Letzte Woche kündigte Gouverneur Andrew Cuomo das ‘Reopening’ von New York für den 19. Mai an. Was bedeutet das in der Praxis?
Seit Ausbruch der Pandemie wurde die Menge der Menschen in Läden, Theatern, Museen oder Restaurants begrenzt. Die erlaubte Anzahl wurde in Prozenten der maximalen Kapazität vor der Pandemie ausgedrückt. Nachdem Restaurants lange nur To-Go oder Abholen anbieten konnten, durften Gästebereiche erst einmal zu 25% genutzt werden, später mehr. In anderen Sektoren mit Publikumsverkehr war es ähnlich. Diese Limits fallen nun weg und es kann auch zu den alten Öffnungszeiten zurückgekehrt werden.
Nachdem die U-Bahn seit Mai 2020 jede Nacht mehrere Stunden stillstand, damit die Züge desinfiziert werden konnten, fährt sie ab nächster Woche wie zu jeder anderen Zeit in ihrer Geschichte wieder 24 Stunden am Tag durch.
Beim Reopening am 19. Mai gibt es jedoch erhebliche Einschränkungen.
Maskenpflicht in Innenbereichen gilt weiter und obwohl es dort keine prozentualen Kapazitätsbeschränkungen mehr gibt, müssen Betreiber es ermöglichen, dass 6 Fuß (1.8 m) Abstand gehalten werden können. In der Praxis wird dies die Anzahl der Menschen, die eingelassen werden können, oft begrenzen. Oft werden die neuen Regeln auch nicht gleich genutzt, sondern abgewartet werden. So planen die meisten Museen auch weiterhin mit einer Kapazität von 50%.
Es wird wohl auch Unterschiede zwischen Geimpften und Ungeimpften geben.
Es gibt Pläne, separate Abschnitte für geimpfte und ungeimpfte New Yorker bei Outdoor-Sportevents, Konzerten und anderen Großveranstaltungen einzurichten. Dies wird zuerst bei Baseballspielen der New York Mets und New York Yankees versucht werden. In den Teilen der Stadien für Ungeimpfte gelten die klassischen Corona-Einschränkungen, in den Teilen für vollständig Geimpfte gibt es keine Limits und es könnte dort wie in den Tagen vor der Pandemie aussehen. Fans können mit dem vom Staat New York vergebenen digitalen ‘Excelsior‘ Impfpass ihren Impfstatus belegen. (Excelsior ist Latein für ‚höher hinaus‘ und das offizielle Motto des Staates New York.)
Obwohl Impfungen eine große Rolle bei den Wiedereröffnungsplänen spielen, ist das Impftempo in den letzten Wochen stark gesunken. Es werden derzeit laut Daten der Stadt 51% weniger Menschen geimpft als am Höhepunkt der Kampagne vor einem Monat. Mittlerweile übersteigt das Angebot die Nachfrage.
Die Verlangsamung macht es unwahrscheinlich, dass die Stadt die Impfrate von 80% erreichen wird, die viele Experten für eine Herdenimmunität für notwendig halten. (Es gibt auch Meinungen, nach denen wesentlich niedrigere Prozentsätze reichen.)
Die Verantwortlichen hoffen, dass die dadurch bedingte Vereinfachung des Lebens nicht nur zu Hause sondern auch beim Reisen mehr Leute veranlassen wird, sich impfen zu lassen. Laut Bürgermeister Bill de Blasio wird auch vonseiten der Stadt an attraktiven Impfanreizen gearbeitet. Andere Initiativen gibt es schon, so vergeben die Yankees und Mets Freikarten an Fans an, die sich in ihren Stadien impfen lassen.
Das Reopening wird New York also sicherlich nicht über Nacht in sein früheres Selbst zurückverwandeln. Die Geschäftsviertel von Manhattan werden weiter ruhig bleiben, da viele der Arbeitgeber noch keine Pläne haben, Angestellte in großen Zahlen in die Büros zurückzuholen. Bei logistisch aufwendigen Branchen wie dem Broadway wird es Zeit brauchen, den Betrieb wieder hochzufahren und die die ersten Großproduktionen werden auch erst im September zurückkehren. In vielen Bereichen der Wirtschaft wird es sicher erst einmal schwer sein, die Nachfrage einzuschätzen und zu entscheiden, wie geplant und investiert werden soll. Dennoch ist der 19. Mai ein Meilenstein im Kampf gegen die Pandemie und ihre Auswirkungen und ein Tag, der optimistisch stimmt.