Am 23. Juli 1980 gastierte das Berliner Staatsballett in der Metropolitan Opera in New York. Musikalisch begleitet wurden sie von den New York Philharmonics, unter ihnen Helen Mintiks, eine 30-jährige Geigerin.
Helen wuchs in Kanada auf und zog 1972 mit ihrem Mann, dem Bildhauer Janis Mintiks, nach New York, wo sie ihr Musikstudium an der renommierten Juiliard School abschloss.
Das Programm für diesen Abend, einem von elf vorgesehenen Auftritten des Staatsballets, bestand aus vier Stücken. Strawinskys Feuervogel, Piazzollas Fünf Tangos, Ludwig Minkus’ Don Quixote und Miss Julie von Ture Rangström.
Nachdem sie Strawinskys Partitur vortrugen, verließen die Philharmoniker einschließlich Mintiks die Bühne, da die Musik für 5 Tangos vom Band kam. Helen wurde Backstage gesehen, als sie mit dem Tänzer Valery Panov sprach. Es soll um die mögliche Anfertigung einer Büste Panovs durch ihren Mann gegangen sein.
Als das Orchester um 21.30 Uhr zurückkam, um Don Quixote aufzuführen, blieb Mintiks Stuhl leer.
Gegen 23 Uhr schickten sich Tänzer, Musiker, Bühnenarbeiter und wer sonst noch an der Aufführung mitwirkte, an das Gebäude zu verlassen. Helens Mann wartete vor der Oper um sie wie immer abzuholen, aber auch nach geraumer Zeit kam sie nicht. Er versuchte, sie zu Hause anzurufen, weil er dachte, dass er sie vielleicht irgendwie verpasst hatte, aber hatte keinen Erfolg.
Janis fuhr nach Hause, aber Helen war nicht inzwischen gekommen, wie er gehofft hatte. Er wusste endgültig, dass etwas im Argen lag, als ein paar Stunden später eine Kollegin von Helen vorbeikam, um die Geige seiner Frau zurückzubringen. Helen würde das Instrument nie aus den Augen lassen. Gegen 3 Uhr kontaktiere Janis Mintiks das New York Poice Department (NYPD).
Die Polizei durchsuchte das Gebäude und fand am nächsten Morgen um 8.30 Uhr Mintiks Leiche. Sie war vom Dach des sechsten Stocks des Opernhauses in einen Lüftungsschacht gestoßen worden. Ihr Körper war 15 Meter gefallen. Der Gerichtsmediziner glaubte, dass sie irgendwann zwischen 21 Uhr und 22.30 Uhr in dieser Nacht gestorben war.
Sie war nackt, ihre Hände und Füße waren gefesselt, ihre beiden Beine waren gebrochen und sie hatte schwere Kopfverletzungen.
Ein Elektriker wurde befragt. Er sagte der Polizei, er sei während des Mordes allein in seinem Büro gewesen. Die Beamten waren ihm gegenüber misstrauisch, weil eine blaue Blume, die Helen im Haar trug, nur wenige Meter von seinem Büro entfernt gefunden wurde.
Auch mit Valery Parnov, dem Tänzer, mit dem Mintiks sich in der Pause unterhielt, sprach das NYPD. Zum Zeitpunkt des Mordes hatte er jedoch im Publikum zugesehen, wie seine Frau Galina auftrat.
Eine Ballerina namens Laura Cutler sagte der Polizei, dass sie Helen mit einem Mann im Aufzug gesehen habe. Laura war sich nicht sicher, wo sie hinwollten, aber der Unbekannte machte auf sie den Eindruck, dass er im Haus arbeitete. Er sei sehr eng bei Helen gestanden. Laura, die die Geigerin nur vom Sehen kannte, dachte sie seien vielleicht ein Paar.
