Nicht nur Untergang und Finsternis – Was für die Zukunft der großartigsten Stadt der Welt optimistisch stimmt

Seit dem Ausbruch der Pandemie letzten Februar waren Nachrichten aus New York meist schlecht und auch wir berichteten letzte Woche von den gewaltigen Herausforderungen, die sich die Stadt gegenübersieht. Aber es gibt auch viel, das wieder Hoffnung macht. Hier sind sieben Gründe für Optimismus:

Neue Regierung in Washington

Die Trump Regierung hatte eine starke Anti-New York Einstellung. Der damalige Präsident sprach schadenfroh von New York als ‘Geisterstadt’. Er glaubte, dort überall Gesetzlosigkeit und Anarchie zu sehen und erklärte die Stadt offiziell zu einer ‘Anarchist Jurisdiction’, auch um ihr so den Erhalt von Bundesmitteln zu erschweren. (Dass 2016 nur 18% für ihn stimmten, hat er seiner Heimatstadt wahrscheinlich nie verziehen.)

Die Biden Regierung will den Staat New York als Teil ihres 1.9 Billiarden USD Wirtschaftspakets mit 50 Mrd. USD unterstützen. Man kann annehmen, dass 40% bis 50% in der Stadt New York landen werden.

Arbeitslosigkeit sinkt

Arbeitsloser beantragt Hilfe – Foto Don Abigail

Im Juni 2020, nach monatelangen coronabedingten Jobverlusten, war die offizielle Arbeitslosenquote im Großraum New York mit 17.2% auf ihrem Höhepunkt. Inzwischen ist sie auf 8.4% gesunken.

Leute kommen zurück –  Mieten steigen teilweise wieder

Das Ansonia Apartment Building auf Manhattans Upper West Side – Foto Bill Cowher

Die Berichte der gewaltigen Stadtflucht aus New York, die durch die europäischen Medien geisterten, waren von vornherein übertrieben. Es verließen aber schon einige Hunderttausend Menschen die Stadt, vor allem Reiche. Nun kommen jedoch viele zurück!

Manhattans Leerstandsquote bei Wohnungen sank im Januar zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie von 6,14% im November auf 5,52% (in der Regel zwischen 2% und 3%). Wichtiger als die Zahl selbst halten Experten die Umkehr des Trends. In Manhattan stieg die Zahl der neu unterzeichneten Verträge von November auf Dezember um 36% und gegenüber dem Vorjahr um satte 93,6%.

Laut dem Bericht zur Entwicklung der Mieten, den Immobilienriese Douglas Elliman regelmäßig veröffentlicht, zogen die Mieten für die größten und teuersten Wohnungen in Manhattan, nachdem sie seit Ausbruch der Pandemie ununterbrochen fielen, im Dezember wieder spürbar an. Manchmal gab es sogar Steigerungen im zweistelligen Prozentbereich. Die Mieten für kleinere Wohnungen und die in niedrigeren Preisklassen stagnierten oder gingen weiter zurück und waren 20% niedriger als im Dezember 2019.

Immobilienkäufe ziehen an

Werbefoto des ‘Tower at Gramercy Square’ – hier wurde das Penthouse für 29.5 Mio. USD verkauft

Die Leute kaufen wieder Wohnungen, vor allem um die gesunkenen Preise zu nutzen.

Laut des Luxury Market Report der Immobilienfirma Olshan Realty gab es in der Woche vom 8. bis 13. Februar beeindruckende 38 Verkäufe von Luxuswohnungen (mehr als 4 Millionen USD Kaufpreis) in Manhattan – die meisten seit fünf Jahren!

Die beiden teuersten Wohnungen waren das Penthouse des ‘Tower at Gramercy Square’ (215 East 19th St.) und das 650 qm Apartment mit einer fast ebenso großen, es umgebenden Terrasse für 29,5 Mio. USD. Das zweitteuerste verkaufte Apartment war ein 450 qm großes Duplex in Chelsea (212 West 18th St.), das für 27,8 Millionen gelistet war.

Im Luxussegment fielen die Preise am stärksten und viele Käufer glauben wohl, dass es derzeit eine besonders günstige Zeit für einen Erwerb ist, aber auch in anderen Marktsegmenten ist im Moment viel Bewegung.  

Laut John Walkup, Chef von Urban Digs – einer Firma, die Daten aus dem Immobilienmarkt analysiert – wurden in der Woche vom 5. bis 11. Februar so viele Verträge unterschrieben wie seit vier Jahren nicht mehr. “Immobilien werden fast vom Markt gerissen, sobald sie gelistet sind. Die durchschnittliche Zeit, die eine Wohnung in Manhattan auf dem Markt ist, bevor sie verkauft ist, ist die kürzeste seit fast fünf Jahren”, so Walkup.

Stadtfinanzen besser als befürchtet

Bürgermesiter Bill de Blasio

Das Steueraufkommen sank während der Pandemie deutlich, aber bei Weitem nicht so stark wie befürchtet. New York nahm 2020 748 Millionen USD mehr an städtischer Einkommenssteuer und Gewerbesteuer ein, als am Höhepunkt der Krise prognostiziert, und konnte die Kosten für ausgegebene Anleihen um 610 Millionen USD senken, so das Office of Management and Budget. Das für dieses Jahr befürchtetet 4 Milliarden Loch im Haushalt wird so vielleicht doch kleiner und es gibt große Hoffnung für eine ansehnliche Geldspritze aus Washington.

Optimismus an der Wall Street

In der zweiten Jahreshälfte 2020 wurden in der Finanzwelt Rekorde gebrochen und derzeit herrscht viel Optimismus an der Wall Street, dass es so weitergehen wird. Die Branche ist enorm wichtig für New York und spült viel Geld in die Stadt und die Stadtkasse, wenn es gut läuft. Obwohl weniger als 5% im Finanzsektor arbeiten, macht er 20% der Löhne in der Privatwirtschaft aus. 

Die Finanzindustrie litt viel weniger als die meisten anderen Teile der New Yorker Wirtschaft an der Coronakrise. Es wurden nur 7.300 Stellen abgebaut. Das sind 5% und weniger als bei den Rezessionen 2002 und 2009.

Sollte es tatsächlich ein so gutes Jahr werden, wie es sich viele in der Branche versprechen, würde es der Stadt enorm helfen.

Zukunftsindustrien investieren in New York

Hier in Harlem entsteht das Taystee Lab Building, konzpiert für die Life Sciences – Foto NY Times

Big Tech glaubt an die Zukunft New Yorks. Google, Apple und Facebook mieteten in den letzten Monaten gewaltige Büroflächen in New York.

Auch die zukunftsträchtigen ‘Life Sciences’ boomen in New York, darunter versteht man in den USA alles, was mit lebenden Organismen zu tun hat, das meiste steht mit Medizin in Verbindung.

Während Anbieter normaler Büroflächen mit viel Leerstand zu kämpfen haben, ist die Nachfrage für Räumlichkeiten für Firmen und Institutionen aus den Life Sciences stark, wohl ein gutes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit New Yorks.

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