Geschichten über die Attacke in der 36th Street U-Bahn Station in Brooklyn gehen seit Dienstag durch die Medien. Aus den Bekanntmachungen des New York Police Department (NYPD) ergibt sich mittlerweile ein klareres Bild der Geschehnisse:
Der dringend tatverdächtigte Frank R. James, 62, mietete am Montagnachmittag einen Lieferwagen von der U-Haul Autovermietung in Philadelphia. Um 4 Uhr fuhr er über die Verrazano Narrows Bridge nach Brooklyn. Hier wurde er auf einer Überwachungskamera festgehalten.
Nachdem er in Brooklyn ankam, parkte er nur wenige Blocks von der U-Bahn Station 36th Street im Sunset Park Viertel, wo sich alles Weitere abspielen sollte. Überwachungsvideos zeigten ihn in einem orangefarbenen Arbeitskittel, einem gelben Bauarbeiterhut, einem Rucksack und einer weiteren Tasche.
Gegen 8:30 Uhr betrat er, jetzt mit einer Gasmaske auf dem Gesicht, den U-Bahnhof und warf Rauchgranaten in einen eingefahrenen Zug. Als sich der volle Wagen mit Schwaden füllte, nahm James eine halb automatische 9-mm-Glock aus einer seiner Taschen und feuerte 33 Mal auf Passagiere. 10 von ihnen erlitten Schusswunden, darunter zwei Teenager im Alter von 15 und 19 Jahren und eine schwangere Frau, der ins Bein geschossen wurde. Wie es jetzt aussieht, schwebt glücklicherweise keines der Opfer in Lebensgefahr. 19 weitere Menschen wurden anderweitig verletzt.
Inmitten des Chaos entkam er dann auf einem anderen Zug. Eine Überwachungskamera zeigt, als er einen Stopp weiter die U-Bahn in Richtung Straße verließ.
Am Tatort stellte die Polizei die Arbeitsjacke zusammen mit anderen Gegenständen sicher, darunter ein Plastikgasbehälter, eine Taschenlampe, einen Autoschlüssel, mehrere Bankkarten, Feuerwerkskörper und eine Schusswaffe – eine Glock 17, die James legal in Ohio kaufte und von der er ohne Erfolg versuchte, die Seriennummer zu entfernen.
Der Vorfall löste eine Suche der intensivsten Großfahndungen aus, die ich in meinen 31 Jahren in New York erlebte. Nicht nur auf TV und Internet wurde nach James gesucht, das NYPD bat die Bürger auch mit mehrmals aktualisierten Handynachrichten um Hilfe.
Etwa 30 Stunden nach den Gewalttaten kontaktierte James dann selbst die Polizei, um zu berichten, dass er in einem McDonald’s an der Ecke 1st Avenue und 6th Street in Manhattan saß, in einer weit vom Tatort entfernen Gegend. Als die Beamten dort eintrafen, war er nicht auffindbar.
Zur gleichen Zeit standen Zach Tahhan, der Besitzer des Saifee Hardware and Garden Store, einem Shop für Werkzeuge und Gartenbedarf, und sein Angestellter Frank Puebla vor ihrem Laden, der nur ein paar Meter von dem McDonalds entfernt ist. Sie bemerkten jemanden, vom dem sie glaubten, dass es der Mann war, den sie mehrmals in den letzten Stunden auf ihren Bildschirmen sahen.
Die beiden winkten ein vorbeifahrendes Polizeiauto heran und riefen “Da, da hinten. Das ist der Typ!” Die beiden sahen sich ungläubig an, als die Beamten James vor ihren Augen festnahmen.
James wurde am Donnerstag im US-Bundesgericht in Brooklyn eine Anklage verlesen, in der ihm unter anderem ein ‘terroristischer Angriff auf ein Massentransportsystem‘ vorgeworfen wurde.
James ist kein Unbekannter für Strafverfolger. Er wurde laut NYPD mindestens zwölf Mal zuvor in New York und New Jersey verhaftet. 1995 wurde er in Essex County, New Jersey, wegen ‘terroristischer Drohungen‘ angeklagt. Er wurde eines geringeren Tatbestands für schuldig gesprochen und erhielt eine Bewährungsstrafe von einem Jahr.
Sein genaues Motiv, wenn es ein solches gibt, ist unklar. Auf mehreren Social-Media-Seiten, darunter YouTube, lässt er sich er über diverse gesellschaftliche Themen aus, insbesondere die verschiedenen Rassen und deren Verhältnis zueinander. Die Zusammenhänge sind nicht einfach zu verstehen, aber die Inhalte sind durchweg menschenverachtend und sein Hass richtet sich gegen Weiße und Asiaten, genauso wie gegen Schwarze. In einem seiner Videos gibt er dem Wunsch Ausdruck, ein Massaker in einer U-Bahn durchzuführen.
Überraschend ist für viele der Ort, den James für sein Verbrechen wählte. Er verübte die Tat nicht an einem bekannten Knotenpunkt wie dem Times Square oder der Grand Central Station, wie zu befürchten gewesen wäre. Vielleicht rechnete er sich in Brooklyn größere Chance aus zu entkommen, auf der anderen Seite rief er selbst die Polizei um sich verhaften lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es an diesen Orten mehr Opfer gegeben hätte, ist groß, vermindert aber nicht das Leid, das er über die Menschen in Sunset Park brachte.
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