Auf der Westseite Manhattans hört Midtown – Manhattans zentraler Geschäftsdistrikt zwischen der 34. und 59. Straße – mit seinen riesigen Bürogebäuden, Hotelburgen und unendlichen Menschenmengen mehr oder weniger an der 8. oder spätestens 9. Avenue auf. Westlich davon werden die Gebäude tendenziell schon niedriger und statt riesigen Bürogebäuden und Hotelburgen gibt es in der Mehrheit relativ niedrige Wohngebäude und es sind dort spürbar weniger Menschen unterwegs.
Seit Jahrzehnten gab es immer wieder Ideen, Konzepte und Bestrebungen, Midtown auf irgendeine Art nach Westen zu erweitern. Aber alle Pläne scheiterten aus verschiedenen Gründen. 2005, inmitten von Boomjahren in der Stadt, schaffte man es dann doch, ein gewaltiges Projekt, die ‘Hudson Yards’, ins Rollen zu bringen. Die Zeit war wohl richtig und es gelang auch das Problem der Landbeschaffung zu lösen, denn natürlich war auch westlich der 8. Avenue alles bebaut, nur eben nicht so massiv. Man beschloss ÜBER dem ‘West Side Rail Yard’, einem gewaltigen Bahngelände mit Rangier- und Abstellgleisen, zu bauen. Zu diesem Zweck wurden zwei monumentale Stahlplatten über den Rail Yard legt, für die 300 Pfeiler bis zu 24 Meter tief in massives Gestein getrieben wurden. Wie das gemacht wurde, können Sie in diesem Video (1:48 Min) sehen. Insgesamt sollen auf dem Gelände 15 Wolkenkratzer mit Büroflächen, Wohnungen, Läden und Restaurants entstehen. Es soll auch eine öffentliche Schule und drei Parks mit 28.000 Pflanzen und einen 60 Meter langen Brunnen, der einem Fluss nachempfunden ist, geben.
Die Hudson Yards, die für Kosten von bis zu 20 Milliarden Dollar entstehen sollen, werden oft als größtes, privatwirtschaftlich durchgeführtes Bauvorhaben in der Geschichte Amerikas bezeichnet. (Seit John D. Rockefeller in den 1930er Jahren anfing, sein gleichnamiges Center bauen zu lassen, das bis in die 1970-er Jahre auf 17 Hochhäuser anwuchs). Ein gravierender Unterschied ist aber, dass ein solches Vorhaben heutzutage so immens komplex und teuer ist, dass es von einem einzigen Bauherren, wie der Rockefeller Familie damals, gar nicht zu stemmen wäre. Während Hudson Yards von außen wie ein einziges, gewaltiges Projekt wirkt, sieht es hinter den Kulissen anders aus. Hinter den verschiedenen Bauten stecken viele Firmen- aus der Elite der New Yorker und globalen Immobilienwelt, wie Related, Brookfield, Oxford Properties und einige für das Projekt neu ins Leben gerufene Firmen, hinter der natürlich auch Vollprofis der Branche stehen. Auch die Stadt und der Staat New York sind wichtige Akteure.
Baubeginn war 2012. Das Ende ist für 2024 geplant. Mit Stand heute ist eines der Gebäude, 10 Hudson Yards, in Betrieb und es gelang, es an namhafte Firmen, wie L’Oreal, SAP, Boston Consulting zu vermieten. Eine neue U-Bahn Station ist auch schon in Betrieb. Andere Gebäude sind schon angefangen, oder weit in der Planung. Ob alles dann letztendlich gebaut wird, ist jedoch nicht sicher. In die ‘Nicht sicher’ Kategorie fällt auch das 549 Meter hohe ‘Hudson Spiral’ Gebäude, das von Star-Architekt Bjorke Engels entworfen wurde, und das mit einigem Abstand höchste Gebäude New Yorks sein würde. Hier wird noch abgewartet, wie sich die Rahmenbedingungen für ein solch gewaltiges Unterfangen in den nächsten paar Jahren entwickeln. Dass bei solchen Megaprojekten letztendlich nicht alles gebaut wird, was mal auf dem Plan eingezeichnet wurde, ist übrigens normal. Auch beim World Trade Center Komplex, der auf dem Areal der Twin Towers, die am 11. September 2001 zerstört wurden, gebaut wurde, wurden die Pläne merkbar verkleinert.
Für Sie als New York Besucher, gibt es folgende Highlights.
Es wird auf einem gewaltigen Areal mit Hochdruck gebaut. Und das in einer Größenordnung, bei der man an Boomstädte wie Dubai vor einigen Jahren erinnert wird, und nicht an eine der etabliertesten Metropolen der Welt, wo viele Leute Bauten in dieser Größenordung eigentlich gar nicht mehr für möglich gehalten werden. Natürlich ist die Baustelle an sich abgesperrt, aber man kann doch einiges sehen. Auch durch die Fenster, die nach gesetzlicher Vorschrift in Zäune eingebaut sein müssen, damit der Bürger sehen kann, was vor sich geht.
‘Hudson Yards’ trifft die ‘High Line’ – Es wird mehrere Berührungspunkte zwischen den ‘Hudson Yards’ und der ‘High Line’ (einem Park auf einer alten 2.5 Meter über der Erde verlaufenden, stillgelegten Schienenstraße) geben. Einige der neuen Gebäude sollen in die High Line integriert werden, was architektonisch sicher interessant wird. 10 Hudson Yards, das einzige schon offene Gebäude, ist schon mit der High Line verbunden.
Die höchste Freiluftaussichtsplattform der Welt auf Hudson Yards, die 2019 eröffnet wurde. Siehe auch NY Aktuell Artikel hier.
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