Die Zahl der Gefangenen im New Yorker Gefängnissystem ist in den letzten Jahren rapide gesunken. 2011 befanden sich pro Tag durchschnittlich 12,790 Menschen in Haft, zehn Jahre später waren es 4.961. Nach wie vor ist die überwiegende Mehrheit der Inhaftierten schwarz oder hispanisch, mehr als der Hälfte wurde eine psychische Erkrankung diagnostiziert.
Die New Yorker Gefängnisse werden vom “Department of Corrections“ (DOC) betrieben. In der Behörde arbeiten fast 11.000 Menschen, circa 9.000 davon als Wärter, hier “Corrections Officers“ genannt.
Die größte Strafanstalt New Yorks ist Rikers Island. Sie liegt im East River zwischen der Bronx und Queens, nahe des La Guardia Flughafen. Der Komplex besteht aus fünfzehn verschiedenen Gefängnissen und hat Platz für 17,000 Insassen. Auf Rikers Island arbeiten mehr als 7.000 Vollzugsbeamte und 1.500 Zivilangestellte. Es ist die größte Einrichtung ihrer Art in den USA, vielleicht der Welt.
Die Kosten für den Strafvollzug sind gewaltig. 2021 betrug das Jahresbudget des DOC 1.14 Mrd. USD. Der Betrieb von Rikers Island allein schlug mit 860 Mio. USD zu Buche. Dies entspricht Ausgaben von 687 USD pro Tag und Häftling, exklusive Kosten wie medizinische Versorgung. Laut eines Berichts des Vera Institute of Justice gibt Los Angeles nur 220 USD aus, Chicago 245 USD.
Bekannterweise ist fast alles in New York teurer als im Rest der USA, aber es gibt andere Faktoren für die gewaltigen Kosten, allen voran die Arbeitsweise des ‚Department of Corrections“. Hier gibt es, und da widerspricht eigentlich kein Kenner der Situation, viel Korruption und wenig Interesse an Effizienzsteigerungen.
Moral und Disziplin in der Behörde sind ein Problem. Im Gegensatz zu Polizei und Feuerwehr haben “Correction Officers“ kein Prestige in der Öffentlichkeit, oft ist das Ansehen sogar negativ. Sie verdienen weniger als ihre uniformierten Kollegen und arbeiten in einem schwierigen, oft sehr unschönen Umfeld. Das macht sich in den astronomisch hohen Krankenständen bemerkbar.
Die New York Daily führte am 17. Januar 2022 eine Untersuchung durch. Das Ergebnis war, dass etwa 35 Prozent der gesamten Belegschaft krank oder anderweitig ohne im Urlaub zu sein abwesend waren. Rund 1.000 Beamte – mehr als 10 Prozent der Belegschaft – waren sogar auf unbestimmte Zeit krankgeschrieben. Andere hatten sang- und klanglos aufgehört, zum Dienst zu erscheinen.
Die verbliebenen Wärter verrichten derweil oft lukrative Überstunden, für die jährlich 150 Mio. USD ausgegeben werden. Ermöglicht wird das Verhalten zu einem großen Teil von einer starken Gewerkschaft, die sich vehement gegen Versuche, Mitglieder zu disziplinieren, wehrt.
Obwohl die Zahl der Häftlinge im System stark gesunken ist und es mittlerweile fast doppelt so viele Wärter wie Gefangene gibt, schnellte die Anzahl der gemeldeten Zwischenfälle, bei denen Gewalt im Spiel war, in den letzten zehn Jahren nach oben. Taten zwischen Häftlingen stiegen von 7,430 auf 11,211, Angriffe auf Personal von 537 auf 1167. Fälle, in denen Wärter Gewalt gegen Häftlinge anwandten, nahmen von 2276 auf 7664 zu.
Vielleicht werden die Pläne der Stadt das Gefängnissystem zu modernisieren helfen. Auch Rikers Island soll bis 2026 durch kleinere, zeitgemäße Haftanstalten ersetzt werden.
Die im Artikel genannten Zahlen stammen von einem Bericht der Stadt New York.
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