Sohn der Stadt – wir beleuchten die Geschichte Donald Trumps in New York

Donald Trump ist New Yorker durch und durch – mit Wurzeln, die mehrere Generationen tief sind.

Donalds Großvater Friedrich machte sich 1885 als 16-jähriger Halbwaise aus Kallstadt, einem kleinen Winzerdorf in der Pfalz, allein auf den Weg nach Amerika. Erst ging es nach Bremen, wo er zusammen mit Hunderten anderen deutschen Einwanderern auf dem Schiff SS Eider seine 10-tägige Überfahrt in die Neue Welt antrat. Erste Station dort war die Einwanderungsbehörde Castle Garden in Manhattan, wo der junge Mann registriert wurde.

In Deutschland hatte Friedrich das Haareschneiden gelernt. Das machte er auch noch eine Zeit lang auf Manhattans Lower East Side – einem Viertel, wo sich damals so viele deutsche Einwanderer niederließen, dass man sogar mit Deutsch durchkommen konnte. Recht bald zog es den ehrgeizigen jungen Mann aber weiter westlich zur Pazifikküste, wo der Goldrausch in vollem Gange war. Der clevere Friedrich merkte schnell, dass in der Regel nicht die Schürfer es dort zu Reichtum brachten, sondern die Leute, die sie versorgten (wie übrigens auch der deutsche Einwanderer Levi Strauss, der dort Arbeitskleidung für die Männer verkaufte und so den Grundstein für das Jeansimperium legte).

Friedrich Trump eröffnete Restaurants, Bars und Hotels in Rotlichtdistrikten, war in eine Vielzahl anderer Immobilienprojekte involviert und verdiente gut (ob er auch Bordells betrieben hat, steht nicht mit Sicherheit fest). Um 1900 herum ging es für den eingebürgerten und wohlhabenden Friedrich zurück zur Ostküste. Dort heiratete er Elisabeth Christ, eine deutsche Einwanderin, die aus dem gleichen Dorf wie Friedrich stammte. Die beiden hatten drei Kinder. Das Zweite kam 1904 zur Welt. Es war Frederick Christ, genannt Fred – Donald Trumps Vater.

Trump beim Abschluss der Militärakademie 1964

Fred war ein recht konservativer Geschäftsmann und den Schritt ins möglicherweise lukrativere, aber auch schwieriger zu manövrierende Manhattan machte er nie. Er war auch in seinem Privatleben solide. Er heiratete im Alter von 24 die schottisch-stämmige Anne McLeod, mit der er zeitlebens verheiratet blieb und fünf Kinder hatte. Das Vierte war Donald, der 1946 in Queens zur Welt kam.

Fred Trump blieb der Immobilienbranche treu, in der sein Vater schon Erfolg hatte, aber führte das Geschäft zu ungeahnten Höhen. Er baute vornehmlich in den Boomjahren nach dem Zweiten Weltkrieg große Wohnanlagen für Klein- und Mittelverdiener in Queens, einem Teil New Yorks, wo ein Großteil der arbeitenden Bevölkerung lebte (und auch heute noch lebt).

Da deutsche Abstammung zu der Zeit nicht gerade ein Pluspunkt war, verbarg Fred die seine nach Möglichkeit gerne. Und auch Donald ist von seinen deutschen Wurzeln so wenig angetan, dass er in seinem Buch ‘The Art of the Deal‘ schrieb, dass er von schwedischen Einwanderern abstamme.
Das Geschäft mit den Wohnanlagen lief so gut, dass Fred bei seinem Ableben 300 Millionen Dollar hinterließ. (Dass sein Vater ein sehr reicher Mann war, ist etwas, das der ‘self-made man‘ Donald nicht so gerne herausstellt.)

1959 schickte Fred Trump seinen 13-jährigen Sohn Donald auf eine Militärakademie, die dieser 1964 abschloss. Dann ging es für ihn weiter auf die renommierte ‘Wharton School of Business‘ – einem Teil der University of Pennsylvania, wo er 1968 sein Diplom erhielt.

Die nächsten Jahre arbeitete Donald in der Firma seines Vaters in Queens mit, bis er sich Mitte der 1970er-Jahre mit eigenen Projekten selbstständig machte. Im Gegensatz zu Vater Fred hatte der junge Donald den Blick aber fest nach Manhattan, des Epizentrum des weltweiten Immobilienmarktes, gerichtet. Sein erstes Bauvorhaben war das Grand Hyatt Hotel an der Grand Central Station, das 1978 fertiggestellt wurde. Fünf Jahre später folgte der Trump Tower, auch heute noch sein bekanntestes Gebäude.

In der Zwischenzeit entdeckten auch die Medien den jungen, erfolgreichen, extrovertierten Immobilenmogul. Das erste großes TV-Interview gab er in der vielgesehenen Today Show. Viele weitere Medienauftritte sollten folgen. Sie machten Trump innerhalb von ein paar Jahren zu jemandem, von dem fast jeder Amerikaner und viele Leute im Rest der Welt schon einmal gehört hatten. 1987 nutzte Trump das große Interesse an ihm zur Veröffentlichung des Buches ‘The Art of the Deal’ (verfasst mit ungenanntem Ghostwriter). Das Buch belegte ein Jahr lang einen Spitzenplatz auf der Bestsellerliste der New York Times.

Die 1990er Jahre waren durchwachsen für Trump. Am Anfang der Dekade meldete seine Firma den Konkurs an, aber bis 1996 hatte er sich so weit erholt, dass er wieder auf der Forbes Magazine-Liste der 400 reichsten Amerikaner landete. Das Medieninteresse blieb bestehen, besonders bei allem rund um seine Ehen.

2004 landete der spätere Präsident seinen größten Mediencoup mit der ‘Reality TV’-Sendung ‘The Apprentice’, in der 16 Kandidaten um einen Job bei Trump kämpfen. Die Show, gedreht natürlich im heimischen Trump Tower, wurde ein gewaltiger Erfolg und katapultierte den dann schon fast 60-Jährigen wieder ins nationale Scheinwerferlicht. Ohne die gewaltige Publicity der Sendung wäre eine Präsidentschaft Trumps wohl nur schwer vorstellbar gewesen.

Obwohl das Medieninteresse an Trump in New York seit den 1980er-Jahren mit Schwankungen meist hoch war, kann man darüber aber nicht auf große Beliebtheit schließen. Das Gegenteil ist der Fall. Der erste Präsident in über 100 Jahren, der aus New York stammt, bekam bei der Wahl 18 Prozent der Stimmen. In Manhattan, wo vielerorts Gebäude mit vergoldeten Trump-Namenszügen zu sehen sind, waren es 9,7 Prozent. Bei der Wahl 2020 kam er stadtweit auf 23%, in Manhatan auf 13%.

Nach seinem Amtsantritt bemühten sich mehrere ‘Trump Gebäude‘ den Namen loszuwerden, was möglich war, weil Trump viele der Immobilien gar nicht oder zu weniger als der Hälfte gehören. Nach der ersten Präsidentschaft verlegte Trump seinen Wohnsitz nach Florida, wo er auch heute noch residiert – bis er am 20. Januar 2025 nach Washington umzieht.