Im Gegensatz zum Großteil des restlichen Amerikas kaufen New Yorker ihre Weihnachtsbäume meist nicht bei “Tree Farms” (Anbauern) oder Orten wie Parkplätzen von Baumärkten oder Shoppingzentren, sondern bei einem von hunderten Ständen auf den Bürgersteigen. Sie öffnen am letzten Freitag im November und schließen am Weihnachtstag.
Wie viele Bäume in New York verkauft werden, kann nur geschätzt werden, aber die Stadt gab letztes Jahr bekannt, dass nach den Festtagen um die 200.000 eingesammelt wurden, die ins Recycling gehen.
Die meisten Bäume kommen aus Kanada, New Hampshire und Vermont, einige aus North Carolina. Von Anpflanzung bis Marktreife brauchen sie um die 12 Jahre.
Die Klassiker unter den Bäumen sind Fraser- und Balsamtannen, die typische Höhe sind 6 Fuß (1,80m). Derzeit kostet so ein Baum zwischen 200 und 250 USD. Bei deutlich höheren Bäumen ergibt sich ein preislicher Quantensprung, denn diese Tannen mussten noch einige zusätzliche Jahre wachsen und es gibt viel weniger auf dem Markt. Eine 12 Fuß (3.60 m) hohe Fraser Tanne kostet 2024 mindestens 1.200 USD.
An den Ständen sind Saisonarbeiter beschäftigt, die aus anderen Regionen der USA und Kanada angereist kommen und in dieser Zeit typischerweise in Anhängern, Lieferwagen und Sperrholzhütten vor Ort wohnen. Es gibt zwei Schichten. Die Tagesschicht kümmert sich vornehmlich den Verkauf, die Nachtschicht passt auf, übernimmt den Wareneingang und macht, was sonst noch gemacht werden muss, damit am Morgen alles für die Kunden bereit ist.
Der Betrieb der Stände ist im Gegensatz zu anderem Straßenverkauf genehmigungsfrei, denn ein Gesetz aus dem Jahr 1938, bekannt als die “Nadelbaum-Verordnung“, besagt: „Ladenbesitzer und Hausierer dürfen im Dezember Nadelbäume auf städtischen Gehwegen verkaufen und ausstellen, solange sie die Erlaubnis der angrenzenden Geschäfte haben und die Gehwege freihalten.“ Es ist üblich, dass die Händler den Geschäften, vor deren Gehwegen sie einen Monat lang stehen, einen Anteil zahlen.
Wenn ihre Arbeit für die Saison getan ist, verschwinden die Baumverkäufer fast so schnell wieder in die Nacht, wie sie gekommen sind. Sie bauen ihre Hütten ab, nehmen ihre Lichter ab, fegen die Kiefernnadeln zusammen und hinterlassen New York so, wie sie es vorgefunden haben.
Und auch noch?
• Edward Hibberd Johnson, Geschäftspartner von Thomas Edison, Erfinder der Glühbirne, stellte 1882 den ersten elektrisch beleuchteten Weihnachtsbaum der Welt in seinem Stadthaus auf der East 36th Street in Manhattan auf. 80 Lampen erstrahlten in Blau, Rot und Weiß.
• Weihnachtsbäume sind in den USA erst seit 1830 herum bekannt, als eine Welle von deutschen Einwanderern die Tradition in die Neue Welt brachte. Richtig populär wurden sie dort dann im späten 19. und frühem 20. Jahrhundert.
• Bücher sind neben Weihnachtsbäume die einzigen Waren, die man ohne Genehmigung der Stadt auf den Straßen New Yorks verkaufen darf. Dahinter steckt die Garantie der Meinungsfreiheit in der US-Verfassung.