Laut Angaben der Stadtregierung werden in New York jeden Tag um die 4 Mrd. Liter Wasser verbraucht. Woher kommt es, wie ist die Qualität?
Das Wasser fließt aus drei großen ‘Water Systems’, Verbindungen von Flüssen und Stauseen (Reservoirs). Sie sind bis zu 200 km entfernt und liegen in Gebieten mitrelativ dünner Besiedlung, die zum Großteil gebirgig sind. 97 % des Wassers kommt aus den Catskills und Delaware Systems, etwas 3 % aus dem Croton System.
Von den ‘Water Systems‘, werden Dutzende Speicherseen (Reservoirs) gespeist. Die beiden größten Reservoirs, Pepacton und Asokan, haben eine Kapazität in der Größenordnung von 500 Milliarden Litern. An den Speicherseen wird das Wasser untersucht und das beste Wasser, das an dem Tag verfügbar ist, wird herausgelassen und fließt durch Tunnel und Aquädukte nach Süden Richtung New York City. Die beiden wichtigsten Aquädukte sind das 150 km lange Catskills und das 135 km lange Delaware Aqueduct. Als das Catskill Aqueduct 1917 fertiggestellt wurde, war es ein derartiges Wunder an Ingenieurkunst, dass man es mit dem Panamakanal verglichen hat, der zur gleichen Zeit entstand. Das Delaware Aqueduct, das Mitte der 1940er Jahre den Betrieb aufnahm, ist dermaßen massiv, dass schon U-Boote für Schadensinspektionen eingesetzt wurden.
Von Kensico geht die Reise des Wassers weiter Richtung New York City, zum Hillview Reservoir in Yonkers, an der Grenze zur Bronx. Hier stellt man das Wasserangebot so ein, dass morgens und abends, wenn Leute zur Arbeit gehen/von der Arbeit kommen, und zu anderen Bedarfshöhepunkten, entsprechende Wassermengen zur Verfügung stehen. Von Hillside gelangt das Wasser durch 3 gewaltige Tunnel zu Verteilerstellen in der Stadt. Tunnel 1 wurde 1917 fertiggestellt, Tunnel 2 1936.
An Tunnel 3 wurde seit 1970 gearbeitet. 28 Jahre später, also 1998, fing der Betrieb mit Wasserlieferung in die Bronx und das nördliche Manhattan an, seit 2003 liefert Tunnel 3 auch in südlichere Teilen von Manhattan. Irgendwann in den kommenden Jahrzehnten sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und Tunnel 3 dann Wasser in die ganze Stadt liefern. Wann, weiß niemand genau, da das Projekt wegen der immensen Kosten von Verwaltung und Politik immer wieder mal verlangsamt wird oder ganz zum Stillstand kommt. Wenn es dann einmal geschehen ist, wird es endlich Gelegenheit sein, in Tunnel 1 und 2 nötige Inspektionen und Reparaturen vorzunehmen.
Wie beim Aquäduktsystem im alten Rom, braucht das Wasser von den bis zu 200 km entfernten Quellen keinerlei technische Hilfsmittel, um die Stadt zu erreichen – die Schwerkraft genügt. Einmal in der Stadt schafft es das Wasser sogar bis ins 6. Stockwerk eines Gebäudes. Höhere Gebäude brauchen Wassertanks und Pumpen. Um es trinkbar zu machen wir das Wasser mit Chlor, Fluorid, Orthophosphat, Natriumhydroxid und ultraviolettem Licht behandelt. Wissenschaftler an den Water Systems überwachen ständig Indikatoren wie Temperatur, pH- und -Mikrobenwerte. Nachdem es New York erreicht hat, wird es laufend an etwa 1000 in der Stadt verteilen Prüfstellen getestet. The Department of Environmental Protection, das verantwortliche Amt, führt jedes Jahr zwischen 500.000 und 600.000 Gesundheits- und Qualitätsprüfungen durch.
New York gilt USA-weit als eine der Städte mit dem besten Trinkwasser. Die Qualität des Wassers ist so hoch, dass die Hunderttauenden oder Millionen von Flaschen Wasser, die täglich in den Läden verkauft werden, keinen wissenschaftlich belegbaren gesundheitlichen Vorteil gegenüber dem normalen Leitungswasser bieten – manche New Yorker sagen sogar, dass das Wasser das Geheimnis hinter dem hervorragenden Geschmack der New Yorker Bagels und Pizza ist.