Eine kurze Geschichte der Einwanderung nach New York – von 1524 bis heute

Das Einwanderungszentrum auf Ellis Island, um 1910 herum

Der wahrscheinlich erste Europäer, der das Areal, auf dem heute New York steht, erblickte, war der florentinische Entdecker Giovanni da Verrazzano. Während einer Expedition mit dem Ziel, eine westliche Route von Europa nach Asien zu finden, ging er am 17. April 1524 hier mit seiner La Dauphine vor Anker und setzte seine Reise schon am nächsten Tag fort.

85 Jahre später, am 2. September 1609, segelte der Engländer Henry Hudson auf der Suche nach einer Passage nach Indien mit seinem Schiff, der Half Moon, in den heutigen New Yorker Hafen. Nach seiner Rückkehr informierte er seinen Arbeitgeber, die niederländische Dutch West Indies Company, über die vielen Biber, die er dort sah. Der Handel mit Biberpelzen war ein lukratives Geschäft.

In den kommenden Jahren beschäftigte die Gesellschaft einen einzigen Trapper, Juan Rodriguez, dort. Im Mai 1624 landeten mehrere Familien in Noten Eylant (heute Governors Island), die sich im Auftrag der Dutch West Indies Company an der Südspitze Manhattans ansiedelten. New Amsterdam, so der Name dem der Ort gegeben wurde, wuchs in den nächsten 40 Jahren auf circa 2500 Bewohner, von denen mindestens die Hälfte keine holländischen Wurzeln hatte.

New Amsterdam 1664

Am 27. August 1664 erreichten vier englische Fregatten, die vom Duke of York geschickt wurden, um den Ort zu erobern, New Amsterdam. Da die Engländer den Einwohnern Bedingungen einräumten, die ihr Leben nicht stören würden, wie freien Handel und Religionsfreiheit, wurde New Amsterdam friedlich übergeben und in New York umbenannt.

Nachdem die Stadt unter britische Herrschaft fiel und Teil des weitläufigen Empires wurde, kamen mehr Einwanderer, die Wirtschaft wuchs und die Bevölkerungszahl stieg. 1776, dem Jahr, in dem Amerika seine Unabhängigkeit erklärte, lebten schon um die 25.000 Menschen hier. Keine Stadt in Amerika war kosmopolitischer, nur Philadelphia größer.

New York 1797 – Ecke Wall Street und Water Streets – links das Tontine Cofffee House – hier wurden schon Aktien gehandelt – Maler: Francis Guy

Das 19. Jahrhundert brachte zwei große Einwanderungswellen. In den 1850er-Jahren kamen etwa zwei Millionen Immigranten, die überwiegende Mehrheit aus Westeuropa, über New York in die Vereinigten Staaten. Viele waren Iren, die vor den Auswirkungen der ‘Großen Hungersnot‘ flohen. Die Einwanderer, die in New York blieben, zogen oft ins südliche Manhattan, in der Nähe der Docks, der Fabriken und Gießereien, wo die Arbeitsplätze waren. Sie lebten oft in neu gebauten engen, überfüllten Mietshäusern, sogenannten Tenements.

Was Einwanderer nach Amerika wissen müßen – Lehrfilm aus dem Jahr 1946 (10:07)

Einwandererviertel wurden oft zu Slums, in denen sich die meist armen Bewohner dicht drängten. Oft fehlten Kanalisation und fließendes Wasser, viele Menschen wurden krank. Viertel wurden oft von einer Einwanderergruppe dominiert, wie Kleindeutschland im Süden Manhattans. Mitte des Jahrhunderts war New York mit etwa 700.000 Einwohnern die größte Stadt der westlichen Hemisphäre, mehr als die Hälfte waren Einwanderer, die meisten aus Irland und Deutschland.

Einwanderer in der Bayard Street im südlichen Manhattan – 1889 – Foto Jacab Riis

Eine zweite große Einwanderungswelle begann in den späten 1880er-Jahren, als russische und polnische Juden, Süditaliener, Griechen und Menschen aus dem Rest von Süd- und Osteuropa nach Amerika kamen. Diejenigen, die in New York blieben, wohnten meist unter sich und Viertel wie Little Italy bildeten sich in dieser Zeit.

1910 lebten 2,2 Millionen Menschen in Manhattan, über eine Million mehr als 1880. Die größten Einwanderergruppen waren russische Juden und Italiener.

Die alten Einwandererviertel in Manhattan gehören heute zu den besten Wohngegenden. In den Tenement Buildings, von denen noch viele stehen, sind begehrte Wohnungen. Dieses Haus steht auf der Lower East Side- Foto Al Silverstein

Bemerkung: Bis 1898 bestand New York City nur aus Manhattan. Als immer mehr Menschen nach Brooklyn, Queens, The Bronx und Staten Island zogen, wurden sie in die City of New York eingegliedert. Die Bevölkerung von New York City im Jahr 1910, einschließlich der anderen Bezirke, betrug 4,7 Millionen.

In den folgenden Jahrzehnten gab es keine große Wellen von Einwanderern aus bestimmten Länderm und relativ wenige Immigranten blieben in New York. Zu manchen Zeiten kehrten sogar mehr Menschen in ihre Heimatländer zurück, als kamen. In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg begann dann aber die größte Migrationswelle, die New York jemals sah, als die ersten von Hunderttausenden Puerto-Ricaner anfingen, sich in der Stadt niederzulassen.

Puerto Ricaner kommen am Flughafen von Newark an – 1947

Puerto-Ricaner sind als Bewohner eines sogenannten ‘US-Territory‘ amerikanische Staatsbürger und trotz anderer Sprache und Kultur keine Einwanderer im politischen und rechtlichen Sinn, aber hatten wie Mensche die aus Europa kamen, ihre eigeneSprache und Kultur.

Ende der 1940er Jahre glaubten US-Regierungsstellen, dass die kleine, dicht besiedelte Insel nicht mehr lange in der Lage sein würde, mit ihrer Agrarwirtschaft, vornehmlich Zuckerrüben, zu überleben. Es entstand der Plan, Teile der Landbevölkerung in amerikanischen Städten anzusiedeln, wo es boomende Fabriken gab, aber Arbeiter fehlten.

Das bevorzugte Ziel der Neuankömmlinge war New York. Bis Ende der 1950er-Jahre waren 600.000 bis 700.000 der Bewohner Puerto-Ricaner, circa einer von zehn. Sie waren damit eine der größten ethnischen Gruppen in New York und sind es auch heute noch.

Die West Side Story erzählt von der tragischen Geschichte von Tony, einem weißen Gangmember und der Puerto Ricanerin Maria. Das Musical wurde 1957 uraufgeführt, der Film – Foto oben – kam vier Jahre später.

Noch 1970 kamen zwei Drittel aller Einwanderer (ohne Puerto-Ricaner) aus Europa. Die meisten waren aus Italien. In den folgenden Jahrzehnten hat sich das Bild mit immer mehr Immigranten aus Asien, Lateinamerika und der Karibik stark verändert.

Dominican Day in New York

Statt Italienern bilden heute Menschen aus der Dominikanischen Republik die größte Gruppe von Neuankömmlingen und es gibt heute fünfmal Mal so viele Chinesen in New York als vor 50 Jahren. Mexikaner, die traditionell fast nur im Südwesten der USA zu finden waren, sind jetzt die viertgrößte Einwanderergruppe. Der Graph zeigt die Entwicklung sehr anschaulich.

Die Trump Jahre waren von wenig Einwanderung gekennzeichnet. Biden sieht nun wieder Lockerungen vor und man wird sehen, wie der Trend sich tatsächlich entwickeln wird.

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