Nachhaltigkeit, Energiesparen, Klimaschutz – sind das Themen in New York?

Das 1 Brooklyn Bridge Park Hotel – Ökoschick vom Feinsten – Foto Jonathan Marvel

Nachhaltigkeit, Energiesparen, Klimaschutz, verantwortliches Umgehen mit Ressourcen und Müllbegrenzung sind Themen, die in der öffentlichen Diskussion in Deutschland und Europa eine große Rolle spielen. Kaum eine Nachrichtensendung wird vergehen, ohne dass einer dieser Bereiche angeschnitten wird.

Wie ist das in den USA, insbesondere New York?

Wie so oft klafft die Schere weit auseinander. Sie reicht von Bestrebungen auf höchstem Niveau bis zum vollkommenen Desinteresse.

Fangen wir einmal beim Essen an. Viele gehobenere, teurere Restaurants werben damit, bevorzugt regionale Zutaten zu verwenden, da es umweltfreundlicher sei. Am anderen Ende des Spektrums sind die Essenslieferungen von durchschnittlichen Restaurants und Fast Food, die immer mehr zunehmen. Mit dabei in der oft ohne ersichtlichen Grund gedoppelten Tüte sind meist eine Fülle von Plastikbesteck, Essstäbchen, Soßenpäckchen oder Servietten. Es ist einfacher und so wohl auch billiger, einfach alles Erdenkliche einzupacken, statt zu fragen, was der Kunde wirklich benötigt.

Auch beim Thema Heizen sieht man die Kluft. Es gibt unzählige alte Mietshäuser, in denen man die Wärme nicht individuell kontrollieren kann, sondern es eine Temperatur pro Haus gibt. Diese wird im Zweifel oft lieber zu hoch eingestellt. Bei neuen Immobilien wird aber auch hier nach allerneuesten Standards gebaut und viel Geld investiert, um den Energieverbrauch in der Zukunft so niedrig wie möglich zu halten. Ein neuer Wohnkomplex in Brooklyn soll zum Beispiel sogar geothermisch mit Energie versorgt werden.

Bei Gewerbeimmobilien werden gewaltige Mengen Geld für Energiesparsamkeit und Umweltverträglichkeit investiert. Neue Bürotürme wie das One Vanderbilt, oder das 10 Hudson Yards sind weltführend bei der Effizienz. Auch in alten Bürogebäuden wird oft gewaltig Geld gesteckt, um sie sparsamer zu machen. Das bekannteste Wahrzeichen New Yorks, das Empire State Building, wurde vor ein paar Jahren für über eine halbe Milliarde Dollar modernisiert. Ein Großteil des Geldes wurde für Umweltschutz- und Energiesparmaßnahmen ausgegeben, so wurden alle 6.500 Fenster ersetzt und ein komplett neues Heizungs- und Kühlsystem installiert.

Auch in der Hotelszene kann man sehen, wie trendig Nachhaltigkeit ist. So bietet das Hotel 1 Brooklyn Bridge Park, Foto ganz oben, Ökoschick vom Feinsten.

10 Hudson Yards – Foto Ron Olmer

Bei der Energieversorgung gibt es die verschiedensten Experimente, Projekte, Pläne und Erwägungen im Kleinen wie im Großen. So wird seit einiger Zeit ein kleiner Teil des anfallenden Biomülls gesammelt, um daraus Biomethan zu erzeugen. Die Modernisierung der Klärwerke wird angedacht, damit das dort entstehende Biogas genutzt werden kann, statt abgefackelt zu werden.

Auch über die Stilllegung oder Komplettmodernisierung des größten Wasserdampfsystems der Welt wird nachgedacht. Es versorgt mehr als 1.500 Gebäude in Manhattan, darunter das Empire State Bildung und das World Trade Center mit Energie. Das Netzwerk ist jedoch mehr als 125 Jahre alt und hat signifikante Effizienzprobleme.

Green Roof
Green Roof in New York -Foto Parier Associates

Immer öfter werden auch grüne, also bepflanzte, Dächer angelegt. New York kann an vielen Sommertagen so heiß und schwül werden, dass die Klimaanlagen überall auf Hochtouren laufen. Die Green Roofs bewirken, dass Gebäude im Sommer mit weniger Energie gekühlt werden können und man im Winter weniger Wärme braucht.

Solaranlage wird mitten in Manhattan installiert -Foto Jake Ismusen

Während der Weg dorthin oft noch nicht richtig fest steht, sind die Ziele bei Effizienz und Nachhaltigkeit groß. Bis 2040 soll ausschließlich grüner Strom im Netz fließen. Bis 2030 will die Stadt 1.000 MW Photovoltaik angeschlossen haben. Derzeit sind schon rund 450 MW in Betrieb. (Zum Vergleich: In München, mit circa ein Sechstel der Bevölkerung, sind es laut den dortigen Stadtwerken aktuell rund 100 MW.) Wichtigste grüne Stromquelle ist aber Offshore-Wind und da passiert tatsächlich immer mehr. Große Farmen vor New York, New Jersey und Massachusetts werden gebaut oder sind fest geplant und finanziert.

Wind ist die wichtigste grüne Energiequelle für New York – Foto Shutterstock

Die politische Marschrichtung bei der Stadtregierung ist der aus Deutschland nicht unähnlich. So werden ehrgeizige Ziele wie zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes ausgegeben und Gesetze beschlossen, die dazu beitragen sollen. Beispielsweise werden nur Autos auf neuestem umwelttechnologischen Stand als Taxen zugelassen werden. Bei den öffentlichen Bussen fahren schon seit Jahren viele Hybrid-Modelle. Andere Initiativen sind Verbote von Styropor für das Verpacken von Essen, Strohhalmen und das Verbot kostenloser Plastiktüten. Auf ihrer Webseite informiert die Stadt die Bürger über Umweltinitiativen.

Auch bei der Bildung und Forschung ist das Interesse an Umweltschutz bemerkbar. Das New Yorker Schulsystem hat einige ‘grüne’ High Schools, die im gesamten Lehrplan Umweltaspekte berücksichtigen und zum Bürgerengagement erziehen wollen. Neu dazu kamen in den letzten Jahren zwei ‘Growing up green’-Grundschulen, in denen den Kindern beigebracht wird, sich umweltbewusst zu verhalten. Ein 700 Mio. USD teures Klimaforschungszentrum ist für Governors Island, einer Insel bei Manhattan, geplant.

Die New Yorker Gesellschaft bleibt aber, wie in vielen Bereichen, beim Thema Umwelt arg gespalten. Gut sieht man das beim Recycling. Im ultraschicken elitären Tribeca, wo man viele Leute mit Geld und Bildung findet, ist die Recyclingrate die höchste der ganzen Stadt, und in der South Bronx ist sie am niedrigsten. De facto interessiert sich ein großer Teil der Stadtbewohner nach wie vor nicht für Umweltschutzmaßnahmen – ein Grund, warum New York die Stadt weltweit mit der höchsten Müllproduktion bleibt.