu erwerben, bevor Macy’s den Kauf offiziell abschließen konnte.
Siegel-Cooper’s Plan war es, das Grundstück gegen Macy’s alte Location auf der 14th Street zu tauschen. Kein gutes Geschäft für Macy’s, da auch der alte Standort riesig war, und man auch sicher vermeiden wollte, die Konkurrenz zu stärken.
Stattdessen baute Macy’s das neue Kaufhaus um das Stückchen Land herum. 1903 errichtete Siegel-Cooper dann dort das vierstöckige Gebäude, das auch heute nicht Macy’s gehört, das Kaufhaus mietet lediglich Werbefläche dort.
160 East 22nd Street
Foto – 160 East 22nd Street Corporation
Als die Immobilienfirma Kaish & Taub in den Nuller-Jahren ihr 21-stöckiges Luxuswohngebäude 160 East 22nd Street im Gramercy Viertel von Manhattan plante, war man sehr zuversichtlich, dass man ein kleines Gebäude, 274 Third Avenue, das abgerissen werden musste, um die ursprünglichen Entwürfe zu verwirklichen, kaufen konnte. Sicher nur eine Preisfrage, dachte man wohl.
Der Besitzer von 274 3rd Avenue, in dem sich eine Bar und die Räumlichkeiten einer Wahrsagerin befinden, weigerte sich aber partout. Kaish & Taub mussten um das stöckige Haus herumbauen.
302 West 38th Street
Ein Erbstreit in den 1930er Jahren führte zur Situation im Bild.
33 West 63th Street
Nach vielen Verhandlungen kamen der Besitzer des kleinen Mietsgebäudes aus den 1890er Jahren und die Milstein Familie, die hier ein modernes Hochhaus bauen wollten, zu keinem Ergebnis. Sie bauten letztendlich um das Haus herum. 1969 eröffneten sie dann One Lincoln Plaza.