E-Bikes, Scooter und Roller ändern den New Yorker Verkehr radikal, nicht jeder ist begeistert

Foto – Allison Gates

Die Pandemie hat den Trend zur Nutzung von E-Bikes, Scootern und Rollern, den es in New York schon vorher gab, massiv verstärkt. (Ich nenne die Gefährte nachfolgend ESRs)

Viele Menschen stiegen auf die ESRs um, da sie glaubten, so COVID-19 Ansteckung in den U-Bahnen und Bussen zu vermeiden. Die leeren Straßen und die weitgehend fehlende polizeiliche Überwachung des Straßenverkehrs in Pandemiezeiten ermöglichten ungeahnt schnelle Fortbewegung, ein weiterer Grund, warum immer mehr New Yorker umsattelten.

In den letzten Monaten, in denen immer mehr Leben in die Stadt zurückkehrte, gab es keinen Abbruch des Trends, im Gegenteil, ESRs scheinen überall aus dem Boden zu schießen und sind in einer Menge auf den Straßen zu sehen, wie sie vor zwei Jahren fast unvorstellbar gewesen wäre. Zugleich liegt die Nutzung von U-Bahnen und Bussen noch immer weit unter der vor der Pandemie.

Foto Revel

Am meisten werden die Gefährte nach wie vor von Auslieferern genutzt, die schon vor der Pandemie rege von ihnen Gebrauch machten, aber mittlerweile sieht man buchstäblich jede Bevölkerungsgruppe auf den ESRs und sie werden für jeden erdenklichen Zweck eingesetzt: Büroangestellte, die zur Arbeit fahren, Eltern, die ihre Kinder in die Schule bringen, ältere Damen, die sie als schnelle Fortbewegungsart entdeckt haben, junge Leute, die gerne mal durch die Straßen rasen. Die Liste ließe sich lange fortsetzten.

„Ich habe mich daran gewöhnt, mit meinem E-Roller zur U-Bahn Station zu fahren. Ich wohne in Red Hook (Brooklyn) und der Weg zum Stopp ist weit. Ich mache auch meine Besorgungen in meinem Viertel so!“, erzählt mir Evelyn Bradbury, eine 31-jährige Lehrerin.

Die meisten ESRs gehören den Fahrern, aber es gibt auch einige große Sharingfirmen wie Bird, Lime und Unagi. Citibikes, der mit Anstand am meisten genutzte Bikesharing-Dienst hat in seinen 750 Stationen 4.500 E-Bikes, mit denen, laut Auskunft der Firma, mittlerweile dreimal so viele Fahrten getätigt werden, als mit den 7.500 normalen Fahrrädern.

Die ESRs haben starke Befürworter “Sie sind eine umweltschonende Transportoption. Sie sind klein, wendig, einfach zu verstauen und so ideal für eine platzarme Stadt wie New York”, sagt Danny Harris von der Gruppe ‘Transportation Alternatives’, die sich für geringere Autonutzung einsetzt, in der New York Times.

E-Bikes bei Citibike – Foto Richard Green

Nicht jeder ist so begeistert. Man muss nur ein paar Minuten an stark befahrenen Kreuzungen stehen und wird ESRs beobachten, die so jede Verkehrsvorschrift missachten und über Rot in die falsche Richtung oder auf dem Bürgersteig fahren.

“Es ist wie im Wilden Westen. Die Fahrer brechen alle Regeln mit größter Selbstverständlichkeit. Mittlerweile gucke ich sogar in Einbahnstraßen in beide Richtungen, wenn ich sie überquere, weil immer jemand aus dem Nichts angeschossen kommen könnte. Die Dinger sind auch so leise, ich kann sie nicht hören. Die Polizei macht nichts”, sagt uns Paul McKay, ein 76-jähriger ehemaliger Restaurantbesitzer.

Seelenruhig auf dem Bürgersteig mit E-Roller – Foto Jack Musten

Wenn ein Verkehrsteilnehmer durch ein ESR verletzt wird, wird es schwer für ihn, dem Schuldigen habhaft zu werden, es sei denn, er bleibt am Unfallort. Die Gefährte müssen nicht registriert werden, es gibt keine Nummernschilder oder Versicherungspflicht, obwohl Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h erreicht werden. (Das Limit in New York ist 40 km/h)

Dieses Jahr kamen 4 Menschen durch ESRs ums Leben, darunter die Schauspielerin Lisa Banes. Die Anzahl der schweren Unfälle dürfte ein Vielfaches betragen. Für die Fahrer selbst ist es noch gefährlicher. 18 starben bis jetzt im Jahr 2021.

Schnelllieferdienste drängen seit diesem Sommer auf den Markt in New York, und die Zahl der E-Bikes vergrößert sich erheblich – Foto Erol Inanc

Was ist zu tun? Samuel I. Schwartz, der ehemalige ‚Traffic Commissioner‘ (in etwas städtischer Verkehrsminister) glaubt, dass bessere Planung und mehr Rücksicht nötig sind, um den Boom bei den ESRs anzugehen. “Verkehrsteilnehmer müssen sich gegenseitig respektieren und die Regeln einhalten. Wir brauchen aber auch bessere Stadtplanung. Unsere Straßen sind nicht für die ESRs gemacht, und wir müssen uns systematisch überlegen, wie wir sie besser anpassen können. Das ist wichtig, denn ich glaube es werden immer mehr werden.”

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