Von circa 1880 bis in die 1920er-Jahre kamen Hunderttausende italienische Einwanderer nach New York. Unter ihnen waren Männer mit Verbindungen zur sizilianischen Mafia und der kleineren und älteren neapolitanischen Camorra. Sie machten sich bald daran auch hier Unternehmungen wie in der alten Heimat aufzubauen.
Am Anfang legten die beiden Organisationen Wert darauf, sich nicht ins Gehege zu kommen. Die Mafia kümmerte sich um den ‘Schutz‘ von Geschäften italienischer Einwanderer, vor allem Lebensmittel, Eis- und Kohlehändler. Glücksspiel, Prostitution und Drogen wurden weitgehend den Camorra-Banden überlassen.
Nach der Ermordung von Camorra-Chef Giosue Gallucci, dem King of Little Italy und seinem Sohn am 17. Mai 1915 durch Konkurrenten in der eigenen Organisation, entstand ein Machtvakuum. Die Mafia wollte sich Teile von Gallucis Operationen einverleiben, was den zweijährigen Mafia-Camorra-Krieg auslöste, bei dem 23 Bandenmitglieder starben. Am Ende zog die Camorra den Kürzeren und wurde von der Mafia geschluckt, die so zu einer mächtigen Unterweltorganisation wurde.
Die Mafia, stärker denn je, war jetzt ideal positioniert, um von der Entscheidung der US-Regierung im Jahr 1920 zu profitieren, Produktion und Verkauf von Alkohol zu verbieten. Die Prohibition, die bis 1933 in Kraft blieb, ließ eine gewaltige, lukrative Schattenwirtschaft entstehen, unter anderem die Belieferung von Speakeasies, illegaler Bars, mit Alkohol. Die Mafia sicherte sich einen Löwenanteil.
In New York teilten sich die “Fünf Familien” die Geschäfte. Die Gambinos, Genoveses, Luccheses, Colombos, and Bonannos. Auf Anregung Charles “Lucky” Luciano, Oberhaupt der Genovese Familie, der als “Vater des modernen organisierten Verbrechens in den USA“ gilt, wurde 1931 eine ‘Kommission‘ aus Vertretern der fünf Familien gegründet. Sie sollte Streitigkeiten beilegen und sich mit Gebietsvergabe beschäftigten und war bis in die 1980er-Jahre aktiv. Die Mafia ist streng hierarchisch strukturiert, es gibt Boss, Underboss, Verwaltung, Berater, Kapitäne, Soldaten und andere Ränge.
Zwei Jahre vorher gab es eine andere Innovation in der New Yorker Gangsterwelt – die sogenannte Murder Inc. (Mord GmbH). Die von den jüdischen Gangstern (wie die italienische Mafia eine wichtige Gruppe) Meyer, Lansky und Bugsy Siegel gegründete Gruppe, übernahm Auftragsmorde für das jüdische organisierte Verbrechen und später auch die italienische Mafia. Heute w[rde man es Outsourcing nennen. Bis zu ihrer Zerschlagung 1941 soll die Murder Inc. 400 bis 1000 Morde durchgeführt haben.
Auch nach dem Ende der Prohibition im Jahr 1933 blieben der Mafia viele lukrative Geschäftsfelder wie das Kredithaibusiness, Glücksspiel, Prostitution, Drogen und natürlich Schutzgelder. Die Organisation infiltrierte auch eine Vielzahl von ansonsten legalen New Yorker Industrien wie Transport, Lebensmittelgroßhandel, Betonproduktion, kommerzielle Müllabfuhr und das Nachtclubgeschäft.
Aber auch die Mafiakämpfer bei Polizei und Staatsanwaltschaft hatten ihre Erfolge. So wurde 1941 die Murder Inc. dank Informationen des Überläufers Abe “Kid Twist” zerschlagen, der etwas später an den Folgen eines versehentlichen Fenstersturzes sterben sollte.
