Gefürchtete CoOp Boards: Besitzerausschüsse bestimmen in vielen der begehrtesten Wohngebäude, wer einziehen darf

In vielen der altehrwürdigen, exklusiven Wohnhäuser Manhattans kann man sich nicht einfach ein Apartment kaufen. Nein, wer hier wohnen will, muss Anteile an einer Genossenschaft erwerben, die ihn oder sie dazu berechtigen. Das Ganze nennt sich „Housing Cooperative“ oder kurz „CoOp“.

740 Park Avenue - Jacke Kennedy, damals noch Jackie Bouvier wuchs hier auf - Foto - NY Open House
740 Park Avenue – Jackie Kennedy, damals noch Jackie Bouvier, wuchs hier auf. – Foto: NY Open House

Das CoOp-System bietet einen entscheidenden Vorteil – man kann sich seine Nachbarn aussuchen. Besitzt man eine normale Eigentumswohnung (in den USA Condominium oder einfach Condo genannt), hat man keine Kontrolle, an wen der Hauseigentümer die anderen Apartments verkauft. In einer CoOp legt man hingegen gemeinsam mit den anderen Anteilseignern fest, wer einziehen darf. Ohne die Zustimmung dieser berühmt-berüchtigten CoOp Boards kommt niemand ins Haus.

Viele der begehrtesten CoOp-Gebäude Manhattans stehen an der „Gold Coast“, einem Abschnitt der Upper East Side, der ungefähr zwischen 60th und 80th Street sowie Fitfth Avenue und Park Avenue liegt. Die CoOp Boards in dieser Gegend sind als extrem streng bekannt und gefürchtet. Potentielle Anteilseigner müssen über einen einwandfreien sozialen Leumund verfügen oder das, was die Damen und Herren vom Besitzerausschuss dafür halten. Verbunden sein sollte dieser dann bitteschön auch mit immensem Reichtum – einige der Genossenschaften setzten 100 Millionen Dollar in liquiden Mitteln als Bewerbungskriterium voraus und die Wohnung, die Millionen von Dollar kostet, komplett aus eigenen Mittlen kaufen, ohne Hypothek.

Es ist Aufgabe der Makler, zu entscheiden, wer unter den Interessenten überhaupt das Apartment sehen darf. Sie wissen zum Beispiel, dass viele der Top-Adressen keine neureichen Mitbewohner wollen und auch niemanden, der in irgendeiner Form im Rampenlicht steht. Die falschen Kunden mitzubringen, würde der Beziehung der Makler zum Board der Gebäude schaden, und so sind sie lieber übervorsichtig. Maklerlegende Dolly Lenz hatte vor einigen Jahren Mariah Carey als Klientin. Sie bekam tatsächlich einen Termin bei einem als besonders streng bekannten CoOp Board. Dolly instruierte Mariah, sie solle sich dafür konservativ, fast schon wie zu einer Beerdigung anziehen. Die Sängerin erschien stattdessen in einem Minirock und knappen Top und wurde prompt abgelehnt. Damit ist sie nicht allein: Zu den Promis, die die Aufnahme in bestimmte CoOps nicht geschafft haben, gehören Madonna, Barbra Streisand, Elizabeth Taylor und Richard Nixon. Aber vermutlich gibt es für jeden bekanntgewordenen Fall ein paar andere, von denen die Öffentlichkeit erst gar nichts erfährt.

820 Fifth Avenue - Foto Brown-Harris-Stevens
820 Fifth Avenue – Foto: Brown-Harris-Stevens

Hat man den ersten Schnitt erfolgreich absolviert und ist in die engere Auswahl gekommen, folgt eine rigorose Bewerbungsprozedur: Man muss en détail Auskunft über seine komplette finanzielle Situation geben, natürlich mit den entsprechenden Dokumenten. Auch die persönlichen Verhältnisse, z. B. Scheidungen, interessieren das CoOp Board. Möchte der Bewerber einen Hund mitbringen, muss der Vierbeiner sich für gewöhnlich mit vorstellen.

Sogar eine Empfehlung von höchster Stelle hilft nicht immer. Vor ein paar Jahren rief der damalige Bürgermeister Michael Bloomberg, einer der reichsten Männer New Yorks, bei der 89-jährigen Jayne Wrightsman an. Mrs Wrightsman, die Witwe eine Ölbarons, war eines der aktivsten Mitglieder im CoOp Board von 820 Fifth Avenue. Bloomberg machte sich für den Immobilien-Mogul Jeff Blau stark, der mit seiner in Harvard promovierten Frau dort einziehen wollte. Das Angebot wurde jedoch abgelehnt. Wahrscheinlich hatte Blau, der als Sohn eines Klempners in einem Arbeiterviertel in Queens aufwuchs, nicht genug „blaues Blut“, also nicht die richtige Ahnentafel.

740 Park Avenue ist wohl das legendärste CoOp-Gebäude in New York. Der Autor Michael Gross schrieb sogar ein ganzes Buch darüber: „740 Park Avenue – The Story of the World’s Richest Apartment Building“. Über die Welt der ehrwürdigen, exklusiven CoOps befindet er: „Sie sind die letzten Bastionen des alten Geldes. Eine heile Welt, in der man an traditionellen Werten und sozialen Normen festhalten kann. Sie sind Inseln mitten in New York.“

Dennoch ist die goldene Zeit der CoOps vielleicht vorbei. Die Immobilienmaklerin Barbara Fox sagte dem New York Observer: “Wenn die Ausschüsse nicht lockerer werden und sich auf neue Gegebenheiten einstellen, könnte es in den nächsten Jahren Probleme geben. Wir leben nicht in der gleichen Welt wie vor 40 oder 50 Jahren. Die Gebäude brauchen auch jüngere Menschen. Es gibt junge Leute mit viel Geld, die aber vielleicht anderen Anforderungen nicht gerecht werden. Hier sollten die altherrschaftlichen CoOps umgänglicher werden, um nicht von der Zeit überholt zu werden. In den letzten Jahren wurden einige sensationelle Wohnhäuser fertiggestellt und es kommen mehr dazu. Die können relativ einfach als Eigentumswohnungen gekauft werden. Sie haben nicht das ‘alte Geld’-Prestige der CoOps, aber viele andere Vorteile. Und außer dem Geld braucht man dort relativ wenig. Die nächsten Jahre werden interessant.”

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