Pandemie hat gewaltige negative Folgen für den Times Square, aber birgt auch Chancen für einen Neubeginn

Wohl kein Stadtteil steht mehr für New York als die Times Square Gegend, die circa zwölf Straßenblocks rund um die Kreuzung Broadway und 42nd Street. Das Viertel ist auf der ganzen Welt für seine opulenten Lichtreklamen und die traditionelle Silvesterfeier bekannt, an der in den meisten Jahren weit über eine Millionen Menschen teilnehmen. (2020 fiel sie aus).

Wenn man den Times Square jetzt besucht, spürt man sofort, wie sehr dieser Teil New Yorks unter den Folgen von COVID-19 leidet. Fast alle Auswirkungen der Krise zeigen sich hier besonders stark.

Zuerst fällt auf, dass praktisch keine Touristen zu sehen sind. Die meisten Hotels sind geschlossen. Viele planen irgendwann wieder aufzumachen, wie beispielsweise das Pod Hotel mit seinen 665 Zimmern, das erst 2018 fertiggestellt wurde und momentan zu ist. Andere, wie das Hilton Times Square, haben den Betrieb permanent eingestellt. Manche Hotels vermieten Zimmer an Obdachlose, die von der Stadt bezahlt werden.

Die Broadway Theater sind geschlossen – Foto Ed Janciz

In den Läden gibt es nur vereinzelt Shopper. Erhebungen von Jones Lang LaSalle zufolge – eine Firma, die sich auf Gewerbeimmobilien spezialisiert – werden derzeit für ein Drittel der Einzelhandelsfläche Mieter gesucht, Tendenz steigend. Die Situation bei Restaurants ist ähnlich. Das sieht man am Junior’s Cheesecake Restaurant, wo es vielen Kennern zufolge den besten New York Cheesecake gibt – eine Spezialität der Stadt! Das Restaurant machte zu. Vor COVID-19 undenkbar! (Die Location in Brooklyn bleibt offen.)


Die Gegend um den Times Square herum hat eine der größten Konzentrationen von Bürofläche in ganz New York, aber bis jetzt kehrte nur ein Bruchteil der Belegschaften an ihre Schreibtische zurück. Ob in absehbarer Zeit deutlich mehr kommen, ist sehr fraglich.

Der Times Square 2019 – Foto Ed Jancik

Die 40 Broadway-Theater, die hier ansässig sind, verkauften 2019 vierzehn Millionen Tickets im Wert von 1,8 Milliarden Dollar, wie aus Zahlen der Broadway League, einem Branchenverband, hervorgeht. Sie werden frühestens im Frühling 2021 wieder aufmachen.


Der Times Square hatte auch vor Ausbruch der Pandemie seine Probleme, denn er wurde in den letzten 25 Jahren immer mehr ein Opfer seines Erfolgs. Die Menschenmengen waren so gewaltig, dass man sich oft buchstäblich nur zentimeterweise fortbewegen konnte. Zu den altbekannten Ständen mit minderwertigen Souvenirs und Touristenfallen wie den Fahrradrikschas gesellten sich in den letzten Jahren immer mehr “Attraktionen”, wie die kostümierten Charaktere, die Touristen drängten, Fotos mit ihnen zu machen und danach ums Trinkgeld feilschten. Dies gefiel nicht jedem. Die New Yorker haben schon lange die weiße Fahne gehisst und den Touristen den Platz überlassen.

Micky Maus 2019

Die Krise birgt so vielleicht auch Chancen auf einen neuen, besseren Times Square. Tim Tompkins, Präsident der Times Square Alliance, einem Verband von Unternehmen, die hier ansässig sind, wünscht sich einen neuen Times Square, der für Touristen und Einheimische, besonders Menschen, die hier leben und arbeiten, attraktiv ist. In den letzten Wochen sieht man auch wieder etwas mehr Passanten, besonders am Wochenende.


“Wir haben die Möglichkeit, etwas Neues zu schaffen und müssen sie nutzen. Ich bin sehr optimistisch, dass New York und besonders unser Viertel es schaffen wird, sich neuen Begebenheiten anzupassen. Wir haben Ressourcen und fähige Leute – die besten Voraussetzungen.”