Im frühen zwanzigsten Jahrhundert galten perfekte Perlen als die wahrscheinlich wertvollsten Objekte der Welt. Sie strahlten solche Faszination aus, dass der Fund eines besonders schönen Stücks sogar oft in den Zeitungen vermeldet wurde.
Der Juwelier Pierre Cartier stellte 1916 die vielleicht wertvollste Perlenkette der Welt in sein New Yorker Showroom. Das Schmuckstück bestand aus zwei Reihen mit 55 und 73 perfekten Perlen und war Schätzungen zufolge mehr als eine Million Dollar wert (nach Inflationsrechner heute über 23 Mio.) Die Kette wurde zu einer Sensation und Bewunderer kamen aus nah und fern, um sie zu sehen – darunter auch die 31-jährige Maisie Plant.
Maisies Ehemann war der 64-jährige Morton Plant, ein Finanzier, der aus einer reichen Familie stammte, der einige der immens wichtigen Eisenbahnen gehörte. Das Paar wohnte in einem Anwesen an der 5th Avenue, Ecke 52 Straße, bekannt als die Plant Mansion.
Pierre Cartier hatte schon länger ein Auge auf den fünfstöckigen herrschaftlichen Wohnsitz geworfen, weil er ihn als idealen Standort für einen Juwelierladen sah. Er wusste auch, dass Morgan seiner 33 Jahre jüngeren Frau alle Wünsche von den Augen ablas (sehr zum Entsetzen seiner erwachsenen Kinder, die den Verdacht hatten, dass ihre neue Stiefmutter es vor allem auf sein Geld abgesehen hatte).
Als Cartier hörte, dass der Finanzier sich mit dem Gedanken trug, die Plant Mansion zu verkaufen, weil die Fifth Avenue ihren Wohncharakter verloren habe, machte der Juwelier ihm ein Angebot. “Gib mir dein Anwesen, und du bekommst die Kette von mir.”Zum Glück für Maisie nahm ihr Mann den Vorschlag an und Schmuckstück und Schlüssel zum Anwesen wurden ausgetauscht. Die Werte beider Objekte waren zumindest ähnlich, und es ist sogar gut möglich, dass die Kette zum Zeitpunkt der Transaktion ein gutes Stück mehr wert war.
Am 23. Januar 1957 versteigerte das Auktionshaus Parke-Bernet die beiden Halsketten aus dem Nachlass von Mrs. Plant, die nach dem Tod Morton Plants wieder geheiratet hatte und zuletzt Mrs. John E. Rovensky war.
Die Begeisterung für Perlen war bis dahin stark abgeflaut und sie brachten nur einen winzigen Bruchteil des ursprünglichen ein, 165.000 USD, was inflationsbereinigt zurückgerechnet auf 1917, sogar nur $50.00 entsprach. Die Ketten sind danach nicht mehr öffentlich aufgetaucht.
Cartier ist auch 103 Jahre später noch in der alten Plant Mansion ansässig. Das Gebäude ist heute als Cartier Building bekannt.
Nach vierjährigen Arbeiten und Ausgaben von 250 Mio. USD – Tiffanys auf der 5th Avenue wird am Samstag wiedereröffnet