Was der Mafia dann aber wirklich zusetzte, war ein neues Bundesgesetz, dass 1970 in Kraft trat, der ‘Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act’ (RICO). Das für die Bekämpfung der Mafia maßgeschneiderte RICO gab den Gesetzeshütern eine neue Machtfülle, Gruppen und Einzelpersonen zu verfolgen und Vermögen zu beschlagnahmen.
Gleichzeitig wurde die Mafia durch heftige Revierkämpfe unter den fünf Familien geschwächt und den Behörden gelangen immer größere Schläge gegen die Organisation.
Ein Star unter den Staatsanwälten war Rudy Giuliani, der spätere Bürgermeister. In einem zwei Jahre dauernden Prozess Mitte der 1980er-Jahre gegen elf Mitglieder der ‚Kommission’ kamen er und seine Kollegen dem erklärten Ziel, die fünf Familien “auszulöschen”, sehr nahe.
Drei Oberhäupter wurden am 13. Januar 1987 zu 100 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Gambino-Boss Paul Castellano musste nicht mehr von der staatlichen Justiz bestraft werden. Er wurde zusammen mit seinem ‚Unterboss’ Thomas Bilotti schon 16. Dezember 1985 vor dem Spark’s Steakhouse in Manhattan niedergestreckt wurde.
Laut einer FBI-Akte, die 2007 öffentlich wurde, stimmten die Führer der Fünf Familien Ende 1986 darüber ab, ob sie einen ‘Vertrag‘ für Giulianis Eliminierung ausstellen sollten. Die Oberhäupter der Lucchese, Bonanno und Genovese Familien lehnten die Idee ab, Carmine Persico und John Gotti, einer der bekanntesten Mafiosi seiner Zeit (Film mit John Travolta) und Oberhäupter der Colombos und Gambinos stimmten dafür. Es kam nie zu einem Attentat auf Giuliani.
Die goldene Zeit der Mafia war nach dem Ende des Prozesses endgültig vorbei und die 1990er-Jahre gaben ihr in vielerlei Hinsicht den Rest. John Gotti, der die letzte Supermacht in der New Yorker Mafia war, erhielt 1992 eine lebenslange Haftstrafe. Vincent “the Chin” Gigante, der Boss der Genovese (der Gotti in anderer Sache einmal ermorden lassen wollte) wurde 1997 verurteilt und starb im Gefängnis. Zuvor schlenderte er mehrere Jahre mit seinem Bademantel durch Manhattan – darüber, ob er geisteskrank war oder auf verminderte Schuldfähigkeit hoffte, gehen die Meinungen auseinander.
Nicht nur die Justiz, auch der Generationswechsel trug dazu bei, die Mafia weiter zu schwächen: Die Kinder und Enkelkinder mächtiger Gangster gingen oft aufs College und wollten nicht ins Familienunternehmen wechseln.
Die italienische oder heute besser italienischstämmige Mafia existiert immer noch in New York und soll vornehmlich im Drogenhandel, Kredithaigeschäft, Raubüberfällen beschäftige und man sagt, dass es auch in der Baubranche ein gewisses Comeback gibt. Die Mafia wird bei Kennern aber trotzdem nur noch für einen Schatten ihrer selbst und wird demnach von anderen Organisationen wie der russischen Mafia überragt.
In der Weltgeschichte gab es größere, brutalere und mächtigere Verbrechensorganisation, aber keine bekanntere Popkultur ließ die New Yorker zu einem unvergleichlichen Mythos werden.
Da sind Filme wie Martin Scorsese ‘Good Fellas‘, Sergio Leones ‘Once upon a time in America’, die preisgekrönte, in den USA gewaltig populäre TV-Show ‘The Sopranos’ und unzählige andere Bücher, Filme und Songs. Übertrumpft werden sie alle vom Roman ‘Der Pate‘, den Mario Puzo, ein Italo-Amerikaner aus New York 1969 veröffentlichte und den zugehörigen Filmen von Regisseur Francis Ford Coppolas.
Mafiakennern zufolge waren manche der echten Bosse von der Darstellung Marlon Brandos des weltgewandten, klugen und eleganten Don Corleone so angetan, dass sie Kleidung und Verhalten bis hin zu seiner Art zu sprechen nachahmten.
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