Seit den frühen 1990er Jahren boomte der New Yorker Immobilienmarkt fast kontinuierlich, besonders im Herzstück der Stadt, Manhattan. Selbst die Anschläge vom 11. September 2001 und die Finanzkrise, die 2008 begann, führten nur zu relativ niedrigen und kurzen Preisrückgängen, die die Jagd nach neuen Rekorden nicht lange beeinträchtigten. Dass die Immobilienbranche die COVID-19 Krise auch so gut wegstecken kann, erscheint immer zweifelhafter.
Laut einem Bericht, den die anerkannte Sachverständigenfirma Miller Samuel veröffentlichte, fiel die Anzahl von Wohnungsverkäufen in Manhattan im zweiten Quartal (April – Juni) um 54% – der größte Rückgang seit 30 Jahren.
Der ‚Median Price‘ sank um 18% auf eine Millionen US-Dollar, der größte Fall seit zehn Jahren. (Der ‚Median Price‘ ist nicht der Durchschnittspreis, sondern ein Mittelpreis, d.h. 50% der Immobilien wurden für mehr Geld und 50% für weniger verkauft.)
Die Hudson Yards- Foto Related Companies
Im ganzen Quartal gab es nur 1.147 Transaktionen – laut Miller Samuel die niedrigste Zahl, seit man in den späten 1980er Jahren damit anfing, Daten detailliert aufzuzeichnen.
Ein wichtiger Grund für die Zahlen war sicher, dass das Leben in den drei Monaten fast zum Erliegen kam, und es auch nicht möglich war, Wohnungen persönlich zu besichtigen. Viele potenzielle Käufer – vor allem die Reichen – waren nicht in der Stadt, da sie New York kurz nach Ausbruch der Pandemie in Richtung Hamptons, Neuengland oder US-Westküste verließen.
Käufer hoffen nun natürlich auf erhebliche Preisnachlässe. Experten glauben, dass es diese erst einmal nicht geben werde. Bei so wenigen Deals, so das Denken, kann noch keine echte ‘Preisfindung‘ stattfinden. Man weiß also nicht recht, was Wohnungen im Moment wert sind. Laut dem Bericht liegen prozentuale Preisnachlässe, wenn sie überhaupt angeboten werden, derzeit meist nur im einstelligen Bereich.
„Ich sehe erst einmal keinen gewaltigen Werverfall, aber Verkäufer sollten auch nicht stur auf Preise, wie sie vor der Pandemie erzielt werden konnten, bestehen”, wird Bess Freedman, CEO der großen Immobilienfirma Brown Harris Stevens, zitiert. „Damit ein Deal zustande kommt, müssen jetzt alle Beteiligten realistisch sein.“
Experten sehen Druck auf Mietimmobilien, wie dieser auf Manhattans Upper West Side
Viele Makler glauben, dass der Mietmarkt dem größten Druck ausgesetzt sein wird. Mieter können ihre Zelte relativ einfach abbrechen und die Anzahl neuer Mieter, die jetzt nach New York kommen, ist niedrig.
„Das Angebot an Mietwohnungen wird immer größer“, so Bess Freedman. „Ich glaube wir werden einiges an Anreize für neue Mieter sehen. Viele alte Mieter werden versuchen, nachzuverhandeln und haben dabei gute Karten.”