Die Hindenburg – Triumph und Katastrophe in New York

Die Hindenburg 1936 über Manhattan

Am 9. Mai 1936 endete der Flug des Luftschiffs Hindenburg, auch LZ 130 genannt, um 6:10 Uhr am Ankermast von Lakehurst, einem Luftschiffhafen 100 km südlich von New York. Der Zeppelin schaffte die Transatlantikstrecke von Frankfurt in der Rekordzeit von 61.5 Stunden. Die erste Ankunft des modernsten Luftschiffs der Welt in den USA war ein Triumph, der für Furore in Amerika sorgte. Die Hindenburg würde noch weitere acht Male erfolgreich in Lakehurst anlegen.

Das Stahlskelett von “LZ 129”, dem neuen deutschen Luftschiff, im Bau in Friedrichshafen. Das Luftschiff wurde später nach dem verstorbenen Feldmarschall Paul von Hindenburg, dem ehemaligen Bundespräsidenten, benannt.

Am 3 .Mai 1937 machte sich der Zeppelin zusammen mit Schwesterschiff LZ 130, das größte Flugobjekt aller Zeiten, zum zehnten Mal auf nach New York. Zum Schweben brachten es 16 Tragzellen, die mit fast 200.000 Kubikliter Wasserstoff gefüllt waren. Den Antrieb übernahmen vier Dieselmotoren, die die Hindenburg mit Geschwindigkeiten von bis zu 125 km/h vorantrieben.

In einem riesigen Bauhangar in Friedrichshafen werden letzte Arbeiten an der Hindenburg durchgeführt

Auch für den Komfort der Passagiere war gesorgt. Es gab 2 Decks mit insgesamt 36 Kabinen mit 72 Betten. Jede Kabine hatte ein einklappbares Waschbecken und einen ‘Taster’ mit dem Personal herbeigerufen werden konnte. Das Prunkstück war der große Speisesaal. Hier gab es feine Küche a la carte. Serviert wurde mit eigens angefertigtem Porzellan, Tischtücher, Besteck und Servietten. Trotz des leicht entzündlichen Wasserstoffs an Bord mussten auch die Raucher nicht auf ihren Genuss verzichten.

Speisesaal der Hindenburg – Foto – Bundesarchiv
Poster aus dem Jahr 1936

Es gab einen Rauchersalon, dessen Benutzung strengen Regeln unterlag. Alle Raucherutensilien, darunter das einzige Feuerzeug im Umlauf, wurden von einem Steward verwaltet. Der Salon war durch eine Schleusentür vom Rest des Luftschiffs abgetrennt und ein permanenter, leichter Überdruck verhinderte, dass Gas in den Rauchersalon eindringen kann. Am Rumpf der Hindenburg waren Galerien eingerichtet, die Ausblick nach unten ermöglichten und es konnten sogar, was unvorstellbar in der heutigen Luftfahrt ist, manche Fenster geöffnet werden – Luftschiffe flogen ja auch nur in einer Höhe von ein paar Hundert Metern.

In der Lounge konnten Passagiere die Fenster öffnen

Mit all dem Luxus hatte die Fahrt nach Übersee mit dem hochmodernen Luftschiff mit 4.000 Reichsmark (ca. 15.000 Euro in heutigem Geld) auch ihren Preis. Das konnten sich nur die Reichen leisten und war vielleicht auch der Grund, warum die Hälfte der Kabinen beim Flug vom 3. Mai unbelegt blieben.

Zuschauer und Bodenpersonal umgeben die Gondel der Hindenburg, während sich das Luftschiff am 11. Mai 1936 darauf vorbereitet von Lakehurst nach Deutschland zurück zu fliegen

Bei Neufundland gab es starke Gegenwinde und die Geschwindigkeit musste für einige Zeit auf 100 km/h gedrosselt werden. Die Hindenburg kam am 6. Mai mit etwa 10 stündiger Verspätung in den Luftraum von Lakehurst. Die ungünstigen Umstände sollten sich fortsetzen. Am Luftschiffhafen gab es wegen drohender Gewitter erst einmal keine Landeerlaubnis und Kapitän Max Pruss ließ eine harte Kurskorrektur nach Süden vornehmen. Es dauerte weitere eineinhalb Stunden, bis die Flugaufsicht in Lakehurst dann das OK zur Landung gab.

Die Hindenburg fliegt am 6. Mai 1937 über Manhattan. Ein paar Stunden später ging das Luftchiff in Flammen auf, als es versuchte, in Lakehurst, New Jersey, zu landen.

