Überholt von anderen Luxustürmen, Schwarzarbeit, zerstörte Kunst und andere Geschichten vom Trump Tower, Sinnbild der 1980er Jahre Dekadenz

Trump Tower – Foto Fred Siebenthal

In den 1940er und 1950er Jahren war in Amerika Hochkonjunktur. Der Hauptauslöser für den Boom war der zweite Weltkrieg – eine Zeit, in der die Regierung begann, beispiellose Geldmengen in die US-Wirtschaft zu pumpen. Fred Trump, Vater von Donald, machte sich diese Situation zu Nutzen. Während des Krieges baute er in der Nähe der großen Ostküsten-Werften Kasernen und Gartenwohnungen für Angehörige der US-Marine. Nach 1945 errichtete der alte Trump Apartmentanlagen für die wachsende Mittelklasse, vor allem zurückkehrende Soldaten und ihre Familien, in den New Yorker Bezirken Brooklyn und Queens. Da die Geschäfte glänzend liefen und Fred ein recht konservativer Geschäftsmann war, machte er nie den Schritt ins möglicherweise lukrativere, aber auch schwieriger zu manövrierende Manhattan – einem der wichtigsten Immobilienmärkte der Welt. Das sollte sein Sohn Donald tun.

In seinem Buch ‚Art of the Deal’ (1987) schrieb Donald Trump, dass er schon von Kindesbeinen an davon träumte, einen nach ihm benannten Wolkenkratzer auf der 5th Avenue zu bauen. Im Jahr 1979, mit 33 Jahren, machte er sich dann ans Werk, nachdem er endlich ein passendes Grundstück fand, als das Luxuskaufhaus Bonwit-Teller in der 5th Avenue mit Bestlage neben Tiffany’s Pleite ging. Die Immobilie kam auf den Markt und Trump schlug zu. (Der Preis war 15 Mio. USD – inflationsbereinigt circa 50 Mio. USD.)

Das Bonwit-Teller Gebäude zu seiner Prachtzeit 1956

Nachdem er sich das Land gesichert hatte, wollte Donald möglichst schnell mit den Abrissarbeiten beginnen. Zuvor versprach er aber noch auf einer Pressekonferenz, die stadthistorisch wichtigen Kalksteinreliefs, die in die Fassade des Bonwit – Teller Buildings eingearbeitet waren, fachmännisch entfernen zu lassen und an das renommierte Metropolitan Museum of Art zu spenden.

Für den Abriss heuerte Trump schnell eine Crew von 200 Arbeitern an. Es waren fast alles Polen, die illegal in den USA waren. Die Männer arbeiteten in 12-Stunden-Schichten, oft ohne Handschuhe, Bauhelme oder Masken. Sie erhielten für ihre gefährliche Tätigkeit etwa 4 Dollar pro Stunde (inflationsbereinigt circa 15 oder 16 USD) – weniger als die Hälfte des 1980 vorherrschenden Lohns für diese schwere Arbeit. Selbst Teile dieser kärglichen Bezahlung mussten sich die Männer später vor Gericht erklagen. Zeit und Kosten, die Reliefs zu entfernen, wollte Trump dann doch nicht investieren. Er ließ die Kunstwerke mit dem Rest des Gebäudes zerstören. Die circa dreijährigen Bauarbeiten danach liefen dann sehr gut und der 58-stöckige Turm wurde plangemäß im Februar 1983 mit einer Feier eröffnet, an der auch Bürgermeister Ed Koch teilnahm.

Dieser Zeitungsartikel erschien, nachdem Trump die Kalksteinreliefs zerstören ließ

Der Trump Tower symbolisierte das New York der 1980er Jahre, eine Dekade, die als protzig, opulent und dekadent gilt, genau so perfekt wie Börsenmakler Gordon Gekko. In einer Szene aus dem Film ‘Wall Street‘ (1987), der Filmgeschichte schrieb, erklärt er, warum Gier gut ist. Hier ist der Clip. Gespielt wird Gekko übrigens von Michael Douglas.

Das Atrium – Wiki Commons

Die 238 Eigentumswohnungen in den oberen 38 Etagen des Towers gelegen, schafften es schnell unter die begehrtesten Adressen der Welt, und Promis wie Michael Jackson, Steven Spielberg, Bruce Willis oder Sophia Loren zogen ein. Trump behielt die obersten drei Stockwerke für sich selbst. Unter den Apartments wurden 25.000 qm Gewerbefläche gebaut, darunter das 6-stöckige ganz in Gold und rosa Marmor gehaltene Atrium mit Gastronomie, Shops und einem 20 Meter hohen Wasserfall. Das Atrium ist der einzige öffentlich zugängliche Teil des Wolkenkratzers.

In den folgenden Jahrzehnten, als extremer, demonstrativer Protz und Prunk immer mehr aus der Mode kamen und es mehr Konkurrenz von neuen Luxusgebäuden gab, verlor Trump Tower einiges von seinem Glanz. Die 1980er Architekturikone wurde auch seit langer Zeit nicht mehr nennenswert modernisiert oder saniert, und sieht mittlerweile im Vergleich zu den neuen Ultraluxustürmen alt aus. Und dann kann es auch als politisches Statement gesehen werden, wenn man hier wohnt, auch das will nicht jeder. Zudem wurde es seit dem ersten Amtsantritt von Trump zu einer Touristenattraktion.

Das Gebäude wurde zum Touristenmagnet