Die Region New York ist einer der größten Ballungsräume der Welt. Was macht das mit der Luft?

Foto – Shutterstock

Vom Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bis in die späten 1960er Jahre war die New Yorker Luft die schmutzigste in den ganzen USA. Eine 85-jährige Nachbarin berichtete: “Wir sahen die Luftverschmutzung damals nicht nur, wir wischten sie vom Fensterbrett. Als Kinder freuten wir uns immer über die schwarzen Schneeflocken, erst später verstand ich, dass es Teilchen von verbranntem Müll waren!”

Lange machte in Sachen Schadstoffausschuss jeder, was er wollte. Nicht nur gab es große städtische Müllverbrennungsanlagen, sondern auch Tausende Mietskasernen hatten ihre eigenen Verascher, in denen sie ohne jegliche Vorgaben Müll verbrannten. Geheizt wurde viel mit schweren Ölen und Kohle, weil es am billigsten war. Auch Kraftwerke wurden auf dieser Basis betrieben.

Müllverbrennungsanlage mitten in Manhattan 1979 – Foto Massimo Sormonta

Im November 1966 starben innerhalb weniger Tage um die 200 Leute an Atmungserkrankungen, als sich verschmutzte Luft mehrere Tage über der Stadt festsetzte. Das Gleiche geschah bereits 13 Jahre früher. Dass dies nicht viel öfters passierte, ist der geografischen Lage und Klimafaktoren in New York zu verdanken. Solche Vorfälle und auch der allgemeine Zeitgeist in den 1960-er Jahren führte zur Bildung eines gewissen Problembewusstseins in New York und dem Rest Amerikas.

Der 24. November 1966 war einer der smogreichsten Tage in der Geschichte New Yorks – Foto – Neal Boenzi/The New York Times

1970 verabschiedete der US-Kongress den ‚Clean Air Act’ – ein Gesetz, das Auflagen an Industrie, Energieerzeuger, Betreibern von Wohnkomplexen usw. enthielt. Schadstofferzeuger sollten dazu gebracht werden, bestehende technische Möglichkeiten zu nutzen, um den Ausstoß von Kontaminanten zu senken. Zeitgleich wurde die Bundesbehörde ‘Environmental Protection Agency’ (EPA) gegründet, die sich unter anderem um die Einhaltung des Gesetzes kümmern sollte. Dazu kamen in dieser Zeit auch lokale Behörden in New York, wie das ‚Department of Environmental Protection‘ (DEP).

Präsident Richard Nixon unterzeichnet am 31. Dezember 1970 das ‘Clean Air Act’ Gesetz

Über die Jahrzehnte gab es in New York auch immer wieder Bestrebungen der Stadtpolitik, die Luftqualität zu verbessern. So wurden bis in die 1990er Jahre alle Müllverbrennungsanlagen stillgelegt. Der damalige Bürgermeister Michael Bloomberg stellte 2008 den OneNYC Plan vor, der Initiativen enthielt, die die Umwelt entlasten sollten. 2016 sagte sein Nachfolger Bill De Blasio zu den bisherigen Ergebnissen von One NYC: “New Yorker atmen heute die beste Luft seit Beginn der industriellen Revolution, aber es gibt noch viel zu machen.“ Auch der jetzige Bürgermeister Eric Adams hat sich der weiteren Verbesserung der Luftqualität verschrieben.

Die Stadt New York, Google und Aclima (ein Unternehmen für Luftsensoren) schicken seit Anfang des Jahres spezielle Fahrzeuge durch die Stadt, um mehr Daten zur Luftqualität zu erfassen. – Foto: Aclima.

Über die Initiativen der Politik hinaus hat New York einige geographische, klimatische und wirtschaftliche Vorteile, die sauberer Luft zuträglich sind:

-) Klima/Geographie – Die Stadt liegt am Ozean, ohne Berge drum herum, es gibt viel Wind und eine ordentliche Menge Regen, das heißt Luft hängt nicht sehr lange über der Stadt. Die Stadt mit Amerikas schlechtester Luft, Los Angeles, ist von Bergen umringt, die die Luftmassen einschließen können – ein Faktor, der den berüchtigten Smog dort entstehen lässt.

-) Kaum Schwerindustrie – Den großen Luftverschmutzer Schwerindustrie findet man in der Region New York relativ wenig. Es gibt Kleinstädte auf der Welt, wo die Luft schlechter ist als in der Megametrople New York, weil dort Schwerindustrie angesiedelt ist.

-) New York ist eine reiche Stadt – Maßnahmen zur Schadstoffreduktion kosten alle Geld, oft sehr viel. Viele Megastädte mit schlechter Luft befinden sich in armen Regionen der Welt, z.B. Lagos, New Delhi, Karachi oder Teheran.

Wie ist es um die Luftqualität in New York aktuell bestellt und wie liegt sie im internationalen Vergleich?

Das ‘World Air Quality Project’ betreibt eine Seite, die den sogenannten ‘Air Quality Index‘ anzeigt, der laufend aktualisiert wird. Die sechs Hauptbelaster der Luft (siehe Liste am Ende des Artikels) werden gemessen und ein Faktor zwischen 0 und 300 ermittelt – so niedriger die Zahl, umso besser die Luft und alles unter 50 gilt demnach als guter Wert. Die Daten kommen von 10.000 Messtationen weltweit. Am 13. Juni 2023 sehe ich auf der Seite folgende Werte: New York ist bei 47, München bei 63 und Johannesburg bei 165.

Die 6 meistgemessensten Luftverschmutzer:

Ozon
Stickstoffdioxid
Schwefeldioxid
Kohlenmonoxid
Feinstaub PM 2.5
(Feinstaub mit einem aerodynamischen Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer)
Feinstaub PM 10
(Feinstaub mit einem aerodynamischen Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer)