In der New Yorker U-Bahn gibt es Weltklassekunst zu sehen – hier eine Auswahl

Installation Life Underground

New York hat eine Ansammlung von Weltklassemuseen, wie es sie in kaum einer anderen Stadt gibt. Sei es das Metropolitan, das Museum of Modern Art, das Guggenheim, die Liste ließ sich lange fortsetzen. Die Metropole ist eine Drehscheibe des internationalen Kunsthandels und in den Galerien stehen Schöpfungen höchster Qualität zum Kauf. In den Auktionshäusern wie Sotheby’s und Christie’s werden Gemälde und Skulpturen versteigert, die manchmal Millionenbeträge erzielen.

Aber nicht nur in den Institutionen, auch im öffentlichen Raum gibt es Kunst in imposanter Menge und Güte. Besonders das U-Bahn System wartet mit beeindruckenden Werken auf, deren Wirkung durch das ultimativ-urbane Umfeld oft noch verstärkt wird.

Kunst des Bühnenbildner Robert Wilson in Coney Island – Foto Peter Mansfield

In den einzelnen Bahnhöfen findet man eine Vielfalt von Werken: von Arbeiten renommierter Künstler wie Roy Lichtenstein oder Sol LeWitt, die auf dem Kunstmarkt Millionen Wert wären, bis hin zu Werken von Schulkindern. Diese „Untergrund“-Kunst ist so vielseitig wie New York.

Das Geld, unter anderem für die Kunst, ist zum großen Teil dank des „1 Percent for Art“ Gesetzes vorhanden. Dieses Gesetz wurde vor 30 Jahren verabschiedet und besagt, dass bei allen öffentlichen Bauvorhaben – zu denen unter anderem auch die Renovierung der U-Bahnhöfe gehört – ein Prozent des Budgets für Kunst ausgegeben werden muss.

Richtig geklotzt hat man kunstmäßig bei der Second Avenue Subway, der teuersten U-Bahn Strecke aller Zeiten, die vor 4 Jahren eröffnet wurde.

Hier einige ausgewählte Werke:

Roy Lichtenstein – Times Square Mural – 1994

Foto Kim Frankl

Ein über 16 Meter langes Mosaik nach einem Gemälde von Roy Lichtenstein, einem der bekanntesten Vertreter der Pop Art. Es zeigt die Vergangenheit der Fortbewegung in New York und deren Zukunft, wie der Künstler sie sich vorstellte. Die Motive reichen vom U-Bahn-Vorläufer des 19. Jahrhunderts bis zum hypermodernen Zug-Raumschiff-Hybriden.

Times Square Station (U-Bahn-Linien 1, 2, 3, N, Q, R, 7, S) – Manhattan

Robert Wilson – My Coney Island Baby – 2004

Ein Teil von Coney Island Baby – Foto Susan McCauley

Der bahnbrechende Bühnenbildner Robert Wilson schuf diese fast 100 Meter lange und über 5 Meter hohe Wand aus Glasziegeln. Die Thematik ist das umliegende Coney Island, der legendäre Atlantikstrand und Vergnügungspark. Die Motive – Hotdog, Achterbahn, Karussell-Pferd, Kinder am Strand und Leute auf der Strandpromenade – stammen alle von historischen Postkarten.

Coney Island/Stillwell Avenue Station (U-Bahn-Linien D, F, N, Q) – Brooklyn

Jack Beal – The Onset of Winter – The Return of Spring – 1999

Foto – Ed Dorsey

Foto – Ed Dorsey

Zwei Mosaike mit New Yorker Straßenszenen nach Gemälden von Jack Beal (1931-2013). “The Return of Spring” zeigt Menschen vor einem alten U-Bahn-Kiosk. In “The Onset of Winter” beobachten Leute wie ein Film gedreht wird, während die ersten Schneeflocken des Winters fallen.

Times Square Station (U-Bahn-Linien 1, 2, 3, N, Q, R, 7, S) – Manhattan

Robert Kushner – Four Seasons – 2004

Foto – Ed Jancik

Robert Kushner ist bekannt für seine opulenten Werke mit Blumenmotiven. Dieses Mosaik zeigt japanisch beeinflusste Blumendarstellungen – ein Sujet, mit dem sich der Künstler in vielen seiner Werke beschäftigt, von denen man einige im nur ein paar hundert Meter entfernten Museum of Metropolitan Art finden kann.

