Der Niedergang der Deutschen Bank hat nun auch New York erreicht. Irgendwie passend, sind doch missglückte Wall Street Geschäfte eine der Faktoren für die trübe Situation bei Deutschlands größtem Finanzinstitut. Vorstandsvorsitzender Christian Sewing hat am Sonntag in Frankfurt einen Umstrukturierungsplan vorgestellt, der eine deutliche Verkleinerung des Handels mit Zinsprodukten und Aktien vorsieht – Geschäfte, die zu einem Großteil in New York und London angesiedelt sind.
Besinnen aufs Kerngeschäft, statt riskante internationale Geldgeschäfte, ist nun die Devise. Dass die amerikanische und britische Finanzmetropolen unter den ersten Standorten sein würden, an denen Jobs der Sanierungsaxt zum Opfer fallen, ist so keine Überraschung. Dass es dort im Vergleich zu Deutschland relativ einfach ist, Mitarbeiter zu entlassen, hat sicher auch nicht geschadet.
Gleich am Tag, nachdem Sewing seine Pläne vorstellte, kam es zu Kündigungen im New Yorker Hauptquartier, 60 Wall Street. Weder die Bank, noch die Geschassten hatten viel Lust mit Vertretern der Presse zu sprechen, vielleicht auch eine Bedingung von Abfindungszahlungen, die erfolgen werden. Man hört unter vorgehaltener Hand aber, dass sich ungefähr Folgendes zutrug: Die betroffenen Mitarbeiter wurden von der Personalabteilung in Staffeln in Konferenzräume gebeten, wo sie über die (sicher nicht ganz unerwarteten) Kündigungen informiert wurden. Sie durften danach noch einmal an ihren Schreibtisch, um unmittelbar benötigte persönliche Gegenstände wie Schlüssel, Handys, Jacken und ähnliches in Besitz zu nehmen.
Der Rest an Privatgegenständen konnte nicht an Ort und Stelle mitgenommen werden, sondern wird stattdessen dezent via Kurierdienst an die Wohnsitze der Betroffenen geliefert. Die Deutsche Bank will so wohl vermeiden, dass Ex-Angestellte Kartons mit ihren Habseligkeiten vor versammelter Presse aus ihren Büros tragen, wie es 2008 beim Untergang der Wall Street Giganten Lehman Brothers und Bear Stearns geschah. Die dabei entstandenen Aufnahmen gingen dann um die Welt und wurden Symbole des Scheiterns von Finanzinstituten. Da die DB im Gegensatz zu diesen kollabierten Finanzriesen noch weiterhin existieren wird, hat man sicher besonderen Wert darauf gelegt, solche imageschädigende Fotos und Videos zu vermeiden. Wenigstens hier hatte die DB Erfolg, denn selbst einem aufmerksamen Beobachter des Geschehens vor 60 Wall Street wäre am Montag nur aufgefallen, dass viel mehr Leute den 47-stöckigen Wolkenkratzer verliessen als betraten. Es ist nicht bekannt, wie viele Mitarbeiter gekündigt wurden.
Eine interessante Frage ist es, wie es mit den New Yorker Umzugsplänen der DB weitergehen wird. Die Bank hat 100.000 qm2 Bürofläche in zwei Türmen in Prachtlage am Central Park angemietet, die derzeit als Time Warner Center bekannt sind. Der Mietvertrag beginnt im Jahr 2021 und geht über optimistische 25 Jahre. Die Bank hat auch teuer das Recht erkauft, der neue Namensgeber der Türme zu werden, die dann wohl Deutsche Bank Center oder Tower heißen sollen. In der jetzigen Situation könnten sich die Geister scheiden, ob dies ratsam ist. Den Namen auf einem der exponiertesten Gebäude der Stadt groß anzubringen, werden manche sicher als ein Zeichen von Optimismus und Selbstbewusstsein sehen, andere als unangebrachtes Protzen. Die DB hat aber noch einige Zeit, es sich zu überlegen und abzuwarten, wie sich die Dinge bis dahin entwickeln.
Deutsche Bank lässt gewaltigen Komplex am Central Park nach sich benennen