Die New Yorker U-Bahn wird diesen Monat 120 Jahre alt – wir feiern sie mit einer Serie von 3 Artikeln

Eine kurze Geschichte der New Yorker U-Bahn

Erster von 3 Artikel zum New Yorker Subway, die am 27. Oktober 120 Jahre alt wird.

Pier 42 in Manhattan 1880 – Foto Library of Congress

Als New York in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert rapide wuchs und sich immer mehr Menschen in die Stadt drängten, mussten modernere Wege gefunden werden, um die Einwohner zu transportieren. Hochbahnen mit Dampflokomotiven lösten das Pferd ab, aber bis zum Ende des Jahrhunderts waren auch diese Einrichtungen überlastet.

Ingenieure suchten nach neuen Lösungen, um mehr Menschen transportieren zu können und die Probleme, die Hochbahnen im extrem dicht besiedelten Manhattan verursachten, darunter Lärm, Rauch und fehlendes Sonnenlicht auf der Straße unter den Trassen, zu lösen. Glücklicherweise war es genau die Zeit, zu der Elektrizität praxistauglich für Projekte großen Maßstabes wurde und irgendwann war die Idee einer elektrischen Untergrundbahn geboren.

Hochbahn in Manhattan um 1880 herum – Foto Library of Congress

Zuerst musste einiges an Widerständen und Problemen überwunden werden. So kämpften viele Geschäftsinhaber gegen das Aufreißen von Straßen vor ihren Läden, Büros, Werkstätten oder Fabriken an. Auch versuchten die privaten Betreiber der lukrativen oberirdischen Systeme, den Leuten die neuen Pläne madig zu machen.  Viele New Yorker waren einfach skeptisch und glaubten nicht an einen solch ‘irrwitzigen‘ Plan, auch die Finanzierung musste gesichert werden.

Bauarbeiten zur U Bahn an der Ecke 4th Avenue und 42nd Street im Jahr 1900 – Foto NY Transit Museum

Die Schwierigkeiten konnten überwunden werden und am 24. März 1900 gab es eine Grundsteinlegungszeremonie mit Bürgermeister Van Wyck vor dem New Yorker Rathaus und die Arbeiten begannen mit Hochdruck. Sie waren schwierig!

In Lower und Midtown Manhattan existierten bereits viele hohe Gebäude entlang der U-Bahn-Strecke und es mussten Baumethoden entwickelt werden, die den Schutz dieser Hochhäuser gewährleisteten. Um den Straßenverkehr aufrechtzuerhalten, zu dem damals auch elektrische Straßenbahnen gehörten, waren aufwendige und massive Überdachungen der U-Bahn-Ausgrabungen erforderlich. Unterirdische Infrastruktur wie Abwasserkanäle, Wasserleitungen, Gasleitungen, Stromleitungen, Telefon- und Telegrafenleitungen – mussten instandgehalten und umgeleitet werden.

Auch auf dem Gebiet der Stromerzeugung für den Betrieb der U-Bahn wurde Neuland beschritten. Eines der leistungsstärksten Kraftwerke der Welt, Interborough Rapid Transit Company Powerhouse,  wurde auf 1,2 ha neben dem West Side Highway zwischen der 58. und 59. Straße gebaut. 72 Kessel, um den Dampf zu erzeugen, der zum Antrieb von zwölf Generatoren mit 6.700 PS (5.000 kW) erforderlich war, kamen zum Einsatz.  Das Gebäude wurde von der der bekannten Architektenfirma McKim, Mead & White im Beaux-Arts-Stil entworfen. Es ist noch heute als Kraftwerk in Betrieb und steht unter Denkmalschutz.

Das Interborough Rapid Transit Company Powerhouse

Der erste Abschnitt der U-Bahn, mittlerweile als Subway bekannt, vom Rathaus bis zur 145. Straße, 28 Stationen auf 14.5 km, wurde am 27. Oktober 1904 feierlich eröffnet. Bis in die 1940-er Jahre wurden mit Hochdruck mehr Strecken gebaut.

Finanziert wurde die Subway durch öffentliche Mittel, aber betrieben wurde sie in den ersten Jahrzehnten von verschiedenen privaten Firmen, denen jeweils bestimmte Linien gehörten. Bis 1951 hatte die Stadt New York sie alle aufgekauft. Dass es einmal unterschiedliche Systeme waren, ist der Grund für die heute etwas seltsame anmutende Kennzeichnung der Linien, die scheinbar ohne sichtbare Logik, manchmal durch Buchstaben und manchmal durch Nummern erfolgt.

Die Bahn machte es möglich, dass Leute aus dem Zentrum in die Randgebiete und Vororte ziehen konnten, wo es billiger und die Lebensqualität vor allem durch mehr Platz oft besser war. So konnte die Metropole entstehen, wie wir sie heute kennen. Eine wichtige Rolle spielte hierbei der Pauschaltarif, der auch heute noch gilt und bei dem es egal ist, ob man nur drei Stationen oder durch die ganze Stadt fährt. Die Transportkosten waren nicht höher, wenn man in einem der Außenbezirke wohnte, wie zum Beispiel Astoria in Queens (Foto unten) und zum Arbeiten nach Manhattan pendelte.

Heute gibt es über 471 Stationen und circa 1.070 Kilometer an Gleisen, 300 km mehr, wenn man Strecken mitzählt, die für andere Zwecke als den Transport von Passagieren genutzt werden. 2023 wurden 1,2 Mrd. Fahrten gelöst.