77st Street Station (U-Bahn-Linie 6) – Upper East Side – Manhattan

Sol LeWitt – Whirls and Twirls – 2009

Die Arbeit des berühmten Konzeptkünstlers erzeugt ein Farbenschauspiel aus 520 Porzellankacheln. Eine leicht andere Version dieses Werks hängt im Metropolitan Museum of Art.

Columbus Circle Station (U-Bahn-Linien 1, A, B, C, D) – Midtown – Manhattan

Elizabeth Murray – Blooming – 1996

Foto – Metropolitan Transit Authority

Elizabeth Murray ist eine der sehr wenigen Frauen, denen das Museum of Modern Art eine eigene Retrospektive gewidmet hat. Ihr Mosaik „Blooming“ bedeckt alle vier Wände eines Verbindungsgangs zwischen zwei U-Bahn-Linien. Der Titel ist mehrdeutig. Es steht für Blühen, aber ist auch eine Anspielung auf das Kaufhaus Bloomingdale’s, das sich über der Station befindet. Aus Kaffeetassen und Schuhen fließen Zeilen aus Gedichten der amerikanischen Poeten Delmore Schwartz und Gwendolyn Brooks.

59th Street Station (im Verbindungsgang zwischen den Bahnsteigen der U-Bahn-Linien 4, 5, 6 und N, R) – Midtown – Manhattan

Al Loving – Brooklyn, New Morning – 2001

Foto – Mike Randall

Die Bleiglasarbeit auf einem oberirdischen Zwischengeschoss besteht aus 75 farbigen Scheiben mit Spiralen und anderen geometrischen Mustern, durch die natürliches Licht scheint. Loving, der vier Jahre nach Fertigstellung starb, war ein abstrakter Künstler, dessen Werke man im Metropolitan Museum und Whitney Museum findet.

Broadway/East New York (Broadway Junction) Station (U-Bahn-Linien J, Z, L, A, C) – Brooklyn

Tom Otterness – Life Underground – 1994

Foto – Metropolitan Transit Authority

„Life Underground“ ist eines der verspieltesten und beliebtesten U-Bahn-Kunstwerke in New York. Die Arbeit besteht aus mehr als 140 Figuren. Die übergreifende Thematik, so Schöpfer Tom Otterness, sei die Unmöglichkeit, die Stadt zu verstehen. Manche Motive haben Comic-Charakter wie die Krokodile, die– einer alten Stadtlegende entsprechend – aus der Kanalisation kriechen und sich Passanten schnappen, andere kann man als sozialen Kommentar sehen, wie den reichen Herrn mit Zylinder und Geldsack. Inspiration für einige der Figuren waren Arbeiten des deutsch-amerikanischen Karikaturisten und Satiriker Thomas Nast (1840-1902).

8th Avenue & 14th Street Station (U-Bahn-Linien A, C, E, L) – Chelsea – Manhattan

Ellen Harvey – Look Up Not Down – 2005

Foto – Metropolitan Transit Authority

Das Glasmosaik der englischen Künstlerin Ellen Harvey zeigt die Skyline, wie man sie zur Schaffung des Werks über der U-Bahn Station sah. Die Sonne ist dort positioniert, wo das alte World Trade Center stand. Harvey will, dass dieser „endlose“ sonnige Tag die U-Bahn-Passagiere optimistisch stimmt.

Queens Plaza Station (U-Bahn-Linien E, F, G, R) – Queens

Raul Colon – Primavera – 2005

Foto – Metropolitan Transit Authority

Raul Colon, ein erfolgreicher Illustrator für Kinderbücher, nannte das mit dem spanischen Wort für Frühling betitelte Werk bei seiner Enthüllung eine ‘Farbwand‘. „Ich wollte die Station aufhellen und das Gefühl eines schönen Maitags verbreiten. Die Bögen in der Station erinnerten mich an Renaissancebauten, deshalb haben die Kinder auch Engelsflügel, ein beliebtes Motiv zu der Zeit. Das Paar gehört unterschiedlichen Rassen an, um die Vielfalt der Menschen, die in Washington Heights leben, widerzuspiegeln.“

