
Nichts spiegelt die Unterschiedlichkeit der Einwohner von New York besser wider als die U-Bahn – das meistgenutzte Transportmittel, ungeachtet von Klasse, Rasse oder Abstammung.
Einzelne Linien haben oft einen ganz eigenen Charakter. Eine Strecke mit viel Persönlichkeit ist die 30 km lange Linie 7. Sie führt vom Times Square, dem Zentrum Manhattans, bis nach Flushing, einem Stadtteil von Queens. Vor der Pandemie nutzten fast 400.000 Fahrgäste die Linie an Wochentagen (momentan sind es wahrscheinlich immer noch einige weniger.)

3 der 24 Stationen der Linie 7 befinden sich in Manhattan, die restlichen 21 sind in Queens, dem Borough (Bezirk), wo mehr Immigranten aus allen Ecken der Erde leben, als irgendwo sonst in New York. Die 7 fährt viele Einwandererviertel in Queens an, was der Linie den Namen „Immigrant Express“ einbrachte.
Wie einige Strecken außerhalb Manhattans fährt die 7 nicht durch Tunnel, sondern auf Gleisen, die einige Meter über der Straße verlaufen. So kann man von der Bahn aus viel sehen.

In East Elmhurst und Corona findet man eine so große hispanische Bevölkerung, vor allem Mexikaner, das in diesen Gebieten Spanisch oft mehr als Englisch gesprochen wird. In Sunnyside gibt es eine große türkische Community. In Jackson Heights leben viele Südasiaten vor allem aus Indien, aber auch Pakistan und Bangladesch. Flushing ist so von Chinesen geprägt, dass man von einem zweiten Chinatown in New York spricht, man findet dort aber auch einige Koreaner und Filipinos. Die Liste von Einwanderervierteln, die die 7 anfährt, ließe sich fortsetzen.

So verschieden wie die Herkunftsländer sind auch die Berufe und Lebenswege der Zugezogenen. Es sind Babysitter, Taxifahrer oder Bedienungen, aber auch Ärzte, Banker und Hightech-Spezialisten, von denen viele in der Neuen Welt wieder ganz unten anfangen müssen. Doch sie alle eint dieselbe Motivation, die schon seit Jahrhunderten die Menschen dazu brachte, nach New York zu kommen: Sie alle hoffen hier auf ein besseres Leben.