Abseits von den Klischees – Hintergründe zur Obdachlosigkeit in New York

Foto – Stefan Kracki

Nach Schätzungen der Stadt New York und der US-Bundesregierung sind zwischen 70.000 und 80.000 der 8.5 Millionen New Yorker obdachlos. Ob es während der Pandemie mehr wurden, weiß niemand genau, aber sichtbarer unter den weniger Leuten, die unterwegs sind, wurden sie auf jeden Fall besonders im U-Bahnsystem. Gibt es in einer Stadt, die für viele den herzlosen Großstadtdschungel symbolisiert, eigentlich Hilfsangebote für diese Menschen, oder sind sie vollkommen auf sich allein gestellt? Die Menge an Geld, die für Obdachlosenhilfe ausgegeben wird, überrascht viele. Das Budget der zuständigen Stadtbehörde ‘Department of Homeless Services’ (DOH) für das Jahr 2022 beträgt 2.2 Mrd. USD, einer der größten Posten im Haushalt. In New York gibt es ein ‚Right to Shelter‘ Gesetz. Es verpflichtet die Stadt, den Homeless Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Eine solche Verordnung ist etwas sehr Seltenes in den USA. Vergleichbare Vorgaben gibt es nur in Washington D.C. und im Staat Massachusetts.

Die Stadt versucht dem Problem auf verschiedene Weisen beizukommen. Traditionelle Obdachlosenheime, hier einfach ‘Shelters’ (kurz für Homeless Shelters) genannt, sind bei den Menschen, denen sie helfen sollen, unbeliebt, manchmal schon gehasst. Häufige Klagen sind Kriminalität, mangelnde Privatsphäre und Gewalt. Seit 2017 werden auf Initiative vom damaligen Bürgermeister Bill de Blasio moderne Heime gebaut, die den Menschen mehr Autonomie erlauben und es ihnen besser beim Übergang in ein geregelteres Leben helfen sollen. Mittlerweile haben ungefähr 50 dieser Unterkünfte ihre Pforten geöffnet, geplant sind 90. Bürgermeister Eric Adams, der seit Januar im Amt ist, will den Plan fortführen. Eine riesige Heausforderung ist der Widerstand in den Vierteln, in denen die Shelters gebaut werden sollen.

Es fehlen aber Tausende Plätze und viele Homeless sind in Hotels untergebracht, was der Stadt bis zu $6.000 monatlich pro Zimmer kosten kann. Bei den großen Mengen an Geld, die im Spiel sind, lässt die Korruption oft nicht lange auf sich warten. Beispielsweise wurde Victor Rivera, der Besitzer mehrerer privater Shelter, wegen Korruption in Millionenhöhe verurteilt. Dass große Teile des Geldes nicht den Homeless zugutekommen, ist vielleicht ein Grund, warum Adams, der neue Bürgermeister, das Budget des DOH von 2.8 Mrd. USD auf 2.2 Mio. USD gekürzt hat.

Seit 2017 werden auf Initiative vom damaligen Bürgermeister Bill de Blasio moderne Heime gebaut, die den Menschen mehr Autonomie erlauben und es ihnen besser beim Übergang in ein geregelteres Leben helfen sollen. Mittlerweile haben ungefähr 50 dieser Unterkünfte ihre Pforten geöffnet, geplant sind 90. Bürgermeister Eric Adams, der seit Januar im Amt ist, will den Plan fortführen.

Obdachlosenheime sind fast immer unerwünscht in den Vierteln, in denen sie eröffnet werden sollen – Hier ein Anti-Shelter Protest in Chinatown in Manhattan

 

 

Ein Hilfsangebot für Obbdachose witd in der U-Bahn beworben – Sozialarbeiter bei der Arbeit

Viele New Yorker sehen die Homeless zu allererst als eine Belästigung, die man fernhalten will. Soll ein neues Obdachlosenheim im Viertel eröffnet werden, regt sich meist Protest. Ein besonders bekannter Fall gab es auf der Billionaire’s Row, einen Abschnitt der 57th Street am Central Park. Als ein altes Hotels in eine Unterkunft für Menschen ohne Bleibe umgewandelt werden sollte, bildete sich schnell eine ‘Bürgerinitiative’, die das vor Gericht verhindern wollte. Sie unterlag jedoch. Auch seitens der Stadt gibt es, jetzt wo das Leben in New York mehr und mehr zurückkehrt, stärker werdende Bestrebungen, die Homeless von öffentlichem Raum zu vertreiben. Eric Adams will beispielsweise 29 Obdachlosencamps, die während der Pandemie in U-Bahn Tunnels entstanden, räumen. Trotz aller Schwierigkeiten sind Erfolge zu verzeichnen. Dem Department of the Homeless zufolge konnte man in den letzten sechs Jahren mehr als 120.000 Menschen zu festen Unterkünften verhelfen. Natürlich kommen stets neue Obdachlose nach und es wird hier, wie auch in anderen Großstädten der Welt, leider immer Menschen ohne eigenes Zuhause geben.

 

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