Central Park West ist eine der exklusivsten Wohnstraßen New Yorks. Auf dem eleganten Boulevard, der sich an der Westseite des Parks entlangzieht, stehen einige der schönsten alten Apartmentgebäude der ganzen Stadt. Zum Beispiel das Dakota Building, in dem John Lennon seine New Yorker Jahre verbrachte, das Kenilworth, in dem Michael Douglas mit Catherine Zeta-Jones lebt (oder gelebt hat, wenn man der Klatschpresse glaubt und vielleicht wieder lebt), oder das San Remo, in dem Dustin Hoffman zu Hause ist.
Die meisten imposanten Gebäude entstanden in dem halben Jahrhundert zwischen 1885 und 1935. Seit den 50er Jahren wurde hier nichts mehr gebaut, das architektonisch mit diesen alten Prachtbauten mithalten kann. Bis schließlich den Immobilienunternehmern und Brüdern William und Robert Zeckendorf die Idee für ein neues Wohngebäude kam, das sich aber im Stil an den klassischen Wohnhäusern des Viertels orientieren sollte.
Das vom Weltklasse-Architekten Robert A.M. Stern entworfene 15 Central Park West sollte aus zwei Gebäuden mit insgesamt 201 Wohnungen bestehen, einem 43-stöckigen „Tower“ mit grandioser Sicht auf die Stadt und dem „House“ mit 20 Stockwerken. Die 3.000 für die Fassade verwendeten Platten sollten aus dem gleichen Kalkstein sein, der beim Bau des Empire State Buildings im Jahre 1931 verwendet wurde. Eigens dafür wurde der Steinbruch wieder aktiviert. Von den weiteren insgesamt 80.000 Steinelementen waren gemäß Plan 50.000 maßanzufertigen. Ein anderes Designelement waren die vom Stil her an die Renaissance angelehnten zwei Atrien mit Rotunda und Brunnen, die „Tower“ und „House“ trennen – solche Innenhöfe sind eine absolute Rarität im platzarmen Manhattan.
2004 ging es dann richtig los. Die Zeckendorfs kauften das Land für 400 Millionen Dollar von der Reederei-Dynastie Goulandri. Die weitsichtigen Goulandris hatten in den 70er Jahren, als die Stadt in schlechter Verfassung war, das Land für Beträge zusammengekauft, die man heute nicht einmal mehr Spottpreise nennen könnte. Die Strategie war dann, einfach zu warten, bis die Marktverhältnisse die Käufe profitabel machen würden. Die Rechnung ging voll auf. 2004 waren sie in der einzigartigen Situation, ein unbebautes Grundstück am Central Park zu besitzen, das groß genug für einen neuen Wohnkomplex war. Sie erzielten einen Preis, der zweimal so hoch war wie das allerteuerste Bauland zu diesem Zeitpunkt. Finanziert wurde der knapp eine Milliarde Dollar teure Bau von der Eurohypo, die ihren Sitz in Deutschland hat.
Ein Problem gab es noch. Eines der Gebäude, das abgerissen werden musste, das Mayflower Hotel, hatte noch vier Bewohner, die dort seit Jahrzehnten lebten und einen starken Mieterschutz genossen. Drei davon wurden die Zeckendorfs mit einer Abfindung von je circa 1 Million Dollar und einer neuen Wohnung los. Der vierte von ihnen, Herbert Sukenik, weigerte sich zu gehen, bis die Zeckendorfs ihm eine Wohnung für 2 Millionen Dollar kauften und ihm die dazu höchste Abfindung in der New Yorker Immobiliengeschichte zahlten (Experten denken, dass sie sich auf 17 Millionen Dollar belief).
Aus geschäftlicher Sicht hatte das Projekt etwas von einem Glücksspiel. Die Baukosten waren immens, nicht nur wegen der horrenden Grundstückskosten, sondern auch, weil statt des Hochziehens eines weiteren Glasturms hier ein aufwendiges Retrodesign verwirklicht werden sollte. Um damit Gewinn zu erzielen, mussten die Wohnungen zu – selbst für New Yorker Verhältnisse – extrem hohen Preisen verkauft werden.
