Millionen bleiben weg – so erlebt New York das fast vollkommene Verschwinden des Tourismus

11.8.2020 – Von Mitte März an wurde das Leben in New York fast komplett heruntergefahren, um das Coronavirus zu bekämpfen. Die meisten Branchen haben mittlerweile, oft recht zaghaft, damit angefangen, den Betrieb in irgendeiner Form wieder aufzunehmen – natürlich mit erheblichen Einschränkungen. Der Tourismus, die größte Wachstumsbranche der Stadt, liegt aber praktisch noch immer komplett lahm.

Video: Der Times Square letztes Jahr!

Ein Hauptgrund für die fast totale Abwesenheit von Besuchern sind die Reisebeschränkungen. Diese gelten nicht nur mehr für internationale Besucher, auch von Amerikanern aus 34 der 50 US-Staaten wird verlangt, sich nach Ankunft in New York 14 Tage in Quarantäne zu begeben. Wie viele Leute kommen würden, wenn sie könnten, ist auch sehr fraglich. Die allermeisten Aktivitäten, die Besucher anziehen, sind derzeit nicht möglich: Es finden praktisch keine Events statt; Broadwaytheater und Museen sind zu; Restaurants können nicht auf normale Weise besucht werden und auch das hektische Straßenleben, das man mit New York verbindet, kann man nicht erleben.

Leere Staten Island Fähre – Foto Ed Joncik

Nachdem Besucher von außen fehlen, versucht das New Yorker Fremdenverkehrsamt NYC & Company mit der Kampagne ‚All in NYC’ New Yorkern und Menschen aus der Region Lust zu machen, die Gelegenheit des menschenleeren New Yorks zu nutzen. Die sehr ähnliche Initiative der Stadt Paris “Paris gehört dir” war vielleicht eine Inspiration.

Zwei der berühmten Outdoor-Wahrzeichen, Liberty Island – die Insel, auf der die Freiheitsstatue steht – und die Aussichtsplattform des Empire State Buildings haben wieder geöffnet, natürlich mit vielen neuen COVID-bedingten Einschränkungen und Regeln. Die Fähren zur Insel sind derzeit zum Großteil leer und auch vor dem Empire State Building warten kaum Leute.

An anderen Orten lockten die fehlenden Menschenmengen aber New Yorker an. Der innovative High Line Park war beispielsweise in den letzten Jahren so extrem voll, dass er von den Anwohnern gemieden wurde. Er war seit Ausbruch der COVID Krise geschloßen, aber öffnete seine Pforten vor 3 Wochen wieder und kann seitdem entspannt von den Einheimischen besucht werden.

Zum Vergleich, die High Line letztes Jahr:

Auch Governor’s Island wird dieses Jahr von einer Rekordzahl New Yorkern besucht. Die Insel, die bis in die 1990er Jahre der größte Stützpunkt der US-Küstenwache war und danach zu einem Park wurde, ist eine großartige Naherholungsmöglichkeit. Sie bietet eine beeindruckende Aussicht auf die Skyline von Manhattan und den Hafen inklusive Freiheitsstatue. Seit ein paar Jahren gibt es hier einen ‘Glamping‘ Platz‘ (Glampen ist ein Kunstwort, dass sich aus ‘glamorous‘ und ‚campen‘ zusammensetzt und für Campen mit vielen Annehmlichkeiten steht). Vanessa Vitale vom Betreiber ‘Collective Retreats’ sagte dem Wall Street Journal vor einigen Tagen “Das Geschäft ist dieses Jahr phänomenal. Der Großteil unserer Kunden sind New Yorker, die nicht weit vereisen wollen oder können.”  

Glamping auf Governor’s Island – Photo courtesy of Collective Retreats

Der Schaden, den der Wegfall des Tourismus aus dem Ausland und anderen Teilen der USA verursacht, wird durch Gäste aus der Region aber nicht nennenswert gemindert werden können. Immerhin rollte 2019 nach Angaben von NYC & Company eine Lawine von gut 65 Millionen Menschen in die Stadt. Ungefähr 13,5 Millionen von ihnen kamen aus dem Ausland – ein neuer Rekord. Für 2020 wurden 67 Millionen erwartet.

Tourism Stat
So viele Leute kamen vor der Pandemie

Die internationalen Gäste waren für die Stadt besonders interessant. Sie geben fast viermal so viel aus wie amerikanische Besucher, da sie länger bleiben, mehr unternehmen und oft auch gehörig shoppen. Im Jahr 2019 lag Deutschland mit gut 600.000 New York Touristen auf Rang 7 der Besucherländer. Es kamen auch 200.000 Schweizer und es ist anzunehmen, dass die Zahl von österreichischen Besuchern in der gleichen Größenordnung liegt.

“Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in absehbarer Zeit auch nur vergleichbare Zahlen sehen werden“, so Vijay Jadhav, dessen Familie ein kleines Hotel in Queens gehört. “Wir müssen akzeptieren, dass es erst einmal einen Zeitraum mit viel Unsicherheit geben wird. Auf lange Sicht bin ich aber optimistisch.”

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