Beim Anlegen an den Ankermast um circa 18:25 Uhr gab es dann die bei Luftschiffen fast unvermeidlichen Herausforderungen mit der waagerechten Trimmung. Um den Zeppelin zu stabilisieren, ließ Pruss mehrfach Wasser aus den Ballasttanks am Heck und Gas aus den Bugzellen ab. Nun wurden inzwischen nasse Taue herabgelassen, um den Bug der LZ 129 festzumachen. Sie sollte dann herabgezogen und am Boden fixiert werden. Wenn dies geschehen sein würde, könnten Passagiere und später die Besatzung aussteigen.

Doch dazu sollte es nicht kommen. Als die Hindenburg noch in 60 Meter Höhe am Mast war, züngelten am oberen Leitwerk des Heck plötzlich kleine Flammen, die sich schnell ausbreiteten. Das Traggas hatte sich entzündet, die absolute Katastrophe für ein Luftschiff. Mit einer Geschwindigkeit von rund 15 m pro Sekunde fraß sich das Feuer nach vorne. Vom Beginn des Feuers bis zum Aufschlagen der ausgebrannten Überreste dauerte es nur etwas mehr als ein halbe Minute.

Einige der Menschen an Bord konnten sich durch einen Sprung aus der Gondel retten, meist mit schweren Brandverletzungen. Als letztes sprangen die beiden Kapitäne, Max Pruss und Ernst Lehmann. Auch sie erlitten schwerste Brandverletzungen. Pruss überlebte, Lehmann starb am nächsten Tag. Am Ende fanden 35 der 97 Menschen an Bord bei der Katastrophe den Tod und auch ein Mitglied der Bodenmannschaft starb.

Adolf Fischer, ein Mechaniker, der Teil der Crew war

Foto- und Zeitungsreporter, Rundfunk- und Filmteams dokumentieren den Absturz vor Ort. Es ist die erste Katastrophe, die die Öffentlichkeit so nah miterlebte. Wohl auch deshalb ging das Hindenburg Disaster trotz der relativ geringen Opferzahl als eine der bekanntesten Katastrophen in die Geschichte des 20. Jahrhunderts ein. Legendär ist die Radioreportage von Herbert Morrison, der wegen der Katastrophe vor seinen Augen fast weint. Der Bericht wurde später mit Bildern des Brandes unterlegt.

Zwei Inspektoren untersuchen das Metallgerüst der Hindenburg in den Tagen nach dem Unfall

Natürlich wurde viel über die Ursache der Katastrophe spekuliert, aber sie konnte nie mit Sicherheit geklärt werden, weil das Luftschiff komplett ausbrannte und nur wenig an Beweisen gesammelt werden konnte. Vieles spricht jedoch für eine elektrische Entladung, die ein freigetretenes Wasserstoff-Sauerstoffgemisch entzündete. Weil Kapitän Pruss wegen der starken Böen eine harte Kurskorrektur anordnen musste, könnte eines der Spannseile gerissen sein, das das Zepellingerüst im Inneren stabilisierte. Dieses Seil könnte eines der Gaszellen leckgeschlagen haben und nun bildetet der Wasserstoff zusammen mit dem Sauerstoff ein extrem zündfähiges Gas. Der Funke, der zur Entzündung nötig war, könnte auf verschiedenen Weise entstanden sein. Eine Erklärung ist, dass der Zepellin durch das Gewitter elektrisch aufgeladen war und sich entlud, als die nasse und dadurch extrem leitfähige Landetaue Kontakt mit dem Mast machte. Kapitän Pruss selbst war bis zu seinem Lebensende davon überzeugt, dass ein Anschlag oder Sabotage Grund für die Katastrophe waren. Hinweise, die darauf deuten, wurden aber nie bekannt.

Trauerfeier ür die 28 Deutschen, die bei der Hindenburg-Katastrophe ums Leben kamen am Hamburg-American Pier in New York. Etwa 10.000 Mitglieder deutscher Organisationen säumten den Pier

Eines ist jedoch sicher. Hätte Deutschland in den 1930er Jahren über Helium verfügt, dass nicht brennbar ist, wäre es nicht zu dieser Art von Katastrophe gekommen. Dieses rare Gas hatten aber nur die USA in großen Mengen, die es trotz Nachfrage der Deutschen nicht an das aufstrebende 3. Reich exportieren wollten.

Mit dem Absturz der Hindenburg endete auch die Geschichte der Zepelline in der kommerziellen Luftschifffahrt.

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