Gusseisen wurde erstmals im späten 18. Jahrhundert von britischen Gießereien produziert. Das Material bot einige wichtige Vorteile gegenüber Ziegel und Stein. Das Cast Iron, wie es im Englischen heißt, war stärker und es konnte in Formen gegossen werden, was Verzierungen ohne die langwierige und teure Arbeit von Steinmetzen möglich machte.
Für Fassaden wurde Cast Iron zum ersten Mal in den USA verwendet. Der Baumeister James Bogardus begann in den späten 1840er-Jahren mit dem Verkauf von fertigen gusseisernen Bauteilen, die aus einem Katalog bestellt werden konnten. Abgenommen wurde die Ware vor allem von Firmen, die Fabriken errichteten. Das feste Material ermöglichte den Einbau von hohen Fenstern. Das war in dieser Zeit, in der es noch keine Elektrizität gab, ein hervorragendes Verkaufsargument.
Am meisten Abnehmer für die Fassaden gab es im heutigen SoHo, einer Gegend im südlichen Manhattan mit vielen Herstellern von Metall- und Glasprodukten, Werkstätten, Lagerhäusern und vor allem Textilfabriken. Ein einzelnes Stockwerk in den Fabriken nannte man Loft. Das ist der Ursprung vom heute gebräuchlichen Wort, das großen, offenen Wohnraum mit hohen Fenstern beschreibt.
Die Popularität der gusseisernen Architektur war kurz. Schon in den 1880er-Jahren setzte sich die Stahl-Skelett-Konstruktion durch, die höheren Gebäude mit Aufzügen möglich machte und es wurden keine neuen Cast Iron Buildings mehr gebaut.
In den 1950er-Jahren fing das herstellende Gewerbe an New York in Richtung Süden und Westen der USA zu verlassen, wo es größere Hallen mit billigeren Arbeitskräften gab. Eine Mitte der 1960-er Jahre von der Stadt in Auftrag gegebene Studie kam zu dem Ergebnis, dass Immobilien in SoHo, darunter Hunderte Cast Iron Gebäude, wertlos seien. Es wurden Pläne gemacht, eine Stadtautobahn durch das Viertel zu bauen.
Bis dahin waren aber schon viele der Lofts von Künstler bewohnt. Die riesigen offenen Räume mit viel Licht waren bestens für deren Arbeit geeignet. Sie wehrten sich zusammen mit anderen Bürgern gegen das Strassenvorhaben, letztendlich mit Erfolg. Das Viertel wurde als Soho Cast Iron Historic District, unter Denkmalschutz gesteckt. Die Künstler verschwanden nach und nach und heute ist SoHo eines des exklusivsten Einkaufs – und Wohnviertel in den USA. Die meisten Lofts werden heute von Menschen mit Geld bewohnt.
Heute stehen noch mehr als 200 Cast Iron Buildings in SoHo, mehr als sonst irgendwo auf der Welt.