Die Preise waren einzigartig, doch das Verkaufsteam konnte auch Einzigartiges dafür bieten. Das außergewöhnliche Design in Verbindung mit dem Umstand, dass in absehbarer Zeit nichts Ähnliches mehr auf den Markt kommen würde. Auch die Ausstattung des Gebäudes ist in ihrer Gesamtheit einmalig. Innen finden sich Edelmaterialien wie Holz und Marmor, die auch an den Glamour vergangener Zeiten erinnern. Die Bewohner können ein eigenes Kino benutzen sowie im eigenen 25 Meter langen Pool schwimmen. Auch eine elegante Bibliothek im altenglischen Stil gibt es, und man hat sogar an ein eigenes Wartezimmer für Chauffeure gedacht (hier steht ein Fernseher, wo immer der Wetterkanal gezeigt wird). Wer nicht will, dass das Hauspersonal oder Kindermädchen mit im Apartment wohnt, kann zusätzlich eine der 29 Kleinwohnungen für Dienstpersonal erwerben. Weinkennern werden 30 spezielle Weinzimmer zum Kauf angeboten. Es gibt einen Dining Room, bei dem es sich de facto um ein Restaurant handelt, offene Kamine in manchen der Flure und natürlich ein Sportstudio, das auch für Yoga und Pilates genutzt werden kann. Der Betreiber setzt nur erfahrenes Personal ein, das es gewohnt ist, Ultrareichen jeden Wunsch von den Lippen abzulesen.
Die Risikobereitschaft zahlte sich aus. Als 15 CPW 2008 fertiggestellt war, wurde das Gebäude schnell zu einem gigantischen Erfolg bei der New Yorker Elite und darüber hinaus. Rockmusiker Sting kaufte sich eine Wohnung für 27 Millionen Dollar, Schauspieler Denzel Washington schlug für 12 Millionen Dollar zu. Die allerteuersten Wohnungen gingen an Käufer der Hochfinanz. Das 1.000 Quadratmeter große Penthouse ging für 45 Millionen Dollar an Daniel Loeb, Gründer des Hedgefonds Third Point. Auch der Rennfahrer Jeff Gordon (in den USA eine große Berühmtheit) und Les Wexner, der Gründer des Dessous-Imperiums Victoria’s Secret, wohnen hier.
740 Park Avenue ist wohl das exklusivste Apartmentgebäude für „altes Geld“ in New York. Der Autor Michael Gross hat ein ganzes Buch darüber geschrieben: „740 Park: The Story of the World’s Richest Apartment Building“. Er sieht Parallelen zwischen dem 1929 gebauten Gebäude und 15 CPW. Der New Yorker Tageszeitung „Daily News“ sagte er: „15 CPW ist die zeitgenössische Version von 740 Park. Eine Wohnung hier ist eine Trophäe, die zeigt, dass man es geschafft hat.“
Zu denen, die es „geschafft“ haben, zählt auch der russische Milliardär Dmitri Rybolowlew, der im März ein Apartment in dem Gebäude für 88 Millionen Dollar für seine Tochter Ekaterina vom Ex-Citibank Chef Sanford „Sandy“ Weill kaufte.
Für Weill und andere Wohnungsbesitzer war 15 CPW eine exzellente Investition. Er hatte das Apartment 2007 vor der Fertigstellung von 15 CPW „vorbestellt“, zum Preis von 43,7 Millionen Dollar, also ziemlich genau der Hälfte. Weill will die 88 Millionen – der höchste Preis, der bis dahin für eine Wohnung in New York bezahlt wurde – für gemeinnützige Zwecke spenden. Auch andere Besitzer nutzten die Wertsteigerungen. Der Finanzier George Logothetis kaufte 2008 eine Wohnung hier für knapp 13 Millionen Dollar und verkaufte sie ein paar Jahre später für 24 Millionen. Die Anästhesiologin Dr. Anna Sokolova hat das ein Apartment dass sie 2008 für 5.9 Millionen gekauft hat, im März 2015 für 29.2 auf dem Markt. Experten erwarten, dass sie dem geforderten Preis recht nahe gekommen ist. Sting bietet derzeit sein Apparment, für dass er 2008 27 Millionen gezahlt hat, für 56 Millionen an.
Davon, hier zu wohnen, können die meisten Menschen natürlich nur träumen. Ganz außen vor bleiben müssen sie jedoch nicht – einer der beiden Innenhöfe ist für die Öffentlichkeit zugänglich, ein wunderbarer Platz, um ein bisschen „People Watching“ der exklusiveren Art zu betreiben.
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