Von Oktober 2023 bis Juni 2024 stand diese Skulptur am Union Square in Manhattan
Auch in einer modernen Megametropole wie New York gibt es überlieferte Legenden. Keine ist vielleicht bekannter als die von den ‘Alligatoren in der Kanalisation’.
Ihren Anfang nahm die Geschichte wohl am 9. Februar 1935. Zwei Teenager, die am East River Schnee schaufelten, berichteten, dass ein Alligator aus einem Gully kroch und auf sie zukam. Als das 2.5 Meter lange Reptil auf die Jungen zukroch, fühlten sie sich bedroht und erschlugen es mit ihren Schaufeln.
In aller Wahrscheinlichkeit handelte es sich aber um kein mächtiges, lauerndes Raubtier, das in den New Yorker Abflüssen lebte. Vielmehr war es ein kranker, erschöpfter Alligator, der im East River aus einem Schiff aus Florida fiel, sich durch den eisigen Fluss kämpfte und mit letzter Kraft ans Ufer schleppte. (Den Originalartikel aus der NY Times seht ihr ganz oben im Post.)
Skulptur von Tom Otterness in der U-Bahn Station 14th Street + 8th AvenueEin Werbeposter der TWA Airline aus dem Jahr 1981
Woher kamen die Reptilien aber der Legende nach? Viele Leute glaubten, dass reiche New Yorker während Ferienaufenthalten in Florida noch nicht ausgewachsene Jungalligatoren als Haustiere kauften und sie in die Stadt brachten. Sobald sie ihre neuen Gefährten satt hatten – oder zumindest erkannten, wie groß und gefräßig sie werden sollten – spülten die Besitzer sie die Toilette runter. Einige wuchsen dann in der Kanalisation auf 2.5m oder 3m. Andere glaubten, dass es sich um Reptilien handelte, die über den Postversand gekauft wurden.
Wie dem auch sei, und abgesehen davon, dass New York viel zu kalt für die Tiere wäre, gehören die ‘Alligatoren in der Kanalisation’ heute zu New York, wie kaum eine andere Legende. Die Geschichte tauchte immer wieder in Büchern, Fernsehsendungen und Filmen auf und wurde zur Inspiration von Kunstwerken. Stadthistoriker Michael Miscione und andere geschichtsinteressierte New Yorker feiern den 9. Februar deshalb als ‘Alligator in the Sewer Day‘.
Das Museum of Street Art ist ein Tribut an die ‘5Pointz’ – einer stillgelegten Fabrik in Queens mit 200 Künstlerstudios, auf deren Mauern man jahrelang spektakuläre Street Art sehen konnte. Nicht nur Besucher, auch zehntausende U-Bahn Passagiere kamen in den Genuss der Kunst, weil die Subway oberirdisch an der alten Fabrik vorbeiratterte. 2013 mussten die 5 Pointz Platz für Eigentumswohnungen machen.
Man kann sich kaum einen ergreifenderen Ort für die Heilkfraft von Kunst vorstellen, als das World Trade Center Areal. Das ‘Mural (Wandgemälde) Project‘ auf dem ehemaligen ‚Ground Zero‘ zeigt Arbeiten von 6 Street Artists, darunter Stickymonger und Boogie Rez. Was alle Werke gemeinsam haben, sind die spielerischen, heiteren Motive der Werke. Diese Werke werden in voraussehbarer Zeit nicht durch andere ersetzt.
Der brasilianische Street Artist Eduardo Kobra, genannt Kobra, begann seine Karriere 1987 im Alter von 12 im heimatlichen Sao Paulo. Seitdem schuf er über 3.000 Wandgemälde auf fünf Kontinenten.In New York gab er sein Debut 2012 mit dem Wandgemälde „The Kiss“. Das Werk in allerbester Lage im High Line Park wurde von Millionen gesehen. Sechs Jahre später kam er wieder nach New York und malte innerhalb nur weniger Monate 18 spektakuläre Werke. Die Werke befinden sich hauptsächlich in Manhattan, ein paar in Brooklyn.
Dem Grafitti Aktivist Ray „Sting Ray“ Rodriguez wurde es 1980 erlaubt, die Innenwände des Jackie Robinson Spielplatz in East Harlem zu einer Ausstellungsfläche für Street Art umzufunktionieren. Sting Ray wollte jungen Straßenkünstlern einen Raum geben, wo sie sich ohne Angst vor der Polizei ausdrücken konnten. East Harlem war zu dieser Zeit eines der berüchtigsten Viertel in ganz New York. 40 Jahre später gibt es die Hall of Fame immer noch. Herzstück ist das riesige Wandgemälde ‘Welcome to Harlem‘ – eine Reise durch die Geschichte der Street Art in New York.