Das war für das NYPD die bisher wertvollste Zeugenaussage, obwohl sich die Ballerina nur recht schwach erinnerte, wie der Mann aussah. Laura stimmte einer Hypnose zu und konnte in diesem Zustand mehr zu dem Unbekannten sagen. Er war weiß, jung, nicht sehr groß und hatte langes, welliges Haar. Aus diesen Informationen wurde eine Phantomzeichnung angefertigt.
Inzwischen wusste das NYPD auch, auf welche Art Helen gefesselt wurde. Der Täter band sogenannte Nelkenknoten, wie sie Bühnenarbeiter gerne nutzten, um Vorhänge zu befestigen. Die Polizei nahm Fingerabdrücke von den Bühnenarbeitern, die an diesem Abend gearbeitet hatten, und fotografierte sie. Drei weigerten sich zu kooperieren, aber nur einer von ihnen ähnelte dem Phantombild, es war der 21-jährige Craig Crimmins.
Die Polizei erfuhr von Crimmins’ Kollegen, dass er während Teilen der Vorführung verschwunden war und eine Aufgabe, dier er zu einer bestimmten Zeit während des Balletts zu verrichten hatte, verpasste – höchst ungewöhnlich für einen Bühnenarbieter. Es war in der Zeit, zu der sich der Mord wahrscheinlich zutrug.
Am 16. August 1980 wurde Craig befragt. Er änderte seine Geschichte mehrmals. Zuerst sagte er, er sei im Büro des Elektrikers eingeschlafen. Dieser sagte jedoch, er war der einzige dort. Craig sagte später, er sei auf dem Dach gewesen, aber nicht auf dem gleichen Teil wie Helen.
Craig stimmte widerwillig zu, sich Fingerabdrücke abnehmen zu lassen. Sein Handabdruck stimmte mit einem auf dem Dach sichergestellten überein. Es war aber noch zu wenig für die Staatsanwaltschaft um Anklage zu erheben und das NYPD arbeitete weiter mit Hochdruck daran, Beweise zu sammeln.
Am 29. August 1980 machte sich die Boulevardzeitung New York Post, die sich besonders mit Verbrechensberichterstattung hervortat, daran eine Geschichte über den Fall zu veröffentlichen, in der der Leser auch erfahren würde, dass Craig Crimmins der absolute Nummer 1 Verdächtige war. Das NYPD hatten große Befürchtungen, dass der Mann fliehen könnte oder auf die Idee kommen würde, sich einen Anwalt zu nehmen.
Glücklicherweise konnte die Polizei zu seiner Wohnung gelangen, bevor die Geschichte lief. Es gab keinen Haftbefehl, und die Poizei schaffte es Craig dazu zu bewegen, für eine Befragung mitzukommen.
Er wurde 5 Stunden lang verhört. Die Polizei konfrontierte ihn mit seinen widersprüchlichen Geschichten. Craig sagte der Polizei, er würde ihnen sagen, was passiert sei, aber nur, wenn er mit Detective Jerry Giorgio sprechen könne, den er von einem früheren Verhör kannte und mit dem er glaubte, guten Rapport entwickelt zu haben.
Craig gestand, dass er im Aufzug Helen gegenüber Annäherungsversuche machte und wütend wurde, als die Geigerin ihn zurückwies. Er zwang sie, mit ihm aufs Dach zu fahren, versuchte sie zu dort zu vergewaltigen, aber erlebte starke Gegenwehr. Außer sich vor Zorn stieß er sie vom Dach in den Lüftungsschacht.
Crrimmins Prozess begann am 27. April 1981 und endete einen Monat später. Er wurde für schuldig befunden. Das Strafmaß lautet “20 years to life” was bedeutet, dass er mindestens 20 Jahre einzusitzen hat, aber ab 1981 alle zwei Jahre auf Haftentlassung zur Bewährung bitten kann. Der Mörder machte von dieser Möglichkeit fortwährend Gebrauch, aber sein Gesuch wurde jedes Mal abgelehnt.
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