770 Eastern Parkway in Brooklyn – für hunderttausend Menschen der heiligste Platz der Welt

Lubavitcher mit Bild von Rabbi Menachem Schneerson vor 770 Eastern Parkway Foto – Hassidout.com

770 Eastern Parkway im Crown Heights Stadtteil von Brooklyn ist der weltweite Hauptsitz der Chabab-Bewegung, einer orthodox-jüdischen Glaubensgruppe. Die Angehörigen nennen sich Lubavitcher, nach dem Ort in Weißrussland, in dem ‘Rabbi Schneur Zalman von Liadi‘ die Gruppe 1775 gründete.

1940 brachte Rabbi Joseph Schneerson die Lubavitcher nach Amerika. Er bestimmte vor seinem Tod 1950, dass sein Schwiegersohn Rabbi Menachem Schneerson, nicht nur sein Nachfolger werden sollte, sondern auch der Messias sei, der im Talmud versprochen wurde.

Die Lubavitcher kauften ein großes Gebäude in Brooklyn, 770 Eastern Parkway, um einen Wohnsitz für Schneerson und eine Synagoge einzurichten. Über die Jahre wurde es das Welthauptquartier der Chabab Bewegung und der heiligste Platz der Welt für Lubavitcher, die heute nur von 770 sprechen.

Der Messiasglaube der Lubavitcher führte zu religiösen Konflikten und ist ein Grund, warum Chabab und andere jüdische Gruppen recht abgegrenzt voneinander existieren.

Rabbi Menachem Schneerson – 1987, sieben Jahre vor seinem Tod – Foto Wiki Commons

Als Menachem Schneerson 1994 starb, wurde kein Nachfolger bestimmt, da man ihn für unersetzbar hielt, und auch heute haben die weltweit circa 100.000 Lubavitcher kein offizielles Oberhaupt.

Auch große Weltoffenheit unterscheidet die Lubavitcher von den meisten anderen orthodoxen Juden. So kann man als Außenstehender 770 Eastern Parkway besuchen und sogar an einer an einer Tour teilnehmen.

Es gibt dort viel Faszinierendes zu sehen, etwa Bücher über die Kabbalah, die einst von Joseph Schneerson geschrieben wurden. An den Seitenrändern sieht man handgeschriebene Anmerkungen in rot und violett. Er schrieb sie in Haft in Russland, wo er keine Tinte hatte, und deshalb Beerensaft benutzte.

‘Shul’ Rabinnerseminar in 770 Eastern Parkway – Foto hassidout.com

Beeindruckend ist mit Sicherheit die ‘Shul’, Rabbinerseminar in 770 Eastern Parkway. Besucher dürfen die Geschehnisse dort durch eine getönte Scheibe beobachten. Hunderte junge Männer führen in Gruppen Diskussionen über heilige Schriften und deren Interpretation, oft sehr leidenschaftlich. Der Raum ist so voll und so voller Aktivität, dass er fast schon an das Börsenparkett an der Wall Street erinnert. Um von einer Stelle zu einer anderen zu gelangen, müssen die Rabbinerstudenten oft über Tische gehen, weil sonst kein Platz ist.

Die Chabab Bewegung wurde in den letzten Jahrzehnten weltweit immer erfolgreicher und Anhänger in anderen Ländern haben 770 Eastern Parkway so sehr ins Herz geschlossen, wie Katholiken den Vatikan. Lubavitcher in mehreren Ländern errichteten Gebäude im gleichen Stil bei sich, wie hier in der australischen Metropole Melbourne.