Wenn ein Amerikaner im 19. Jahrhundert an New York dachte, waren Austern eine der ersten Dinge, die ihm in den Sinn kamen. In den Gewässern rund um die Stadt befanden sich mehr Austernbänke als sonst irgendwo auf der Welt.
Schon die Ureinwohner der Region, die Lenape Indianer, aßen sie gerne und das reichhaltige Vorkommen war vielleicht ein Grund, warum sie sich hier ansiedelten. Die Weichtiere waren so im Überfluss vorhanden und so billig, dass man überall in der Stadt Stände finden konnte, wo Leute sie so selbstverständlich aßen, wie heute ein Berliner eine Currywurst.
Überfischung und das immer stärker verschmutzte Wasser ließen die Bestände zugrunde gehen und die Austernfischerei wurde 1927 eingestellt.
Nachdem Hurrikan Sandy die Region 2021 heimsuchte und große Zerstörung vor allem durch Fluten anrichtete, machte sich die US-Regierung Gedanken, wie man die Folgen einer solchen Naturkatastrophe in der Zukunft lindern kann. Eine Maßnahme, für die man sich entschied, war das Anlegen von Dünen- und Riffökosystemen zum Küstenschutz. Austernbänke, die sich hervorragend als Wellenbrecher eignen, waren Teil des Konzepts.
Tatsächlich wurden seit 2014 Millionen von Austern in Bänken rund um den New Yorker Hafen angesiedelt. Dies ist überhaupt erst möglich, weil die Wasserqualität sich in den letzten Jahrzehnten stark verbessert hat.
Neben ihrer Funktion als Wellenbrecher sind die Weichtiere auch sehr wichtig für die Schaffung und Verbesserung von Ökosystemen im Wasser. Beispielsweise helfen sie durch Reduzierung des Stickstoffgehalts dabei, Veralgung zu vermindern. Eine einzige Auster kann bis zu 200 Liter Wasser pro Tag filtern. Austernbänke sind ausgezeichnete Habitate für viele Arten von Fischen und anderen Meerestieren.
Die Organisation, die die Meerestiere im New Yorker Hafen ansiedelt, das Billion Oyster Project, besteht aus 8000 Schülern und 1000 Freiwilligen und hat mittlerweile 75 Millionen Austern platziert. Im Moment ist man dabei 20 Millionen junge Austern entlang der Gansevoort Peninsula auszusetzen, einem neuen Park, der am Hudson River im südlichen Manhattan entsteht, anzusiedeln.
Die Tiere befinden sich in hunderten von Riffbällen. Im Meer versenkt werden die Betonobjekte zu einem Riffkomplex, der auch als Habitat für viele andere Meeresorganismen dient, wie einige der circa 85 Arten von Fischen, die im Hudson schwimmen.
Der Name des Billion Oyster Project kommt von englischem Wort für Milliarde. So viele Austern will die Organisation bis 2035 in den New Yorker Gewässern ansiedeln.