Mit seinem bahnbrechenden ‘Birds of America’ verfasste der Ornithologe John James Audubon 1827 ein Buch, das lange das wichtigste Nachschlagewerk für amerikanische Vogelkundler bleiben sollte. Audobon war nicht nur der Autor, sondern auch der Illustrator von ‘Birds of America’. (Ein Exemplar der Erstauflage wurde übrigens 2018 für 9,65 Millionen US-Dollar versteigert).
Die nach ihm benannte Audubon Society, eine Naturschutzorganisation, startete vor 6 Jahren zusammen mit Gallerist Avi Gitler das Audobon Mural (Wandgemälde) Project. Das Ziel ist es, im nördlichen Manhattan, der alten Wirkungsstätte von Audobon, Arbeiten von 300 Vögeln, die vom Klimawandel bedroht sind, zu schaffen. Derzeit ist man schon bei fast 120 Werken.
In den 1930er Jahren wurde unter dem Riverside Park auf Manhattans Westside ein Zugtunnel gebaut. Nachdem er 1980 stillgelegt wurde, kamen Obdachlose, um hier zu leben. Es wird geschätzt, dass zuweilen bis zu 100 Menschen hier ihr Heim hatten. 1991 vertrieb Amtrak, das amerikanische Gegenstück zur Bundesbahn, die Obdachlosen und nahm den Tunnel wieder in Betrieb. Zu dieser Zeit entdeckten Grafittikünstler den Tunnel für sich, allen voran Chris „Freedom“ Pape, nachdem der Bau auch inoffiziell benannt ist. Street Artists kommen immer noch in den Freedom Tunnel, obwohl es verboten ist, sich hier aufzuhalten. Es ist möglich, den Tunnel zu besuchen, aber man könnte wegen unerlaubten Betretens belangt werden. Weg zum Freedom Tunnel
Bis vor 8 oder 10 Jahren war Bushwick, ein Viertel in Brooklyn, in ganz New York für Verbrechen und Verfall berüchtigt. Seitdem verwandelte sich der Stadtteil zu einem Künstlerviertel und einer trendigen Wohngegend (natürlich bleiben die Probleme, die Gentrifizierung mit sich bringt, nicht aus). Joe Ficolora, Sohn sizilianischer Einwanderer, kennt das alte Bushwick noch gut. Der 41-jährige wuchs hier auf und musste mit 12 Jahren den Mord an seinem Vater erleben. Weg aus seinem Heimatviertel wollte Joe aber nie, im Gegenteil, er wollte einen Beitrag zu Bushwick leisten. 2013 kam Ficolara, einem Street Art Afficianado, dann eine Idee. Er wollte die vielen der oft immer noch trostlos anmutenden Blocks in Bushwick mit Straßenkunst lebendig werden lassen. Ficolora konnte viele Hausbesitzer und Künstler von seinem Projekt überzeugen und in den folgenden Jahren entstand unter dem Namen ‘Bushwick Collective‘ die größte Ansammlung von Street Art in New York. An Wänden von Wohnhäusern, Restaurants, Garagen, alten Fabriken oder Bauzäunen sind die verschiedenartigsten Arbeiten von Künstlern aus der ganzen Welt zu sehen.
Coney Island ist ein Viertel in Brooklyn, das für seinen Strand und Vergnügungspark bekannt ist. Coney Art Walls ist eine Sammlung freistehender Wandmalereien von mehr als einem Dutzend Graffiti- und Straßenkünstlern, kuriert vom bekannten Kunsthändler Jeffrey Deitch. Die Werke befinden sich auf einem vormals leeren Gründstück mitten in Coney Island, auf denen 5000 qm Fläche für Kunst zur Verfügung stehen. Viele der Wandmalereien haben Vergnügungspark- und Strandmotive, wie Meerjungfrauen, Vergnügungsparkfahrten oder Sonnenschirme. Künstler aus aller Welt sind vertreten, darunter Namen wie Kenny Scharf, Miss Van und Lady Pink. Coney Art Walls sind nur vom Mai bis September geöffnet. Mehr Info hier.
Mit diesem Wandgemälde von Tristan Eaton bedankte sich New York bei Krankenschwestern und anderen Helfern die an der Coronafront stehe
Street Art ist eine Kunstform, die man mit New York verbindet, wie kaum eine andere Stadt. Wer U-Bahnzüge voller Grafitti sehen…