Wie kam es dazu, dass eine gewaltige Fläche mitten in Manhattan für eine Grünanlage abgestellt wurde? – eine kurze Geschichte des Central Park

Laut dem US Census, der amerikanischen Volkszählung, hatte New York, das bis 1898 nur aus Manhattan bestand, im Jahr 1800 etwa 80.000 Einwohner, 1850 waren es 700.000 und zehn Jahre danach 1.1 Millionen. Die meisten Menschen lebten unter heute schon fast unvorstellbaren Bedingungen in überfüllten, ärmlichen Slums ohne Zugang zu den Schönheiten der Natur.

Der Ruf – vor allem von der Oberschicht – nach einem großen und prächtigen öffentlichen Park, wie den Jardin des Tuileries in Paris, den Hyde Park in London oder den Englischen Garten in München, wurde laut. In New York gab es nichts Vergleichbares, Friedhöfe dienten hauptsächlich als Erholungsflächen.  Es war auch eine Hoffnung, dass soziale Probleme mit einem Park gelindert werden könnten, indem sie auch den einfacheren Menschen einen Zufluchtsort abseits der Trinkhallen boten.

Viele Besucher des Central Parks staunen, dass eine solche gewaltige Fläche mitten in New York für einen Park abgestellt wurde. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe. Bis zu den 1850er-Jahre der Zeit, in der der Park konzipiert wurde, hatte die Besiedlung im großen Stil die Mitte Manhattans noch nicht erreicht. Das Land war, heute unvorstellbar, nur spärlich bewohnt. Auf dem sumpfigen, felsigen Terrain gab es vorwiegend einige verstreute kleine Bauernhöfe und hier und da Ansammlungen von ein paar Häusern, aber auch ein richtiges Dorf ‘Seneca Village‘, wo vor allem Schwarze lebten und das geräumt wurde, was besonders rückblickend als eine Ungerechtigkeit empfunden wurde. Hier eine eigene New York Aktuell Story zu Seneca Village.

1853 genehmigte die Stadt Gelder, um das Land von der 59th Street bis zur 106th Street zwischen der 5. und 8. Avenue zu kaufen, um einen Park zu bauen und veranstaltete einen Designwettbewerb.

Aus 33 Einreichungen wählte eine städtische Kommission den ‘Greensward‘ Plan’, der von Frederick Law Olmsted, einem Schriftsteller und Bauern aus Connecticut, und Calvert Vaux, einem jungen englischen Architekten, stammte. Das Konzept war naturalistisch: Große pastorale Landschaften und waldartige Gebiete sollten den New Yorkern ländliche Ruhe bieten. Eine der Vorgaben der Stadt war die Anlage von vier Querstraßen durch den Park. Im Plan von Olmsted und Vaux, wurden sie versunken außerhalb der Sichtweite der Parkbesucher angelegt und sind noch heute so im Park zu finden.

Der Bau begann 1857. Mehr als 20.000, meist irisch- und deutschstämmige Arbeiter, schufteten in Zehn-Stunden Schichten. Sie mussten drei Millionen Kubikmeter Erde herbeischaufeln, damit die für den Park vorgesehene Bäume und Pflanzen wachsen konnten. Für ihre Arbeit bekamen sie 1.50 USD oder weniger pro Tag – auch in heutigem Geld ein Hungerlohn in der Größenordnung von vielleicht 50 der 60 USD.

Bauarbeiten im Central Park 1858 – Bild New York Public Library

Die ersten Teile des Parks öffneten im Dezember 1859 mit 270.000 Bäumen und Büschen, vier Durchgangsstraßen und 35 Brücken und Bögen. Um 1870 gingen dann zwei spätere Wahrzeichen, die sich innerhalb der Parkgrenzen befinden – das Metropolitan Museum of Art und der Central Park Zoo – in Betrieb.

Kaarte aus dem Jahr 1863

Die offizielle Eröffnung war 1873. Der Amerikanische Bürgerkrieg (1861–1865), die mehrfache Entlassung und Wiedereinstellung von Olmsted und Vaux und politische Intrigen, hatten die Fertigstellung verzögert. Der Park hatte 14 Mio. USD gekostet, mehr als die USA zur gleichen Zeit für Alaska bezahlten. Veranschlagt war er mit fünf Mio. USD.

Im nächsten knappen Jahrhundert war der Park die Perle, die sich die Stadtväter vorstellten, mit der Ausnahme der Jahre der großen Depression, als Obdachlose dort Zeltstädte errichteten. Ab den späten 1960er-Jahren wurde das Bild von New York immer mehr durch Kriminalität und Drogen geprägt, und die Metropole erwarb vielerorts in den USA und anderswo den Ruf einer verkommenen Großstadt, die man am besten meidet. Auch im Central Park setzte der Verfall ein. Zerstörte Bänke, kaputte Lampen, brachliegende Spielfelder und Schmierereien waren gang und gäbe.

Das Belvedere Castel, eines der Schmuckstücke des Central Park 1980

1979 gründete die Landschaftsgärtnerin Elizabeth Barlow Rogers mit Unterstützung von Bürgermeister Ed Koch die Bürgerinitiative ‚Central Park Task Force‘, um den Park Schritt für Schritt wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen.

Simon and Garfunkel – Concert for Central Park – Gewaltige Benefizveranstaltung im September 1981 um die Kassen des Parks zu füllen

Die Gruppe hatte schnell einigen Erfolg. Später entwickelte sie sich zum Central Park Conservancy, der Organisation, die bis heute den Park managt.

Wie fast überall in New York begann in den frühen 1990er-Jahren auch im Central Park eine große Renaissance. In den drei Jahrzehnten seitdem wurde viel Geld und Mühe in die bekannteste Grünanlage der Welt investiert und heute ist der Central Park so prachtvoll wie vielleicht nie zuvor.

Das Belvedere Castle heute

Nach Schließung, Besitzerwechsel und Großrenovierung – das Boathouse Restaurant im Central Park ist wieder voll im Betrieb

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