191st Street Station (U-Bahn-Linie 1) – Washington Heights – Manhattan

Béatrice Coron – Bronx Literature – 2006

Foto – Ed Jancik

Eine Bleiglasarbeit mit Motiven aus dem Leben vierer sehr verschiedener Autoren, denen gemeinsam ist, dass sie alle einmal in der Bronx lebten. Edgar Allan Poe (1809-1849), James Baldwin (1924-1987), einer der wichtigsten afroamerikanischen Schriftsteller des 20. Jh., Sholem Aleichem (1859-1916) ein jüdischer Dramatiker und die puerto-ricanische Autorin Nicholasa Mohr (1938-). Bei dem Abschnitt, der Poe gewidmet ist, sieht man in Anspielung auf den Titel seinen bekanntesten Roman einen Raben, einen Vollmond und Seiten, die aus einem Buch fliegen.

Burke Avenue Station (U-Bahn-Linien 2, 5) – Bronx

Kunst in der Second Avenue Subway

Der erste Teil der Second Avenue Subway wurde nach jahrzehntelangem Hin und Her Silvester 2016 eröffnet (warum sich alles so schwierig und extrem teuer gestaltete, können Sie hier lesen).

Wegen der sowieso immensen Kosten – da öffentliche Kunst mehr ‘in’ ist denn je und weil man durch Stationen, die viel größer und höher sind als die allermeisten alten Haltestellen ganz besondere Möglichkeiten zur Installation hatte – hat man sich entschieden bei der Kunst hier zu klotzen statt zu kleckern.

Vier Starkünstlern wurde jeweils eine der vier neuen Stationen überlassen, wo er oder sie hohe Mosaike oder andere Art von Keramikkunst anbringen konnten.

63rd Street/Lexington Avenue – Jean Shin – Elevated

Foto – Peter Mansfield

Auf der ‚63rd Street‘ gibt es Werke von Jean Shin. Vorlagen für ihre Serie ‘Elevated‘ waren Bilder von Passagieren aus den 1920er, 30er und 40er Jahren, die sie im Stadtmusem ‚New York Historical Society‘ oder dem ‚New York Transit Museum‘ entdeckte. Eines der Mosaike zeigt auch den Abriss des Vorläufers der U-Bahn, den ‘Elevated Train‘, woher die Serie ihren Namen hat.

72nd Street – Vik Muniz – Perfect Strangers

Foto – Metropolitan Transit Authority

Der brasilianische Künstler Vik Muniz wählte für ‘seine‘ Station- die 72nd Street- Menschen, die er in alltäglichen U-Bahn Situationen kennt. Unter anderem sich selbst mit Aktenkoffer, der sich versehentlich geöffnet hat und die Papiere um die Station fliegen lässt. Die Reihe nannte er ‘Perfect Strangers’

86th Street – Chuck Close – Subway Portraits

Selbstportrait von Chuck Close auf der 86th Street – Foto – Peter Mansield

Unter den vier Künstlern, die für die Second Avenue Subway beauftragt wurden, ist Chuck Close der im August 2021 im Alter von 81 Jahren starb, der weltweit bekannteste. Er übernahm die 86th Street, und installierte in seiner Reihe ‘Subway Portraits‘ Darstellungen anderer Künstler, die er persönlich kennt und kannte, wie den New Yorker Rocker Lou Reed, Kultfotografin Cindy Sherman und auch mehrere Selbstporträts.

96th Street – Sarah Sze – Blueprint for a Landscape

Foto – Jessica Burton

Die 96th Street bekam Sarah Sze. Sie nutzte ihre Gelegenheit dazu ein einziges, riesiges Werk zu schaffen. Ihr ‘Blueprint for a Landscape’ (Entwurf für eine Landschaft) zeigt urbane Elemente des New Yorker Lebens, wie die allgegenwärtigen Baugerüste, aber auch Vögel, Bäume und Blätter und Papiere, die durch die Luft fliegen. “Ich wollte, dass der Betrachter, oder besser Passagier, der sich durch die Station bewegt, von einem Werk begleitet wird, das sich auf gewisse Weise mit bewegt” so die Künstlerin, die auch Professorin an der Columbia University in New York ist.

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