
Ein durchsichtiger, dünner Nylonfaden, wie er auch zum Fischen verwendet wird, ist um einen Großteil der Insel Manhattan zwischen der Südspitze und der 145. Straße gespannt. Befestigt ist er 6 Meter hoch an Lichtmasten.
Die allermeisten Menschen, die durch die Stadt laufen, haben noch nie von dieser Schnur gehört, geschweige denn bemerken sie, aber im Leben vieler orthodoxer Juden hat sie eine große Bedeutung.
Nach den Gesetzen der Sabbatruhe darf am Samstag nichts aus der ‘häuslichen Lebenszone’ in die ‘öffentliche Zone‘ getragen werden. Gläubige Juden können so ihr Heim nicht mit Brieftasche, Schlüssel oder Handy verlassen. Auch das Schieben eines Kinderwagens ist verboten.

Damit wichtigen weltlichen Verpflichtungen auch am Sabbat nachgekommen werden kann, rief die rabbinische Lehre vor mehr 2.000 Jahren das Konzept des Eruv ins Leben. Es besagt, dass Flächen durch Umspannung zur ‘häuslichen Zone’ werden können, womit die Beschränkungen wegfallen.
Seit der insgesamt 40km lange Manhattan Eruv in den späten 1990er-Jahren vervollständigt wurde, fährt ein Rabbiner ihn jeden Donnerstagmorgen um 5:30 Uhr ab, um ihn auf Schäden zu untersuchen. Die Aufgabe erfordert Fachkenntnisse und lässt sich nicht einfach delegieren. Einige Jahre lang suchte der verantwortliche Rabbi Adam Mintz nach Technologien, die ihn entlasten könnten. Es konnte keine gefunden werden, die als zuverlässig genug erachtet wurde, bis Jerry Kestenbaum, CEO des Technologie-Unternehmens Aware Buildings, sich einschaltete.

„Als ich erfuhr, dass der Rabbi, der den Eruv jeden Donnerstag inspizierte, aufgrund seiner Pflichten 18 Jahre lang keinen Urlaub nehmen konnte, wollte ich mit einem drahtlosen Netzwerk helfen“, so Kestenbaum. „Wir testeten zunächst handelsübliche Lösungen, aber keine erwies sich als zuverlässig genug. Wir entwickelten deshalb ein maßgeschneidertes Netzwerk mit 17 solarbetriebenen, über ganz Manhattan verteilte Mobilfunk-Hubs und 142 wasserdichte Neigungssensoren. Wenn ein Schaden am Eruv eintritt, ändert sich die Position des Sensors um 90 Grad und ein Alarm wird ausgelöst.”

Rabbi Mintz freut sich über die Technologie, die im Sommer 2025 an den Start ging. „Dank der elektronischen Überwachung haben wir jetzt mehr Zuverlässigkeit und Sicherheit, ohne die Belastung durch ständige manuelle Kontrollen“, sagte er. „Der Eruv ist zentral für das jüdische Leben in Manhattan, und dieses System stellt sicher, dass er der Gemeinde jederzeit zur Verfügung steht.“

















