Seit fast zwei Jahrzehnten gibt es einen stetigen Anstieg beim Fahrradfahren in New York. Wäre man hier früher noch als etwas exzentrisch angesehen worden, wenn man zur Arbeit radelt, ist diese sportliche, umweltfreundliche Art, sich fortzubewegen, nicht nur überall salonfähig, sondern liegt im Trend. Erfolgreiche Manager kann man heute genauso auf einem Rad sitzen sehen wie einen Studenten.
Vor allem sind praktische Gründe für starken Anstieg beim Radeln ausschlaggebend. Die U-Bahn hat Probleme, die vor allem durch ihr Alter verursacht werden und die Qualität des Service hat sich in den letzten Jahren nicht unbedingt verbessert (obwohl auch hier einiges gemacht wird). Beim Autofahren gibt es die gleichen Schwierigkeiten wie in anderen Großstädten, bei einer Megametropole wie New York noch extremer als in den meisten anderen Ballungsräumen, darunter verstopfte Straßen und natürlich Parkplatzmangel. Oft ist man auch mit dem Fahrrad schneller. Dies gilt besonders bei kürzeren Strecken, aus denen sich bei vielen New Yorker ein großer Teil der Wege im Alltag zusammensetzt.
In vieler Hinsicht nahm der derzeitige Boom 2007 seinen Anfang als Fahrradfreundin Janette Khan, Chefin des DOT (Department of Transportation, in etwa das New Yorker Verkehrsamt) wurde. Sie hatte klare Vorstellungen. “Wir brauchen Alternativen zum Auto und müssen New York fahrradfreundlicher machen.” Der damalige Bürgermeister Bloomberg unterstützte sie dabei und seine Nachfolger Bill de Blasio und Eric Adams führten die fahrradfreundliche Politik fort.
Die Pandemiejahre haben den Trend noch verstärkt, hauptsächlich weil viele New Yorker die U-Bahnen mieden, weil sie Angst hatten, sich anzustecken. Viele der neu dazugekommenen blieben ihrem Velo auch danach treu.
2007 gab es 850 km an Fahrradwegen, 2025 sind es gut 2000 km, circa die Hälfte davon geschützt. Die Stadt hat Pläne jedes Jahr 50 Meilen (80 km) hinzufügen.
Ein Highlight war die Umwandlung einer ganzen Autospur auf der Brooklyn Bridge zu einem Fahrradweg 2021, vor noch nicht allzu langer Zeit wäre das fast unvorstellbar gewesen.
Für viele der Fahrten werden die Citibike Leihfahrräder genutzt, die an gut 1000 Stationen erhältlich sind. Die Flotte besteht derzeit aus circa 43.000 Rädern, fünfmal so viel als im Gründungsjahr 2013, ein gutes Drittel davon sind E-Bikes.
Nicht alle New Yorker sind von der Wandlung zu einer fahrradfreundlicheren Stadt begeistert. Viele Autofahrer, denen Spuren genommen wurden, damit Fahrradwege gebaut werden konnten, beklagen sich darüber, dass der Verkehr gedrängter und chaotischer wurde. Es gibt auch Politiker, die sich fahrradfreundlichen Maßnahmen entgegenstellen, wie etwa David I. Weprin, ein ‘Assembly Man’ (in etwa Landtagsabgeordneter) aus Queens. Unter anderem ist er gegen die Pläne, auf den mehr Brücken Fahrradspuren einzurichten, da er glaubt, dass solche Maßnahmen die Verkehrsprobleme auf lange Zeit verschlimmern werden und aus “New York kein Amsterdam zu machen ist.“
Der Zeitgeist begünstigt aber die Pro-Fahrradkräfte und New York wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch fahrradfreundlicher werden.